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Musikalische Unterhaltung abseits jeglicher Genregrenzen

Von brachialen Stimmen, provokanten Texten und einheizenden Schneestürmen

18.02.2017 [sh] Auch wenn das Wetter draußen derzeit eher grau, trüb und eisig ist, das bequeme Sofa eine magische Anziehungskraft ausübt und der Regen hinter dem Fenster weitaus angenehmer zu beobachten ist, sollte man seine müden Knochen in Bewegung zu setzen, denn der musikalische Eventkalender der Stadt ist überaus breit und abwechslungsreich gefächert. So mixten wir uns in der vergangenen Woche einen genreübergreifenden musikalischen Cocktail. Dieser beinhaltete einen Schuss Rock mit rauchig, ausdrucksstarker Stimme der Kölschen Jungs AnnenMayKantereit, hardrockige Riffs der Rock-Urgesteine Pretty Maids und Gotthard, gemixt mit ein wenig ehrlich, rotzigen Electropunkrock von Grossstadtgeflüster und einem eisigen Spritzer Electro der Eisfabrik. Alles gut geschüttelt, ließ die Stimmung steigen, brachte das Blut in Wallung und die Fans zum Ausrasten.

Den Anfang machten AnnenMayKantereit. Mit handgemachtem, kraftvollen Sound und einer unerwartet brachialen Stimme überzeugten sie am Valentinstagabend in einer ausverkauften Swiss Life Hall. Ihre Texte sind gefühlvolle Liebeserklärungen, eindringliche Entschuldigungen, aber auch ausdrucksstarke Trennungsverarbeitung. Die Show pur, ohne aufwendige Special Effects, aber dafür mit unbändiger Spielfreude. Der Takt ist einfach mitreißend und so kam relativ fix auch Bewegung ins hiesige Publikum. Es wurde geschunkelt, geklatscht, die Hände in die Höhe gerissen, aber leider nur verhalten getanzt. Jedoch was die Hannoveraner an Tanzfreude vermissen ließen, machten sie mit lautstarken, stimmgewaltigen Gesängen wieder wett. Vor allen bei der wohl bekanntesten Entschuldigungshymne „Pocahontas“ war jegliche Zurückhaltung vergessen. Aus vollen Kehlen gaben die Niedersachsen der Band einen gänsehauterzeugenden Backround. Auf immer mehr Konzerten wird mittlerweile auch die Smartphone-Konzert-Stream-Sammelleidenschaft der Besucher thematisiert. AnnenMayKantereit widmet diesen Fans eigens einen Song der mehr als deutlich macht, was er von den so konservierten Konzerteindrücken hält und wie man sich fühlt in lauter Handy zu blicken, sei es von der Bühne oder aus dem Publikum.
Mit „Barfuß am Klavier“ und dem dem wieder rockigen „21,22,23“ verabschiedeten sich die AMK und entließen die Fans noch immer geflasht in die letzten Minuten des sich neigenden Tag der Liebenden.

Mit ihrer 25th Anniversary Tour machten die Schweizer Hardrocker Gotthard und die dänischen Rock-Urgesteine Pretty Maids am Mittwoch Halt in der Niedersächsischen Landeshauptstadt. Letztere enterten pünktlich um 20.00 Uhr die Bühne und ließen es ordentlich krachen. Einheizen war gestern, denn Pretty Maids zündelten nicht lange, sondern fackelten von Beginn an ein musikalisches, druckvolles Hardrock-Feuerwerk aus rund 30 Jahren Bandgeschichte ab. Die Fans dankten es mit kräftigem Nackenmuskulaturtraining, einer ausgelassenen Feierlaune, in die Höhe gereckten Händen und lauten Gesängen. Nach einer etwas ausgedehnten Umbaupause übernahmen Gotthard das Ruder und schlugen mit ihrem musikalischen Querschnitt eine Brücke zwischen gefühlvollen, balladesken Songs und krachig-griffig, rockigen Tönen. Der Bewegungsdrang auf, wie vor der Bühne war enorm. Neben aktuellen Songs des soeben veröffentlichten Albums „Silver“, welche sich perfekt ins LineUp einfügten, waren natürlich vor allem Klassiker wie „Let It Be“ Stimmungs- und Mitsinggarant, während „Angel“ oder „Heaven“ die Romantikerherzen erblühen ließen. Mit „Anytime Anywhere“ verabschiedete man sich auch eher ruhig. Auch wenn beide Bands aus dem Vollen schöpften, ihr Set mit ganzem Einsatz präsentierten und die Fans begeisterten, war das Publikum an diesem Abend eher den energischen Pretty Maids hörig.

Eine lange Schlange bildete sich am Donnerstag vor dem Capitol. Grossstadtgeflüster zogen vor allem die jüngere Generation an diesem Abend vom heimischen Sofa. Auf ihrer aktuellen „Fickt Euch Allee“ Tour durften sich die drei Berliner über vielmals ausverkaufte Clubs oder Locationverlegungen freuen. Ihre frechen, provokanten Texte kamen auch an diesem Abend ausnahmslos bei den Fans an, die lautstark die Band mit ihren Gesängen begleiteten. Die Stimmungsspirale drehte sich und ließ den Hitzepegel im Saal ansteigen. Der immense Bewegungsdrang der Anwesenden unterschied sich weitestgehend der der letzten Tage. Es wurden sogar vereinzelte Crowdsurfingversuche registriert. Spätestens mit dem Tourtitelgeber „Fickt Euch Allee“ gab es kein Halten mehr, das Capitol verwandelte sich in eine einzige Partyarea. Frontfrau Jen, Raphael und Chriz nehmen kein Blatt vor den Mund und trafen damit auch an diesem Abend den Zahn der Zeit und den Geschmack der Jugend. In Kombination mit ihren punkig, rockigen Rhythmen war stillstehen keine Option, sondern feiern, tanzen und springen ein absolutes Muss.

Der Samstag versprach der Jahreszeit würdig eisig zu werden. Die Idee zum aktuellen Album der Eisfabrik „Achtzehnhundertunderfroren“ kam den Electro-Pop-Pionieren um den charismatischen Fronter Charly bereits vor 200 Jahren, jedoch machten die widrigen Wetterbedingungen die Veröffentlichung unmöglich. So checkten sie nun im Rahmen ihrer „Nichtssommertour“ im LUX Club ein. Mit ihrem treibenden, eingängigem Electro Beats überzeugten sie kurzerhand auch die eher schwergängigen Hannoveraner und verwandelten das kleine Lux, trotz immer wieder einsetzender Schneestürme, in einen brodelnd kochenden Club. Während das Eis zu tauen begann, zeigten sich auch die ersten Eisbären und mischten sich unter die Menge. Gemeinsam mit der Band, ließ man sich von der raumfüllenden Energie anstacheln, und trieb die Stimmungsspirale weiter und weiter in die Höhe, dass es selbst die Raubtiere unter ihrem Fell Feuer fingen. Das Lux war der Eisfabrik letzter Tourstopp und dies setzte auf allen Seiten eine unbeschreibliche Euphorie frei, derer sich keiner entziehen konnte.

Welch überaus ereignis- und abwechslungsreiche Woche und die Erkenntnis, dass auch der Blick über Genregrenzen, abseits der eigenen Vorlieben, so manch Highlight und Überraschung bieten kann.

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