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M’era Luna 2018

Von treibenden Beats, Schneefall und unzähligen Sternschnuppen

12.08.2018 [sh] Seit Wochen bereits stöhnte das Volk ob der hitzigen Temperaturen. Schlimmer als die anhaltende Hitze jedoch, war der in weiten Teilen des Landes fehlende Regen. Vielerorts wurde bereits die höchste Brandgefahrenstufe ausgerufen. So galt auch auf dem M’era Luna Vorsicht im Umgang mit Feuer walten zu lassen. Grillen war somit nur im Mittelalterdorf an offiziellen Feuerstellen erlaubt, Hexenverbrennungen übrigens auch. Bekanntermaßen blieben Letztere aus, hatte man doch in Christians Kuppeley die Möglichkeit selbige abzugeben, umzutauschen oder der erstmals installieren und gut genutzten Geisterbahn als Inventar zur Verfügung zu stellen ;-).

Während sich im vergangenen Jahr aufgrund Dauerregens mein Festivaloutfit auf regenfeste Kleidung und stylische Gummistiefel beschränkte, fiel die diesjährige Auswahl, welche den Koffer füllte oder besser sprengte, weitaus umfangreicher aus. Richtig, auch wenn Frau an zwei Tagen nicht alles tragen kann, so gilt es zumindest auf jegliche Situation vorbereitet zu sein. Wie mir erging es wohl auch dem Gros an Festivalbesuchern, denn überdimensionierte Koffer und Taschen sowie zum Bersten ausgereizte Kofferraumvolumen sprachen Bände. Und dies obwohl die Gewandungen der Besucher mit steigendem Quecksilberpegel knapper, luftiger und somit platzsparender beim Verpacken sein sollten.

Mit den Gedanken noch beim letztjährigen Anfahrtsstau, überraschte es mich freudig, dass sich meine mittägliche Anreise komplikationslos gestaltete. Dem schon gut gefüllten Zeltplatz nach zu urteilen, war die Masse demnach noch frühzeitiger angereist. Freunde und Zeltnachbarn wurden aufs Herzlichste begrüßt und nach erfolgreichem Zeltaufbau galt es gemeinsam und zünftig das Festivalwochenende einzuleiten.

Bereits ab Freitag lud der Mittelaltermarkt mit seiner Auswahl an Schank- und Schmausständen zum Verweilen ein. Kaufleute boten Ihre Waren feil, im Zuber wurde der Alltagsdreck von der Haut geschrubbt und die Kuppeley sorgte dafür, dass einsame Herzen zueinander fanden. Auf dem Festivalgelände bot zudem die gut sortierte Händlermeile der hemmungslosen Shoppinglust Raum und auch vor dem Festivalmerch drängte sich die Masse der Einkaufswilligen. Extravagante Trends und sexy Kreationen der Gothic- und Fetischmode sorgten bei der Fashion Show für Stauen. Im Hangar faszinierten Marcus Heitz sowie der Comedian David Grashoff mit Auszügen aus Ihren Werken und der eloquent spitzzüngige Herr Christian von Aster gewährte seiner Zuhörerschaft Einblicke in die altersgerechte Unterbringung der vergreisenden Gruftigesellschaft. Um die Knochen allerdings noch ein wenig beweglich zu halten, luden zu späterer Stunde DJs zum gepflegten Tanzbeinschwingen ein.

Neben dem umfangreichen und kurzweiligen Rahmenprogramm, überzeugte vor allem auch das musikalisch hochwertige Festival-LineUp. Szenegrößen, Urgesteine und Newcomer gaben sich das Mikro in die Hand, gewichtige Headliner krönten die Abende und das Publikum feierte allesamt. Bereits am frühen Samstagmittag eröffneten die Bandcontestgewinner Cyborg das Festival und überzeugten mit einer energiegeladenen Bühnenperformance. Im Hangar knallten Wispering Sons ihren Post-Punk den bereits Anwesenden um die Ohren und vertrieben so letzte Müdigkeitserscheinungen. Im Verlauf des Wochenendes kamen hier insbesondere die Electro-Fans auf Ihre Kosten. So ließ es sich unter anderem perfekt abtanzen zu den Beats von Cephalgy, Frozen Plasma oder Atari Teenage Riot. Aesthetic Perfection, Hocico und Rabia Sorda hämmerten überaus druckvoll die Bässe durch die Halle, Eisfabrik sorgten für Schneefall im Hochsommer und Das Ich zelebrierten Gottes Tod und brachten den Hangar zum Bersten.

Auf der Mainstage hingegen wurde kräftig in die Saiten gegriffen. Erdling und Schattenmann mischten das Infield mit ihrem NDH-Sound auf und druckvoll donnerten Lord of the Lost aktuelle Songs und vergangene Hits von der Bühne, während Chris Harms in guter Rockstarmanier seine Gitarre zerlegte und Bassist Klaas crowdsurfenderweise ein Bad in der Menge nahm. Darkrock vom Feinsten lieferten die Finnen The 69 Eyes, Apoptygma Berzerk zündeten ein Hit-Feuerwerk und Rob Vitacca, seines Zeichen Sänger von Lacrimas Profundere Sänger verbreitete ein letztes Mal ein Hauch Melancholie bevor er sich offiziell von der der Band und den Fans verabschiedete. Die Spielleute von Tanzwut, In Extremo und Saltatio Mortis feuerten ein mittelalterliches Rockfeuerwerk ab, heizten mit ausgeklügelter Pyroshow ein und annimierten mit vollem Einsatz zum Mitsingen und Tanzen. Peter Heppner faszinierte mit seiner unverkennbaren Stimme. Als dann Überraschungsgast Joachim Witt nicht nur nochmals mit ihm „Die Flut“ performte sondern auch den neuen gemeinsamen Song „Was bleibt“ traf das mitten ins Herz und Gänsehaut bahnte sich den Weg durch den ganzen Körper. Ministrys politisches Statement spiegelte sich deutlich in der überdimensionalen Bühnendeko wieder und prangerte nicht nur die aktuelle Trump-Politik an, sondern auch den wieder auflebenden Faschismus der leider mittlerweile nicht mehr nur ein deutsches Problem darstellt. Musikalisch fegten sie mit ihrem brachialen Sound durch die Knochen, bließen die Ohren frei und ließen das Blut pulsieren. Front 242 sprudelten nur so vor Energie, trieben die Stimmungsspirale höher und heizten so richtig ein.

Energiegeladenen, kraftvoll und überaus bassverliebt enterten The Prodigy die Bühne. Diese schien für Keith Flints und Keith Palmers (alias Maxim Reality) Bewegungsdrang viel zu klein. Aber nicht nur auf der Bühne war Bewegung, auch das komplette Infield sprang sich in Ekstase. „Firestarter“, „Brethe“ oder „Nasty“, mit den Klassikern aus der eigenen Jugend und aktuellen Songs bebte das Fanherz und vibrierte der Magen. Ein Headliner der seines Gleichen suchte und ein Abriss der noch lange nachhallt. Geil, geiler, The Prodigy. Mögen die Stromschwankungen der Umgegend gering gewesen und die Herzschrittmacher im Gleichklang der treibenden Beats geschlagen haben.

Wer hat bitte an der Uhr gedreht? Wo nur ist das Wochenende geblieben. Mit den letzten Sonnenstrahlen enterten die EisbrecherCrew um Kapitän Alex Wesselsky am Sonntag die Bühne, heuerten zur „Sturmfahrt“ an und zelebrierten eine hitlastige M’era Luna Abschlussparty. Gemeinsam lief man „Amok“ und stellte fest – zum Glück sind wir „Verrückt“. Ob der hitzigen Temperaturen des Tages ließ man mit „Eiszeit“ einen Kunstschneesturm wüten, während der Himmel mit Sternschnuppen antwortete. Noch einmal wurde frenetisch gefeiert und sich vollends ausgepowert bis die letzten Töne verklangen und das diesjährige M´era Luna Geschichte ist.

Die Zeit verflog wie die Rhythmen der Musik im Wind. Neben einem kleinen Wehmutsgefühl bleiben aber allen voran tolle Erinnerungen, interessanten Gespräche, großartige Leute und jede Menge Spaß. Organisatorisch vollbrachten die Veranstalter eine Meisterleistung, derer unser herzlichster Dank gebührt. 25.000 Besucher feierten ein friedliches Miteinander, während Rettungskräfte, Polizei und Security mit helfenden Händen und offenen Augen über die Anwesenden wachten.

Wir sehen uns hoffentlich alle in einem Jahr wieder, zur gleichen Zeit, am selben Ort, wenn es heißt „Willkommen zum M’era Luna“. Die ersten Bands sind bereits bestätigt, also haltet Euch das Wochenende vom 10. – 11.08.2019 frei. Nähere Informationen findet Ihr unter www.meraluna.de

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