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M´era Luna …

…ist für mich, wie…?

11.08.2019 [sh] Diese Frage warf der Veranstalter im Vorfeld der diesjährigen Festivalausgabe in die Menge und erhielt daraufhin zahlreiche Antworten. Die besten Inspirationen prangten sodann täglich in großen Lettern über dem Gelände und zauberten dem zahlreich angereisten Dunkelvolk ein Lächeln ins Gesicht. Weitere Veränderungen zeigten sich in der Zeltplatzaufteilung oder dem Festivaldesign, beständig hingegen der Mittelaltermarkt für geselliges Beisammensein, das abwechslungsreiche musikalische LineUp, eine gut ausgestattete Händlermeile sowie das umfangreiche lukullische Angebot. Aber allem voran gut 25.000 Besucher, die ein friedliches Miteinander pflegen und für die das M´era Luna mehr als nur ein Festival, sondern vielmehr Musik, Freunde, Urlaub, Heimat und Familie ist.

„M´era Luna ist wie ein bunter Urlaub am Meer, nur ohne Meer und ohne Bunt!“ (A. Tron)
Bereits frühzeitig am Freitag flutete die Anreisewelle Hildesheim und sorgte für einen schwarzen Anstrich des Städtchens. Auch das Festivalgelände füllte sich rasch, Zelte und Wohnwagen übernahmen die Vorherrschaft und enthoben den Flugplatz seiner ursprünglichen Bestimmung. Freunde wurden sehnsüchtig erwartet, herzlich empfangen und gemeinsam begoss man den Beginn eines tollen Wochenendes. Dies konnten auch die kurzzeitig aufgezogenen Regenwolken nicht trüben. Nach der Öffnung des Infieldes strömten die Besucher die Shoppingmeile und den Hangar. Hier galt es ein gutes Plätzchen für die anschließenden Lesungen der Herren Markus Heitz, Axel Hildebrand und last but not least dem brillant begnadeten Wortakrobaten Christian von Aster zu ergattern. Letzterer entführte dann auch sogleich in seine phantastische Gedankenwelt, nahm ein wenig das anwesende Publikum auf die Schippe und stellte zudem seinen rot plüschigen Begleiter Elmo vor, der schlussendlich mit einem Freiflug die Lesung beendete und zugleich ein neues Zuhause fand. Im Anschluss galt es die Halle für die Feierwütigen freizugeben, die bis in die frühen Morgenstunden das Tanzbein schwangen.

Samstag. „M´era Luna … nicht daheim und doch Zuhause!“ (S. Weigl)
Die Sonne kitzelte bereits frühzeitig die ersten Zeltbewohner aus ihren Wochenendbehausungen und der Duft des schwarzen energiegebenden Gebräus waberte über den Zeltplatz. Noch blieb genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück und interessante Gespräche mit Freunden und Campnachbarn.

Pünktlich 11.00 Uhr betraten die Gewinner des M´era Luna Newcomer Wettbewerbs Null Positiv die Bühne und fegten mit brachialem Sound jegliche Müdigkeitserscheinung vom Acker. Kein Wunder, dass sich der Platz vor der Mainstage rasch füllte. Nicht nur optisch bot das Spreewälder Quartett eine reizvolle Show, auch die Energie von Frontfrau Elli Berlin wirkte ansteckend. Mit ihren deftigen Growls, aber auch sanftem Klargesang gewann sie die Sympathien der Festivalbesucher und auch so manch neuen Fan. Empathy Test hingegen brachten indes den Hangar mit ihren eingängigen Synthie Melodien zum Abtanzen und fesselten auch die Fans, die sich die guten Plätze für Sono und ihren Querschnitt aus 20 Jahren Electro-Pop-Bandgeschichte bereits frühzeitig sicherten. Während die Kraft der Sonne mehr und mehr zunahm, wuchs auch das schwarze Meer vor der Mainstage. Dort ging es mit Elektro Pop aus der Schmiede Sündenklang und einem gut gelaunten Mart Stahlmann weiter. Ewigheim verpassten anschließend dem Sound mehr Düsternis, Melancholie und vertonte Todessehnsucht und Stahlmann trumpften nicht nur mit aufwendigen Steampunk Outfits, sondern auch mit derben NDH Klängen, vornehmlich von ihrem aktuellen Album „Kinder der Sehnsucht“. Aber auch die bekannten Hits wie „Spring nicht“ und „Stahlmann“ sorgen für ordentlich Mitmachpotential auf dem Infield.

Hart, aber elektronisch feierte man hingegen im berstenden Hangar mit Terrolokaust, Centhron und {X}-RX. Harte Gitarrenriffs und ordentlich Druck auf der Kehle lieferten die Deathstars und brachten nicht nur Bassist „Skinny Discos Rastas zum Kreisen sondern auch so manch Nackenmuskulatur der Festivalgänger zum Knacken. Aber was soll´s, schließlich gab es auf dem Gelände auch Masseure die die Muskeln wieder lockerten.

Traditionell mittelalterlich wurde es mit den Königen der Spielleute Corvus Corax, die ihr Set überwiegend akustisch gestalteten. So zwar zum ausgelassenen Tanzen anregten, aber stimmungstechnisch eher weniger euphorisch lautstarke Reaktionen aus dem Infield ernteten. Anders hingegen bebte der Acker als Oomph! die Bühne enterten. Nun wurden Kehlen strapaziert, lautstark und textsicher intoniert und kraftvoll die Hände in die Höhe gereckt, geklatscht und getanzt. Mit Songs vom aktuellen Werk „Ritual“, aber auch den immer wieder gefeierten Klassikern „Augen Auf“ oder „Gott ist ein Popstar“ ließen die Mannen um Frontsänger Dero Goi das Blut der Fans pulsieren und das schwarze Meer stürmisch wogen. Ganz andere Flüssigkeiten sollten im Anschluss den Hangar überfluten. In blutiger Erwartung strömten die Fans die Halle und bewirkten kurzerhand den Einlass-Stop. Energetisch-aggressiv und lautstark legten Agonoize den Hangar in Schutt und Asche und bereits beim zweiten Song „Blutrausch“ ließ Fronter Chris L. seinen Körperflüssigkeiten freien Lauf, badete sich selbst und das Publikum in Mengen aus feuchtschwallendem Kunstblut. Am Ende überrascht er die Massen mit einem Cover von „Firestarter“ und gedenkt so dem verstorbenen Fronter von The Prodigy, welche noch im letzten Jahr den Hildesheimer Flugplatz unüberhörbar demontierten.

Mono Inc. geleiteten in gewohnt rockiger Manier in den Abend. Der Platz vor der Mainstage war mittlerweile undurchdringlich gefüllt und die Menge feierte jeden Song der Hamburger Dark Rocker. Neben der Info auf ein neues Album und einer anschließenden Tour, kredenzten sie dem Festivalpublikum noch die heimliche M´era Luna Hymne „Children of the Dark“, leider jedoch ohne die Mitwirkung der anderen Protagonisten Chris Harms, Tilo Wolff und Joachim Witt. Zeromancer füllten den Hangar wiederum mit elektronischen Klängen. Sänger Alexander Møklebust hat eine derart anziehende Bühnenpräsenz und wirkte auch mit leicht angegrautem Haar überaus attraktiv. Trotz fehlendem neuen Material wurden die Norweger frenetisch gefeiert und lautstark bejubelt. Um Zeit dreht sich auch das aktuelle Album von Lacrimosa. „Zeitreise“ erblickte im März des Jahres die Plattenläden. Tilo Wolff und Anne Nurmi überschreiten auch nach fast 30 Jahren mühelos Genregrenzen und wiegen ihre Fans auf einer Woge aus Schwermut, Melancholie, Hoffnung und Poesie.

Wiederum einen berstenden Hangar erlebten die Fans mit den stampfenden Rhythmen von [:SITD:] und auch das anschließende Samstagfinale mit den EBM Urgesteinen Die Krupps sprengte die Hallenkapazität. Bei den scheppernden Beats gab es kein Entkommen und der Hangar wurde mit purer Energie geflutet. Der Körper vibrierte, das Blut pulsierte und die Menge gab sich der rhythmischen Bewegung hin. Für zwei Stücke holten sich die Düsseldorfer um Juergen Engler zudem attraktive Unterstützung auf die Bühne. So ergänzte die reizende Lis van der Akker nicht nur mit weiblichen Vocals den hämmernden Klangteppich, sondern setzte auch optische Akzente. Auch die Mainstage wurde mittlerweile von einer Powerfrau dominiert. Mit der hereinbrechenden Dunkelheit zündeten Within Temptation ihr opulentes Hitfeuerwerk. So wurden unter anderem „Stand my Ground“, „Faster“ oder „What have you done“ mit einem monumentalen Bühnenbild in Szene gesetzt und mit einer grandiosen Licht, Laser- und Pyroshow untermalt. Stimmgewaltig heizte Frontfrau Sharon den Adel und ihre spielfreudigen Mannen die versammelte Menge an, welche wiederum ihr enormes Mitmachpotenial bewies. Zu Tausenden reckten sich die Arme empor und wogten im Takt, wurden Texte lautstark mitgesungen, getanzt, geklatscht und begeistert gejubelt.

Mittlerweile hatte sich Frau Luna über der Bühne positioniert und es rückte die Zeit der magischen Verbindung in den Fokus. ASP eroberten die Bühne und zogen bereits mit ihrem Opener „Phragmokontrolle“ die Anwesenden in ihren Bann. Kraftvoll nachlegend befeuerte man anschließend „Schwarzes Blut“ und taumelte lautstark vorwärts und abwärts. Neben Hitgaranten wie „Ich bin ein wahrer Satan“, „Kokon“ oder „Werben“, welche die Klangfarben des charismatischen Mastermind Alexander Spreng wunderbar zur Geltung brachten und regelmäßig für Gänsehautfeeling sorgten, gab man mit „Kosmonautilus“ auch ein Einblick auf das Ende November erscheinende Album und weckte die Lust auf mehr. Mehr Gänsehaut, mehr Kosmonautilus, mehr ASP. Noch immer feierte das schwarze Meer auf dem Infield. Eventuell aufkeimende Müdigkeit wurde durch die unheimliche Energie der Herren auf der Bühne weggefegt und in Lautstärke und Bewegung umgesetzt. Zur Krönung des ersten Festivalabends, der magischen Verbindung und der vergangenen gemeinsamen Jahre durfte auch das lichterlohe Brennen nicht fehlen, dessen man sich auch nach so langer Zeit nicht überdrüssig ist. Der abschließende Anspieler „Fortsetzung folgt…“ ein Versprechen auf ein baldiges Wiedersehen, Wiederhören und das magische Band.

Sonntag. „M´era Luna ist Familie!“ (D. Linde, A. Faninger, M. Tack, A.V. Holten, C. Meyer, S. Asmodis und 24.994 andere!)
Wiederum kitzelte die Sonne das Dunkelvolk aus ihren Zelten und es versprach ein angenehm temperierter Tag mit einer angenehmen Brise zu werden. Während die Frühaufsteher schon umherwirbelten war manch anderem die lange Nacht noch ins Gesicht geschrieben. Hier bewirkten eine kalte Dusche, ein ordentlicher Pott Kaffee und ein ausgiebiges Frühstück Wunder.

Heute oblag es Fear of Domination die Festivilaner in den Bewegungsmodus zu versetzen. Mit ihrem stampfenden Industrial Metal und der abwechslungsreichen Mischung aus verschiedenen Klangfarben des Klargesangs in Kombination mit gepfefferten Growls bliesen die Finnen nicht nur die Gehörgänge frei, sondern entstaubten sogleich das Infield. Die Electrofraktion wurde im Hangar mit etwas skurrilen Klängen von Yellow Lazarus begrüßt und erzeugte bei so manch Anwesenden Stirnrunzeln. Der druckvolle Sound von Formalin hingegen, überzeugte anschließend auf ganzer Linie. Bei strahlendem Sonnenschein stimmten indes Scarlet Dorn auf der Mainstage ruhige düstere Töne an, verzauberten das Publikum und überraschten zudem mit einem Gastauftritt des Lord of the Lost Frontmanns Chris Harms.

Mit den Hintergrundklängen von Faelder führte mein Weg über das Infield, um ein wenig der vielfältigen Festivalimpressionen einzufangen. Das Wetter war an diesem Wochenende den extravaganten und freizügigen Outfits wohl gesonnen und so gab es allerhand phantasievolle Roben, mittelalterliche Gewänder, heiße Lack und Latex Outfits und viel nackte Haut zu sehen. Auch die diesjährig aufgestellte Spruchtafel inkl. der darunter positionierten Särge stellten sich als beliebtes Fotomotiv der Besucher heraus. Hier wurde schon einmal ausgiebiges Probeliegen zelebriert. Das Speisenangebot war auf die multiple Welt der gelebten Ernährungseinstellungen abgestimmt und lockte mit allerlei leckeren Gerichten, während die gut positionierten mobilen Kaffeestationen, die das schwarze Gebräu mit vollendeter italienischer Geschmacksentfaltung anboten, die Kaffeejunkies in Massen anzogen. Auf der Gothic Fashion Show präsentierten sich aktuellen Modetrends, wie aufsehenerregende Haute Couture und im Rahmen der M´era Luna Academy fanden die interessanten Workshops zahlreich Anklang.

Musikalisch war der Hangar der nächste Anlaufpunkt. Hier versprachen Heldmaschine eingängige Melodien und mitreißende Refrains, sondern lieferten auch einen druckvollen Sound ab, der die Fans zum ausgelassenen Moshen und Headbangen animierte. Ausgelassene Partystimmung verbreiteten auch Versengold auf der Mainstage. Mit ihrem aktuellen Album „Nordlicht“ gab es neben den folkrockigen Klängen auch eine Liebeserklärung an die hanseatische Heimat auf die Ohren. Energiegeladen präsentierten sich die Bremer und heizten, neben dem strahlenden Sonnenschein, das Infield ordentlich auf. Es wurde getanzt, gesprungen und geklatscht und Songs wie „Thekenmädchen“, „Haut mir kein´ Stein“ oder auch das musikalisch-politische Statement „Braune Pfeifen“ frenetisch bejubelt und lautstark mitgesungen. Während der düster brachialen Performance von Diary of Dreams und den hämmernden Beats der neu bemannten Formation Funker Vogt, zog es mich zum Impressionsfang auf den Campground.

Zu den Aggrotechspezialisten Combichrist zog es die Massen vor die Mainstage. Mit aktuellem Album „One Fire“, entfesselter Energie, mitreißender Spielfreude und ungezügelter musikalischer Aggression zerlegten Andy La Plegua und Co. regelrecht die Bühne. Ekstatisch wurden die Felle der beiden Drums gegerbt, ließ man der immensen Bewegungsfreude auf und vor der Bühne freien Lauf und brachte mit brachialem Sound das Blut zum Kochen und den Flugplatz zum Beben. Ebenfalls totale Eskalation setzen die sich zurückmeldenden schwedischen EBMer Spetsnaz frei.

Geschichten um den sagenumwobenen Rübezahl erzählte Altmeister Joachim Witt und bewies mit seinen rüstigen 70 Jahren, dass er noch lange nicht zum alten Eisen zählt. Trotz dieser musikalischen Phantasiereise durften natürlich auch die Klassiker „Der Goldene Reiter“ und „Die Flut“ nicht fehlen, welche bei den Besuchern leidenschaftlich gefeiert wurden. Als anbetungspflichtig erklomm „Messias“ Eric Fish in weithin sichtbar glitzerndem Outfit die M´era Luna Bühne und die Jünger zollten Subway to Sally den gebührenden Respekt. Mit ordentlich Pyro, musikalischer Begeisterung und einer dynamischen Gastperformance durch Lord of the Lost Mastermind Chris Harms ackerte man den Flugplatz um und versetzte die Fans in regen Bewegungsmodus. De/Vision schlossen sich an und boten qualitativen Synthie-Pop. Abschließend entwickelte sich im Hangar noch einmal ein wüstes Tanzgelage, als Johan van Roy alias Suicide Commando die Elektro-Abrissbirne schwenkte.

Ein faszinierender Sonnenuntergang zeichnete sich ab. Der Besucheransturm auf die Mainstage immens. Hier leitete VNV Nation das diesjährige Festivalfinale ein. Der strahlende Frontmann Ronan Harris interagierte mit den Besuchern, animierte immer wieder zum Tanzen, Klatschen sowie lautstarkem Mitsingen und puschte das Stimmungsbarometer noch einmal ordentlich in die Höhe. Während die emotionalen Balladen zum Träumen einluden, regten die deftigen Electro-Beats zum ausgelassenen Tanzen an. Besonders eindrucksvoll das Lichtermeer, welches „Nova“ hervorbrachte und nicht nur den Fronter flashte, sondern auch eine angenehme Gänsehaut zauberte.

So neigte sich leider die 2019er Ausgabe des Festivals dem Ende. Wehmut mischte sich unter die Euphorie, die man soeben noch verspürte. Während für manche schon die Zeit des Abschieds nahte, verausgabten sich andere noch beim traditionellen Abschiedstrommeln quer über den Zeltplatz.

Ja, das M´era Luna ist alljährlich ein absolutes Highlight. Das M´era Luna ist nicht nur Musik quer durch die schwarzen Szenegenre, es sind liebe Freunde, neue Bekanntschaften, es ist Urlaub vom Alltag, ein zur Ruhe kommen, es ist Familie, ist Heimat, ist schwarz und noch so vieles mehr. Ein überaus herzlicher Dank an den Veranstalter und die unzähligen Helfer im Vorder- und Hintergrund für die logistische, wie organisatorische Meisterleistung, an die zuvorkommende Pressebetreuung, die Meister ihres Faches an Licht, Ton und Technik, die Security, die Bands und Fans und die mehr und mehr zusammenwachsende Fotofamilie. Chapeau!

Die ersten Bands für das kommende Jahr stehen bereits fest, andere werden noch folgen. Darum sichert Euch rechtzeitig die Tickets. Auch wir werden hoffentlich wieder Vorort sein und freuen uns schon, wenn die schwarze Familie zusammenkommt, wenn der Blick von der Autobahn das weitläufige Areal voller Zelte und Autos erahnen lässt, das wohlige Gefühl von Ankommen die ersten emotionalen Freudentränen freigibt und es wieder heißt: „Guten Morgen Hildesheim, guten Morgen M´era Luna.“

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