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Peter Heppner „My Heart of Stone“-Tour 2012

Gänsehaut und samtene Klänge. Heppner live in Erfurt.

24.11.2012 [db] Wer kennt sie nicht. Diese wunderbar melancholischen Songs mit der tiefen, charismatischen Stimme von Peter Heppner: Dream of You – Die Flut – Wir sind wir – The Sparrows and the Nightingales – Glasgarten – Kein Zurück. Ob mit Wolfsheim, im Alleingang, als düster funkelnder Moment auf Stücken von Schiller, Paul van Dyck, Goethes Erben, Nena, Umbra et Imago oder Girls under Glass – es ist schwer im Dark Wave und Elektro Pop an dieser markanten Stimme vorbeizukommen. Und man will es auch nicht. Heppner hören, umschließt die Ohren sanft und lässt die Seele auf Reisen gehen. Ob allein zu Hause oder in der Menge auf einem Konzert. Peter Heppner hat die geheime Superkraft, seinen Zuhörer fortzutragen. Immer und immer wieder. So erlebt auf seinem Konzert in Erfurt.

Doch bevor ich in den Genuss kam, Peter Heppner live zu erleben, musste ich durch die Vorbandhölle. Und zurück. Es gibt Bands, die sollten niemals, unter keinen Umständen das Licht einer Bühne entdecken. „Kosmos“ gehört für mich dazu. Ich hab es noch in den Ohren, wie alle schwarze Welt aufschrie und mit dem Finger auf den Grafen zeigte, als er kommerziell erfolgreich wurde. Schlager sei das jetzt. Furchtbar. Nicht anzuhören. Was habe Unheilig sich verändert. So ein Verräter. Lasst mich eines festhalten – es gibt Bands, die man kaum kennt, die noch viel „schlimmer“ sind. Ich bin bei Vorbands grundsätzlich auf alles eingestellt, wenn ich sie noch nicht kenne. Aber auf diesen schwarzen Schlager, doppelt weichgespült, war ich nicht gefasst. „Kosmos“ möchte ich samt Frisur gerne wieder vergessen. Aus dem Publikum hörte ich einen Besucher sagen: „Wenn die noch länger gespielt hätten, wär‘ die Hälfte gegangen.“ Ich war kurz davor. Einzig und allein die Aussicht auf Heppner und Sven Friedrich hat mich davon abgehalten. Hach, Sven Friedrich! Auch so eine wundervoll tiefe Stimme, mit der man eigentlich alles singen kann. Friedrich, der im kommenden Frühjahr mit „Dreadful Shadows“ auf Tour geht und auch in Erfurt gastieren wird, war an diesem Abend als zweiter Support mit seinem Projekt „Solar Fake“ dabei. Gott sei Dank! Solar Fake passen musikalisch deutlich besser zu Peter Heppner und erfahren an diesem Abend im Gewerkschaftshaus auch deutlich mehr Zuspruch, wie man dem Lächeln Friedrichs nach dem Applaus aus dem Zuschauerraum entnehmen kann. Besser! Da funktionierte auch das „Talk Talk“-Cover „Such a Shame“ wunderbar.

Wer über die Werke Heppners keinen Zugang zu Dark Wave und Elektro Pop findet, dem wird der Weg wohl versperrt bleiben. Für eine schmerzhaft lange Zeit. Hypnotisch strudelt man in die Songs hinein. An diesem Abend gepaart mit einer Lichtshow, die den Stücken den passenden Rahmen verlieh. Ein fast scheuer Heppner auf der Bühne, umgeben von seiner Liveband. In T-Shirt und Jeans und mit einem bübischen Lächeln um die Augen sang er eigene Stücke und Songs aus der Zeit von Wolfsheim. Als er zu Beginn seines Sets „Kein Zurück“ sang, ertappte ich mich selig lächelnd im Graben hocken. Es gibt Songs, die begleiten dich ein Leben lang. „Kein Zurück“ ist ein solcher. Irgendwann atmest du jede Zeile. Die Gänsehaut aber bleibt. Glücklicherweise. Das zu schaffen vermögen nicht viele Künstler. Ein Abend voller Gänsehaut.

Remember that you felt alive. Sometimes.
(“The Sparrows and the Nightingales”, Wolfsheim | 1991)

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