ASP auf dunkelromantischer Akustiktour

Von mystischen Kreaturen, altersbedingten Jungbrunnenbestrebungen und einer gehörigen Portion der magischen Verbindung

24.11.2022 [sh] Mit Verspätung und mehrfachen Verschiebungen fanden sich am Donnerstag zahlreiche Fans schwarzer Szenecouleur zu ASPs dunkelromantischen Herbstnächten im Theater am Aegi ein. Thematisch galt es spannungsgeladenen Geschichten um allerlei mystischen Kreaturen aus der Märchen- und Sagenwelt zu lauschen, welche musikalisch in ein akustisch-reduziertes Gewand gekleidet wurden. Und wer Mastermind ASP kennt, weiß, dass er seine Erzählungen nicht nur grob skizziert, sondern sie so bunt und eindrucksvoll bebildert, dass man mit Haut und Haar in seine Welt eingesogen wird. Es versprach also ein überaus intensives Erlebnis zu werden.

So war es auch kein Wunder, dass bereits mit dem Einstieg „Was Du Dir Wünscht“ die magische Verbindung auflebte und, wenn auch sitzend, der Song bei den Fans den inneren Bewegungsdrang nach Mitwippen und Klatschen beflügelte. Mit einem Zutiefst/Kosmonautilus Songquintett sank man tief hinab auf den Meeresgrund und seinen schaurigen Bewohnern. Zu „Tintakel“ sinnierte Herr Spreng über seinen nun erreichten Lebensabschnitt und der allseits gesellschaftlichen Bemühungen die Jugendlichkeit zu binden. Da bei seinem nicht existierenden Führerschein der PS-strotzende Ferrari jegliche Sinnhaftigkeit entbehre, bliebe ihm nur die Möglichkeit seine äußere Hülle mit farblichen Pigmenten permanent auszugestalten. Die Entscheidung dahingehend würde er allerdings vom adäquaten Mitwirken der Zuhörerschaft abhängig machen, worauf bereits erste positive Reaktionen aus dem Saal kundgetan wurden.

Dem folgte sogleich eine weitere ohrenbetäubende Begeisterungsbekundung. Dunkle Magie, Gestaltwandlungen, die Liebe des Zauberschülers Krabat und natürlich auch die Rabenfedern ließen die Herzen höher schlagen. “Varieté Obscur” wiederum beleuchtete hingegen eine etwas andere Obsession rund um Ausschweifungen, Lust, Begehren und der Befriedigung dessen.

Nach einer kurzen Pause ging es im magisch-dämonischen Metamorphosenmarathon weiter. Man folgte den Wolfsspuren, wohnte der Verwandlung des schwarzen Schmetterlings bei und landete im Reich des Einhorns. Und da Einhörner ja in jeglicher Form als Verkaufsschlager herhalten, kann auch Frontmann ASP nicht umhin und griff in die magische Requisitentruhe, aus der er einen Einhornhaarreif zauberte. Ein Raunen und Feixen zog über die Bühne und wurde im Saal vernommen. Schließlich kam Bassist Lias die Ehre zuteil, Träger dieses zauberhaften Accessoires zu sein.

Die Ausgelassenheit auf der Bühne und die immense Spielfreude war über den ganzen Abend spürbar und trieb eine kaum zu bändigende Euphorie in die anwesenden schwarzen Seelen. Trotz Theaterbestuhlung gab man immer wieder dem Bewegungsdrang nach, tanzte, klatschte, sang und feierte die Band und die dargebotenen Songs. Die eindrucksvoll-bildhafte textliche Gestaltung, die ekstatische, wie harmonische instrumentale Untermalung, verbunden mit der gesanglich intensiven Darbietung berührt Herzen, entfacht Feuer und lässt die Fans tief in seine Geschichten eintauchen. So leidenschaftlich man mit den Kreaturen mitfieberte, so überraschend nahte das Ende des Abends.

Aber auch auf das nordisch-hannoversche Publikum war Verlass und unter lauten anhaltenden Heeeooooo Rufen erklomm die Band noch einmal die Bühne. Getreu dem Motto, wer zur Adventszeit toure, dürfe auch Adventslieder singen, wurde es mit „O come, o come Emmanuel“ noch einmal besinnlich im Saal. ASPs Klangtiefe ließ das Blut in den Adern förmlich vibrieren, erzeugte im gleichen Maße innere Zufriedenheit wie auch wohlige Gänsehaut.

„The Mysterious Vanishing of the Foremar Family“ beschloss aber dann endgültig diesen Abend und entließ die anwesenden Fans. Diese bedankten es mit stehenden Ovationen und frenetischem Applaus für den wundervollen und zauberhaft magischen Abend.

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