Kleines Fest im Großen Kurpark
Wenn Regentropfen tanzen, Seifenblasen flüstern und Herzen leuchten
25.07.2025 [sh] Es gibt Tage, da schaut man häufiger gen Himmel als aufs Handy. Der 25. Juli war so einer. Die Wetter-App: ein Wechselbad der Gefühle. Der Blick skeptisch, die Hoffnung groß. Regen war angekündigt und er kam. Doch nicht allein. Mit ihm, ein Hauch von Abenteuer, ein Schuss Trotz und ganz viel Vorfreude. Denn wer zum Kleinen Fest reist, weiß, Magie lässt sich nicht wegregnen.
Schon im Zug aus Hannover wurde klar, man war nicht allein. In den Gängen wuselten Bollerwagen, auf den Sitzen blätterte man im Programmheft. Ein leises „Ich freu mich so“ klang durch die Gespräche. Eine stille Parade der Sehnsucht nach dem Original, nach Harald Böhlmanns Herzensprojekt mit Kultstatus.
Kaum hielt ich meine Einlasskarte in der Hand, öffneten sich die Himmelsschleusen. Ein Regenguss wie aus dem Bilderbuch. Doch statt Flucht: Picknick. Ein paar Unerschrockene breiteten ihre Decken aus, trotzten dem Nass mit Käsehäppchen und Sekt. Ich liebe diese Menschen.
Und dann bahnte sich die Sonne ihren Weg durch die Wolken. Pünktlich zur Eröffnung durch internationale Künstler erstrahlte der Kurpark in goldenem Licht. Herr Momsen begrüßte das Publikum mit norddeutscher Gelassenheit und einem charmanten Augenzwinkern. Der Kurpark war voll, viele Hannoveraner waren anwesend. „Zum Original“, sagte er. Und ich nickte innerlich.
Zwei Tage lang wurde Bad Pyrmont das Epizentrum des liebevoll Verrückten, des Zauberhaften, des Unvergesslichen. Harald Böhlmann, der Mann mit dem Zylinder und dem Gespür für das Besondere erhob sein Glas und das Herz gleich mit. Auf einen wundervollen Abend, der in diesem Moment längst begonnen hatte.
Die Reise durch eine Welt voller Poesie, Witz und Wunder begann und ich ließ mich treiben. Bei Txema Muñoz, dem schweigsamen Pantomimen, der Clownerie mit Zauberei verschmolz, blieb kein Auge trocken. Seine wortlose Performance, versetzte alle in Staunen. Vorbei an Harold Hugenholtz, dem niederländischen Karikaturisten, der mit Pixeln zeichnete statt mit Stift – digital, ja, aber mit Seele. Hin zu Jan Logemann, dessen Karten verschwanden und dafür Lachmuskeln erschienen ließen. Er verteilte nicht nur Spielkarten, sondern auch Momente, in denen man vergaß, dass Magie nur Illusion ist. Seine Finger tanzten, während unser Verstand stolperte.
Später sinnierte Herr Momsen über die Evolution, die sich rückwärts entwickle: „Der Blick aufs Handy killt den aufrechten Gang und KI ersetzt das Hirn“. Und gesprochen werde nur noch in Lauten wie „Bo, Ey, Alta.“ Es wurde gelacht. Laut. Und etwas wehmütig.
Patrick Nederkoorn nahm uns mit auf eine Reise zwischen Deutschland und den Niederlanden. Charmant, witzig, klug. Klimaflüchtlinge mit Wohnwagen auf der linken Spur, Willkommenskultur auf Autobahnen, die zehn Meter später vom ersten Blitzer unterbrochen wird. Und kulinarisch? Deutschland gewann: Was in Holland als Delikatesse gilt, ist hier Restmüll in Semmelmehl.
Im Magic BUS von André Desery wurde es eng, wild und magisch. Ohne Anschnallgurt, dafür mit viel Esprit. Er spielte mit Uhren, Zeit, Karten und mit Hannoveranern. „Für Qualität reist man halt zum Original“, sagte er. Und das Publikum nickte mit Begeisterung.
Zwischendurch begegneten einem Fabelwesen: Windpferde, die wie getragen vom Wind durch den Park schwebten. Ihr Wiehern, ihr Schnauben und die sphärischen Klänge. Alles schien möglich. Bubble On Circus verzauberten mit Millionen Seifenblasen. Kinder folgten ihnen staunend und Erwachsene hielten inne. Es wirkte, als erzähle die Luft selbst Geschichten, so flüchtig, schillernd, wunderschön. Gonya, die 213-jährigen Schildkrötengroßmutter kam mit ihrem Rollator des Weges. Begleitet von Urenkel Kilpie erkundete sie neugierig die Welt. Eine Hommage an die Langsamkeit, als Geschenk, nicht als Stillstand.
Bei den Moccamakern fand man einen Moment wohltuender Entschleunigung, Eingehüllt in den Duft aus Kardamom, Minze und Mokka ließ man für einen Augenblick den Alltag hinter sich und schaute dem Treiben auf der Wiese zu. Gleich gegenüber wirbelten Witty Looks mit cartoonhafter Mimik, waghalsiger Balance und ansteckendem Humor, der die Parkbesucher zum Lachen brachte, umher und zeigten, dass man mit einem Rad mehr bewegen kann als mit vier. Und dann war da Frans, der kleine Clown. Er sprach nicht und sagte doch alles. Wer ihm begegnete, spürte, wie mächtig Stille sein kann. Wie leise Humor sein darf. Und wie tief Blickkontakt reichen kann.
Dem Pfad folgend, fesselte Avital & Jochens Luftakrobatik, die von Vertrauen getragen durch die Luft schwebten. Das Duo Un Pie tanzte sich gemeinsam mit den Besuchern voller Sehnsucht und Hingabe durch eine Welt aus Akrobatik, Tango und einem Hauch Clownerie, bis der finale Kuss das Herz berührte.
Die hereinbrechende Dunkelheit kündigte das Ende an. Immer mehr Besucher versammelten sich auf der großen Wiese. Noch einmal ergriff Herr Böhlmann das Wort, dankte den Künstlern, bevor sich ein berauschendes Feuerwerk über den Himmel ergoss. Ein letztes Staunen. Ein kollektives „Wow“. Ein stilles „Danke“.
Das Kleine Fest im Großen Kurpark – ein Fest, das nicht laut sein muss, um Herzen zu berühren. Es ist ein Gefühl. Ein Seelenbalsam. Eine Ode an die Kleinkunst, an das Lachen, die Magie und die Fantasie.
Danke, Bad Pyrmont. Danke, Harald Böhlmann. Danke, ihr wunderbaren Künstler.
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