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Nightwish auf großer Europatournee

Nightwish und Gäste bringen die Hamburger Barclaycard Arena zum Beben

18.11.2015 [ms] Ein großes Konzert in Hamburg und die Anschläge von Paris sind noch nicht mal eine Woche alt. Geht man hin, lässt man es bleiben? Zugegeben, ein kleines mulmiges Gefühl bleibt bestehen, als wir uns an diesem Abend auf den Weg in die Barclaycard-Arena in Hamburg machten, um uns ein illustres Paket an Bands einzuverleiben. Nightwish als Headliner, dazu als eher deftige Vorspeise Arch Enemy und Amorphis. Um nur eines vorwegzunehmen: keine dieser drei Bands ging auch nur im Ansatz auf die Anschläge ein. Etwas schade, da ich von derartigen Musikern einfach erwarte, dass sie sich zu solchen Ereignissen äußern. Schließlich war in diesem Fall direkt die Metal- und Rock-Szene betroffen.

Amorphis hatten nur dreißig Minuten Zeit, um sich mit dem Nightwish Publikum anzufreunden. Erster kluger Schachzug der Finnen war, doch eher auf ruhiges Material zu setzen. So gab es gleich vier Stücke vom neuen Album „Under The Red Cloud“. Lediglich „Hopeless Days“, „Silver Bride“ und „House of Sleep“ sind älteren Kalibers, aber auch diese erinnern nicht daran, was Amorphis einst auf ihren ersten beiden Alben abgelieferten. Frontmann Tomi Joutsen war noch nie ein großer Redner, so fiel die Kommunikation mit dem Publikum auch eher gering aus, aber klar, man will ja möglichst viel von sich zeigen in der kurzen Zeit. Der Sound im Allgemeinen war nicht wirklich gut ausbalanciert, teilweise sogar etwas matschig. Aber nun ja, alles in allem haben Amorphis das Beste aus der Situation gemacht und sich einem großen Publikum gezeigt.

Was ist bloß aus Arch Enemy geworden? Als der Weggang von Angela Gossow an die Öffentlichkeit kam, prophezeiten viele, dies sei der Schlusspfiff für den Erzfeind. Aber man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben, denn mit Alissa White-Guz wurde ein Ersatz aus dem Hut gezogen, den viele nach den ersten Eindrücken für „vollwertig“ empfanden. Schon bald stellte sich aber heraus, dass die ganze Band einfach nur noch stark nachließ. Das Album nach dem Weggang der charismatischen Frontfrau, „War Eternal“, rief dann auch sehr gemischte Reaktionen hervor.

Was an diesem Abend präsentiert wurde, ist mit durchwachsen noch sehr wohlwollend beschrieben. Sängerin Alissa kam mit einem Gewand auf die Bühne gehüpft, das optisch irgendwo zwischen Kiss, Gwar und Ziggy Stardust anzusiedeln ist. Irgendwie…..komisch. Zwar waren auch einige Arch Enemy Fans im Publikum auszumachen, jedoch täuschte dies nicht darüber hinweg, dass viele mit dem Sound der Schweden nicht warm werden wollten. Auch wenn Klassiker wie „No Gods, No Masters“ oder auch „Nemesis“ an diesem Abend nicht fehlten, sprang der Funke nicht über. Hinzu kam, wie schon bei Amorphis, ein eher schlechter Sound. Die Aufforderungen an das Publikum, doch bitte schön mitzuklatschen oder mitzuhüpfen wirkten zudem schon ein wenig befremdlich. Nach etwas mehr als einer dreiviertel Stunde war dann auch Schluss.

Nightwish
sind mittlerweile eine perfekte Unterhaltungsmaschine geworden. Wer hier Spontanität oder etwas Überraschendes erwartet, ist völlig fehl am Platz. Soll aber nicht heißen, dass die Truppe um Tuomas Holopainen keine gute Laune verbreitet. Gleich zu Beginn gab es Pyros und Nebelwerfer satt, der Einstieg mit „Shudder Before The Beautiful“ war gut gewählt. Es folgte eine tolle Reise durch die gesamte Bandgeschichte von Nightwish. Songs aus allen Schaffenszeiten wurden dargeboten und endlich passte auch der Sound. Wuchtig, aber dennoch detailliert. Warum ging das nicht schon früher so? Der größte Teil der Fans kam nun auf seine Kosten und die Finnen wurden komplett abgefeiert. Sängerin Floor Jansen war gut bei Stimme und machte sich mit ihren Ansagen bei den Fans noch ein klein wenig mehr beliebter. Songs wie „Wishmaster“, „Elan“, „Alpenglow“, „Nemo“ oder auch „Stargazers“ ließen jeden Nightwish Fan jubeln. Die knapp zwei Stunden vergingen dann auch recht zügig. Immer wieder wurde die Show mit optischen Effekten verziert. Pyros, Nebel oder auch die große Monitorwand an der Rückseite der Bühne wurden als visuelle Stilmittel eingesetzt. Etwas überraschend war dann der Schluss. Im Gegensatz zu den Erwartungen der Fans gab es nach „The Greatest Show On Earth“ keine Zugaben mehr. Die Band kam noch einmal zur „Musik aus der Konserve“ auf die Bühne um sich zu verabschieden und das war es dann. Die Lichter gingen an und das Publikum wurde in eine typische Hamburger Nacht entlassen: stürmisch und mit etwas Regen.

Alles in Allem war es ein toller Abend mit einem würdigen Headliner und zwei eher etwas glücklosen Vorbands. Absolut übertrieben waren übrigens die Merchandise Preise. 30,00 EUR für ein T-Shirt musste man mindestens hinlegen, für Kapus und sonstigen Schnickschnack, wie Schmuck von Nightwish mindestens doppelt so viel.

Gastredakteur: Marc Schallmaier

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