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21 Jahre Rockharz und kein bisschen leiser

Tausende Metalheads feiern am Fuße der sagenumwobenen Teufelsmauer

12.07.2014 [sh] Mit „Rock gegen Rechts“ und hämmernden Metalriffs verschaffte man sich zu Beginn der 90er Jahre im Harz lautstark Gehör. 21 Jahre später ist das „Rockharz Open Air“ mit seinen gut 12.000 Besuchern eine feste Größe im Festivalkalender. Im Vergleich zum bekannten großen Bruder, dem Wacken Open Air, jedoch noch immer ein Geheimtipp und ein liebevoll aufgezogenes Familienfestival. Das diesjährige Line Up, unter anderem mit den Headlinern Sabaton, Children of Bodom, Powerwolf und In Extremo, sprach für sich. So konnte man erstmals bereits vor Festivalbeginn den Ausverkauf der Wochenendkombitickets vermelden.

Trotz der schlechten Wetteraussichten und prognostizierten Unwetterwarnungen, füllte sich der Campingplatz bereits am Mittwoch zusehends. Die Devils Wall Stage lud mit Bands wie Brainstorm und Rhapsody of Fire zum Festivalauftakt. Manche richteten sich auf dem Zeltplatz ja fast schön häuslich ein, während für andere die Rücksitzbank des eigenen fahrbaren Untersatzes als Schlafplatz diente, zeigte sich die Dekadenz in gut ausgestatteten Zelten mit eigenem Blumenbeet und Klingel am Eingangstor. Selbst ein funktionstüchtiger Ofen wurde gesichtet.

Am Donnerstag erreichten auch wir das malerische Ballenstedt am Fuße des Harzes und wurden am Flugplatz, weniger gediegen, aber umso lautstärker mit den Klängen von Hammercult in Empfang genommen. Vor der Stage feierte bereits ein schwarzes Heer aus begeisterten Metallern. Mit einem breiten Repertoire, aber vor allem aktuellen Songs des kürzlich veröffentlichten Albums „ Shadows oft the dying Sun“ weckten Insomnium die melancholische Seite, der doch sonst so harten Besucher. Nach den Dänen D-A-D und den Urgesteinen Sodom, folgte mein erster Favorit. Dass Amorphis jedoch nicht nur einer meiner Highlights waren, zeigte sich an der tobenden Menge vor der Bühne. Songs vom aktuellen Album „Circle“ und auch einige Klassiker ihrer Wirkungszeit wurden zum Besten gegeben. Für so manchen Begeisterungsseufzer bei der Damenwelt sorgte natürlich Frontman Tomi Joutsen. Text- wie auch jubelsicher bedankten sich die Metalheads für den dargebrachten Hör- und Sehgenuss. Mit bekanntem und mitreißendem Mittelalterrock eroberten Saltatio Mortis anschließend das Gelände. Die in den letzten Wochen durch die allgegenwärtige Fußball WM zu Ohren gegangene Nationalhymne, erhielt mit ihrer ironischen Umdichtung ein neues Gewand und wurde von der Menge lautstark mitgegrölt. Die nun schon kochende Menge verlagerte sich von der Dark- zur Rockstage, wo die Nordländer Sabaton das Fass zum Toben und Überlaufen brachten. Die Masse tobte, klatschte, moshte und headbangte ohne Unterlass und nicht zu vergessen die stetig hochgereichten Crowdsurfer, welche nicht nur das Konzerterlebnis immer wieder unterbrachen, sondern auch die Security im Fotograben Höchstleistungen abverlangten.

So richtig heiß und sonnig wurde es am Freitag. Kurzerhand wurden die Outfits stoffärmer und gewagter. Dynamite verhalfen als Opener mit ihrem klassischen Hardrock gegen 11.00 Uhr den noch müden Zuschauern in den Tag. Der abgesagte Act Untertow wurde mit Bravour durch die Niederländer Gingerpig ersetzt. „Auge um Auge“ hieß es bei Hämatom um letztendlich festzustellen, „Alte Liebe rostet nicht“. Während vorherige Bandprojekte des Finnen Tuomas Saukkonen aufgelöst wurden, stieg er als Frontmann mit Wolfheart erneut wie Phönix aus der Asche. Bullet forderten zum „Bite the Bullet“ auf. Mit neuer Sängerin warteten die Symphonic Metaller Xandria auf. Sowohl optisch als auch stimmlich erlebte man sie in höchsten Sphären. Equilibrium Opener „Was lange währt“, ließ sich ebenso auf die Spekulationen um den Surprise Act des Tages beziehen. Lange geheim gehalten, wurden Ektomorf zum würdigen Ersatz der abgesagten Soilwork. Authentisch und äußerst kraftvoll bestritten Arch Enemy mit neuer Frontfrau Alissa White-Gluz ihren Auftritt. 30 Jahre Bühnenpräsenz und kein bisschen leiser. Den Hamburger Altrockern von Helloween merkte man noch immer die ausgeprägte Spielfreude an. Auch Children of Bodom überzeugten als heutiger Headliner mit brillanten Gitarrenriffs und schnellen Sounds.

Am Samstag spielte das Wetter auch mit. Mehr und mehr wurde Kaffee zum Wegbegleiter, denn wie man feststellen konnte, selbst von krachenden Heavy Metal Riffs und dröhnenden Bässen ließ sich die Müdigkeit nicht beeindrucken. Die Thüringer Fjoergyn geleiteten den geneigten Festivalbesucher in den Tag, während der Unzucht-Frontman Daniel Schulz beim Stagediven das Bad in der Menge genoß. Gloryhammer trieben vermehrt die untoten Einhörner auf den Platz. Mit Kissin’ Dynamite wurde es nicht nur agil auf der Bühne, sondern auch recht akrobatisch, als Gitarrist Jim Huckepack weiterspielte. Primal Fear performten „Metal is Forever“ und die Metalheads konnten dies einstimmig bestätigen. Sichtlich Spaß machten Legion of the Damned und so mancher reihte sich in die Wall of Death mit ein. Einfühlsam und schwermütig wurde es anschließend mit Tiamat, jedoch um anschließend in jeder Menge Klamauk unterzugehen. Knorkator hauten den Anwesenden die Gassenhauer nur so um die Ohren und fühlten sich wohl selbst ein wenig auf den Arm genommen, als die Fotografenschar, statt der professionellen Fotoapparate lediglich Stift und Papier zückten, um ein überaus künstlerisches Portrait der Band aufs Papier zu bringen. Die Dark Stage hüllte sich mit den ersten Tönen von Powerwolf in ein rotes höllisches Licht. Passend, da ihre Songs sich teilweise ironisch dem Christentum widmeten. Ob mit „Resurrection by Erection“ oder „Amen & Attack“, die Jünger vor der Bühne sind lautstark, textsicher und lassen zu diesen Rhythmen die Köpfe kreisen. So manch Physiotherapeut erhielt daraufhin garantiert guten Zulauf. In die Zeiten des Mittelalterrocks entführten auch die Mannen um das Letzte Einhorn. In Extremo überzeugten wieder einmal mit einer fulminanten Feuershow. Konkurrenz erhielten sie hierbei nur von Feuerengel, denen das Element Feuer in die Wiege gelegt worden ist.

Ein tolles ereignisreiches und überaus interessantes Festivalwochenende liegt nun hinter uns. Das Line Up war wieder einmal sehr vielseitig aufgestellt. Von Death Metal über Symphonic Metal bis hin zum Gothic Rock war für jeden Geschmack etwas dabei. Die Besucher zelebrierten die Konzerte ihrer Lieblingsbands. Ein Riesendank geht auch an die Veranstalter, welche eine Top Organisation lieferten. Das Zusammentreffen des Fotografenvolkes erinnert jedes Jahr mehr an ein herzliches Familientreffen. Wir sind alle ein wenig verrückt und das ist gut so. Mit Euch jederzeit und immer wieder gern, spätestens in einem Jahr, wenn die Teufelsmauer wieder beim Klang der hämmernden Metalriffs erbebt und der Teufel sich ins Fäustchen lacht.

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