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Zähne 2009 – Tag 1 des Erfurter MusikSzeneFestivals

Treffen der Generationen …aber was zählt, sind die Beats

SONY DSC02.10.2009 [ak] Am ersten Oktoberwochenende findet in Erfurt das Zähne- Festival statt. Passend zum zwanzigsten Jahrestag der friedlichen Revolution treffen auf der kleinen Bühne im Domizil jung und alt zusammen, um gemeinsam zu musizieren und zu zeigen, was wirklich zählt: der Zusammenhalt und das Gefühl.

Freitagabend vor dem 3. Oktober in Erfurt. Die Qual der Wahl löst sich schließlich in Wohlgefallen auf und ich entscheide mich zum Zähne Festival zu gehen, was am 2.und 3. Oktober 2009 stattfindet. Gehört habe ich bereits davon und nun möchte ich es mal „live“ miterleben. Als Fan handgemachter Thüringer Musik jedweder Art sollte man natürlich die alteingesessenen und die Newcomer nach Leibeskräften unterstützen. Als wir – ein Fotograf und ich – ankommen sind, merke ich, wie mich ein Gefühl der Wehmut übermannt: Mist! Ich werde alt, denke ich während wir uns an den Jugendlichen vorbeischieben. An der Wand am Eingang hängen Collagen, von den Besuchern des Domizils, den Mitarbeitern, Freunden und Schnappschüsse von Projekten. Sie füllen dieses Gebäude mit Leben.

Drinnen. Eine Diskokugel rotiert stetig, zieht ihre Kreise und wirft viele zirkulierende Lichtpunkte auf den Boden. Auf einem alten Kinosessel sitzend schaue ich in den noch leeren Raum und denke an meinen Vater und seine Generation, dass es das alles schon einmal gab und so schnell sich die Zeit auch drehen mag, es Dinge gibt, die sich nie ändern: kurz nach acht betreten vier Jungs die Bühne, alle den gleichen Haarschnitt – erinnert mich an die Beatles – und gerade mal den Flaum im Gesicht.

Waren es damals noch die Langhaarigen, die für Aufsehen sorgten, sind es heute Beutel-Hosenträger mit Käppi und Goldkettchen um den Hals, die irgendwelchen amerikanischen Hip Hoppern nacheifern, ohne zu merken, dass das eine andere Kultur ist, aber es doch irgendwie schaffen es zu ihrer eigenen zu wandeln. Unverhofft und ohne sich vorzustellen erklingen die Klampfen und die vier Jungs rocken los – und das gar nicht mal schlecht. Musikalisch durchaus hörenswert und mit einer guten Stimme am Mikro legen die „Lucky Astronauts“ los. Und mit einmal geschieht das, was es viel öfter geben sollte: die unterschiedlichsten Menschen vor der Bühne werden zu einer homogenen Masse und haben alle einen gemeinsamen Nenner: 1 2 3 4 1 2 3 4 – den klassischen Viereinvierteltakt. Sie klatschen ihren Freunden zu und ich bin froh, dass in dieser oberflächigen Welt Werte noch etwas zählen. Die Klampfen etwas zu kurz um den Hals gebunden legen die Astronauten eine doch annehmbare Nummer hin und nach sechs Liedern ist das Repertoire am Ende. Aber die Zuschauer wollen eine Zugabe, die sie natürlich auch bekommen. Mit englischen Texten und melodischen Riffs haben die „Lucky Astronauts“ das Zähne Festival 2009 eröffnet.

SONY DSCAuf dem zweiten Programmpunkt steht: JederWill. Erst denke ich an eine bekannte Biermarke oder eine Diskussionsrunde im Fernsehen und versuche zu erahnen was nun kommt, doch die Lösung war einfacher als vermutet: Jeder der will, kann mit rappen. „MC Dust“ und „MC Karma“ liefern ihre Show ab, die ebenfalls mit Zugabe-Rufen endet.

„Jetzt ist es auch euer Lieblingssong, oder?“ Selten habe ich so einen Satz aus einem Munde einer Sängerin gehört, ohne dass er selbstverliebt und arrogant wirkt. Sie lieben die Musik, die sie machen und das wirkt: „Junghanß“ und seine neue Sängerin Anja heizen dem Publikum langsam ein. Zunächst melancholisch-melodisch eröffnen sie ihren Reigen, der immer schneller und mitreißender wird – ein durchdachtes Konzept. Die Sängerin mit dem süßen Lächeln wirkt sympathisch und kraftvoll, hat eine klare Stimme und für jeden ist es zu spüren: was zählt, ist die Musik und die Leidenschaft. Danach folgt wieder eine offene Runde, die durch den „Häuptling“ abgelöst wird.“F… die Regierung, ich regier mich selbst“, lautet eine Textzeile der weitere sozial-politische Kritik und Denkanstöße folgen. Zu guter Letzt an diesem Abend stehen die smarten Herren von „Pheropod“ auf der Bühne – psychedelische Musik – Erinnerungen an Jim werden wach.

Nun neigt sich der erste Abend dem Ende entgegen und müde möchte ich nach Hause wackeln, um mich auf den nächsten Abend zu freuen, da treffe ich noch eine alte Bekannte, die mir mitteilt, dass es langweilig ist, dass ich schon gehe. Toll. Nun sind meine Gedanken wieder wie am Anfang des Abends und mit der Wehmut, mit der ich kam, gehe ich auch wieder Heim. Morgen bleibe ich länger!

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