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ANATHEMA – We’re here because we’re here

Anathema (7)Lebendige Melancholie in Perfektion

08.10.2010 [db] Was für ein sphärischer Abend im Club Centrum in Erfurt! Anathema hatten dort um Audienz gebeten und zahlreiche Fans waren der Einladung gefolgt. Von einem atmosphärischem Doom und Gothic Metal-Mix, haben sich die Briten über die Jahre hin zu melancholischem Alternative Rock entwickelt. Und dieser Sound ist der Wahnsinn. Wehmut und Traurigkeit in jedem Ton. In jedem Ton? Davon kann man bei der musikalischen Schublade Melancholic Rock eigentlich ausgehen, sollte man bei Anathema aber nicht. Klingt episch, klingt lebendig und dennoch kann jede Textzeile schmerzen, wenn man es zulässt.

Begonnen hatte alles sehr ruhig, sehr laid back. Ohne viel Federlesens ging ein junger Mann namens Petter Carlsen auf die Bühne, der wunderbar langsame, getragene Stücke auf einer E-Gitarre präsentierte. Darüber legte er eine bemerkenswert glockenklare Stimme, bei der man nicht wusste, ob man schwärmen oder eventuell mit ihr leiden sollte. Ein Album hat der Norweger auf dem Markt – „You Go Bird“ (VÖ: 2009). Die Overtüre für diesen Abend bestand aus ruhigen Singer-/Songwriter-Stücken. So auch bei Anneke von Giersbergen, der ehemaligen Frontfrau von The Gathering. Sie hat sich vom Rock verabschiedet und schippert nun auch in ruhigeren Gewässern. Sie knüpfte mit ihrem Projekt Agua de Annique nahtlos an den Sound von Petter Carlsen an, der sie live auf der Bühne unterstützte. Erstaunlich – wenn man seinen Blick durchs Publikum schweifen ließ – wie viele eindeutig als Metaler „gekennzeichnete“ Besucher den Vorbands andächtig lauschten. Anathema selbst waren nach den „stillen“ Vorbands ein krasser – und vielleicht auch dramaturgisch so gewollter – Kontrapunkt. Unfassbar melodiös und kraftvoll, eine klare Stimme, gewaltige Gitarrenriffs – Hammer! Anathema legen live einen atmosphärischen und dichten Klangteppich aus. Anfang der 1990er haben sich die Briten aufgemacht, dem Metal die Grenzen zu nehmen. Und das Ergebnis ist absolut hörbar. Live sehr viel besser als auf Platte. Denn: Was die Band live vermag, kann die Platte nicht rüberbringen. Diese Präsenz, dieser Sound, diese – wenn man so mag – lebendige Melancholie. Anathema sind live echt ein Volltreffer. Da treffen ästhetische Melodieläufe mit Gothik-Anleihen zusammen.  Die anmutige Atmosphärik und die psychedelischen Stimmungen lassen den Mund offen stehen. Rund 400 Besucher im Centrum waren wohl derselben Meinung. Erkennender Jubel, sobald ein Song angespielt wurde. Als Frontmann Vincent zu beginn des Konzertes ins Mikro schrie:  „Wake up!“ – dann hat man das dringende Bedürfnis, dieser „Bitte“ Folge zu leisten.

Life has betrayed me once again,
I accept that some things will never change.
I’ve let your tiny minds magnify my agony,
and it’s left me with a chemical dependency for sanity.

[Auszug aus “Lost Control” © Anathema]

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