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Bosse begeisterte das Erfurter Publikum

Von einem, der kam, sang und alle glücklich machte

17.03.2019 [al] Axel Bosse hat es wieder einmal geschafft. Der Sänger aus einem kleinen Dorf bei Braunschweig, der auf der Bühne alles gibt, wie ein Flummi von links nach rechts nach oben und unten springt und bereits beim zweiten Song schon völlig durchgeschwitzt ist – ja, genau der hat sein siebtes Studioalbum “Alles ist jetzt” veröffentlicht. Und es ist großartig. Das Album ist Ende letzten Jahres erschienen. Neben der gewohnt guten Mischung von schnell und langsam, laut und leise, gibt es ein Novum. Zum ersten Mal äußert sich Bosse nicht nur zwischen den Zeilen, sondern ganz direkt auch politisch, indem er, wie er sagt, einen der besten Schauspieler in eine der schlechtesten Fernsehsendungen packt. Herausgekommen ist “Robert de Niro (bei Berlin Tag und Nacht)”. Aber auch die restlichen Songs des Albums überzeugen.

Jetzt ist er auf ausgedehnter “Alles ist jetzt”-Tour. Die kleinen, charmanten Clubs von damals sind mittlerweile den großen Hallen und Festivalbühnen gewichen, doch Aki Bosse schafft es auch in großen Venues – wie nur wenige – das Publikum von der ersten bis zur letzten Reihe abzuholen. Und das von einer Sekunde auf die andere und von Anfang an.

Am Sonntag spielte Bosse in der Erfurter Thüringenhalle. Den Abend eröffnete Sängerin DOTA. Manchen ist sie vielleicht noch von früher als “Kleingeldprinzessin” bekannt. Vor gut zehn Jahren hat sie den Künstlernamen abgelegt. Was man jetzt bekommt, ist Dota Kehr. Ohne Schnörkel. Und auch musikalisch hat sie sich weiterentwickelt. Das aktuelle Album heißt “Die Freiheit”. Die “Zeit” schrieb, dass ihre Musik “mal wie Trampolinspringen an einem taufrischen Morgen, mal wie Hängemattengammeln an einem Frühlingstag, mal wie Parolenpinseln in einer Mondscheinnacht” sei. Und so sorgte sie mit ihren Liedern bei dem Erfurter Publikum für schöne, ehrliche Momente.

Kurz vor 21:00 betraten Bosse und seine Band die Bühne. Mit seinem Charme, seinem Witz und seiner Ehrlichkeit begeisterte er das Publikum. Zeile für Zeile wurden textsicher mitgesungen von den rund 3.000 Fans, die an diesem verregneten Sonntagabend zum Konzert kamen. Die Setlist bot eine sehr gelungene Mischung: alte Lieder trafen auf neue, ruhige Momente wechselten sich mit tanzbaren Nummern ab. Die ersten Songs des Abends – “Wanderer” und “Alles ist jetzt” – stammen vom aktuellen Album. Bereits da war die Verwandlung der Thüringenhalle in eine Sauna in vollem Gange. Musikalisch experimentiert Bosse auch gern auf seinen Konzerten. So bekam beispielsweise “Du federst” einen Hauch Reggae verpasst. Bei “Robert de Niro” wurde aus dem überdimensionalen LED-Flutschfinger im Hintergrund ein Stinkefinger. “Die Nacht” erhielt durch die dunkle Lichtstimmung und die entsprechende musikalische Umsetzung ein eher düsteres Gewand. Ich schloss meine Augen, sang lauthals mit und verlor mich in der Musik. Ich liebe solche Momente.

Dass Aki Bosse Organisationen wie Viva Con Aqua unterstützt, ist nichts Neues. Und so zeigte er, bevor es mit “3 Millionen” weiterging, ein Video auf der Leinwand, wie die gesammelten Becher (und somit Spenden) sinnvoll für notwendige Projekte eingesetzt werden. So konnte beispielsweise mit den Spenden auf Bosse-Konzerten einer der vielen dringend benötigten Brunnen in Äthiopien gebaut werden. Das gewohnte Bad in der Menge blieb diesmal aus bei “3 Millionen”, der Sänger holte es aber bei “Kraniche” nach. Das gesamte Lied sang er im Kreise seiner Fans. Alle saßen um ihn herum und sangen mit.

Mit “Augen zu Musik an” und “Die Befreiung” folgten dann wieder Nummern vom aktuellen Album. Auch hier zeigte sich das Publikum wieder textsicher. In die Zugabe verabschiedete sich Bosse mit “Schönste Zeit”. Mit “Vier Leben”, “Ich bereue nichts” und “Overkill” folgten drei Lieder, bei denen es sich um das Leben dreht, um das Entschleunigen, darum, den Moment zu genießen. Großes Finale war “Frankfurt/Oder”. Es regnete Flutschfinger- Konfetti, die Fans tanzten und sangen. Ein glücklicher Haufen. Der verregnete Tag war vergessen.

Genau 45 Mal. So oft habe ich Bosse nun in den letzten 14 Jahren live gesehen. Ich habe mitgezählt. Sicher gehört eine kleine Portion Wahnsinn dazu, aber das Ganze hat einen einfachen Grund: Aki hat es einfach raus. Das Konzert in Erfurt hat mir wieder gezeigt, wie sehr ich (seine) Musik liebe, wie sehr gute Musik beflügelt, berührt, einen glücklich und auch manchmal traurig macht. Wie eine Achterbahn quer durch alle Emotionen, die das Leben zu bieten hat. Er kann so wahnsinnig gute Texte über die alltäglichsten Dinge schreiben. Das ist authentisch. Das ist feinste Poesie. Und mitgenommen wird man immer.

Wer das Konzert verpasst hat oder sich Bosses Magie einfach nicht entziehen kann: bereits im Juli ist er wieder in Thüringen unterwegs. Dann wird er im Rahmen der Kulturarena in Jena spielen.

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