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Dämonen, orientalische Teppiche und Blutmessen

Belphegor (2)Party.San Open Air 2011: Morbid Angels und Ensiferum headlinen den zweiten Höllentag

12.08.2011 [db] Die Bühne steht! Endlich Open Air. Und wie kann ein solcher Tag am besten beginnen? Richtig! Mit Tod und Verderben – in Form von Puteraeon. Die Schweden schmetterten den Fans pünktlich zum Mittag hübsch brachialen Old School Death Metal um die Ohren. Vom Einlass nehmen die Besucher den Weg über Getränkestände und Fressbuden zur Bühne hin. Der Burger schmeckt doch gleich besser, wenn die Schmatzgeräusche von Kampfsirenen übertönt werden – Truppensturm lassen es erst einmal richtig aufheulen, bevor sie die Bühne entern. Und Urgehal lassen mit Corpse Paint und reichlich Kunstblut uriges Party.San-Gefühl aufkommen. Willkommen zum zweiten Tag in der Hölle.

Die Verrückten halten sich noch zurück. Bislang noch kein Weihnachtsmann, kein Wikinger oder Pippi Langstrumpf in Sicht. Es dauert eine Weile, bis ein Cowboy in Rosa an mir vorbeischlendert. Und dann bricht der Regen über dem Gelände herein. Der Wettergott ist an diesem Wochenende in teuflischer Laune. Die Besucher nahmen das sehr kuschelige Feeling im überfüllten Zelt am Vortag ohne Murren hin. Kaum scheint sich der Wind zu legen, melden sich die Regenwolken. Der Vorteil des neuen Geländes ist, dass das Wasser schnell versickert und der Bereich vor der Bühne betoniert ist. Hier kann es nicht so schnell zu einer Schlammschlacht wie im vergangenen Jahr kommen. Zwar bekommen die Camper ihre Heringe nicht leicht in den Boden, sie saufen aber auch nicht ab. Bis Desultory hielt sich das Wetter und dann ging das Publikum baden. Kurze Zeit später scheint die Sonne, als sei nichts gewesen – bis auf Schnee war bis jetzt alles da. Aber nicht einmal der Wolkenbruch kann einige vom Nickerchen auf dem dann doch nassen Rasen abhalten. Wird schon wieder trocken.

Immer gut besucht ist der Stand von Brutz und Brakel. Die Berliner und der offizielle Merch vom Party.San haben von der Eröffnung bis zum Ende des Festivals den meisten Zulauf. Keine halbe Stunde nach Einlassbeginn waren am Donnerstag die neuen Festival-Zipper ausverkauft. Wie gut, dass man von beiden Ständen aus eine gute Sicht auf die Bühne hat und so beim Anstehen keinen Act verpassen muss – weder den Mythological Occult Metal von Absu aus Texas, noch den schwedischen Death Metal von Desultory oder die Paganklänge von den Dublinern Primordial. Richtig interessant wird es dann am frühen Abend mit Melechesh – mesopotamischer Black Metal aus Jerusalem. Dachte ich zunächst, aber außer einem orientalisch angehauchten Teppich für Sänger  Ashmedi und etwas einer Burka ähnlichem war der Metal nicht wirklich abendländisch. Arabische Klänge hauchten sich dann und wann durch die Riffs. Im Grunde aber ist es „nur“ ein stimmiger Mix aus Death, Black und Thrash aus einem weit, weit entfernten Land.

Als die Sonne untergeht, machen sich die Dämonen auf dem Party.San breit – Belphegor laden zur Messe. Mit Glockengeläut wird das Spektakel eingeläutet. Sadismus, Nihilismus und Satanismus in Reinkultur – halsbrechende Headbangs, geballte Fäuste und Geschrei. Das Gefolge der Dämonen ist in Stimmung, angeheizt durch reichlich Feuer von der Bühne. Am Freitagabend kommt man eigentlich erst richtig auf dem Party.San an, dann beginnt die Zeit der Headliner. Das soll keineswegs das Können oder die Fans anderer Bands kleinreden. Am Donnerstag wird angekommen, am Freitag ist die Meute richtig warm und am Samstag bricht die Hölle los. Das weder Wind noch Wasser den Metalheads die Freude verderben kann, hat man in den vergangenen Jahren gesehen. Dass auch der Umzug dem Festival als solchem keinen Abbruch tat, konnte man am Eröffnungstag sehen. Das Areal ist größer, weitläufiger. Im Backstage haben sich die Crewmitglieder mit Fahrrädern und Mopeds beholfen, um schneller von A nach B zu gelangen. Auf dem Gelände lässt man sich halt fallen, wo man nicht mehr kann und verschnaufen muss.  Auf jeden Fall weiß man am Sonntag, wenn man sich auf den Heimweg macht oder vielleicht schon zu Hause ist, ganz genau wie viele Muskeln man hat.

Wo Belphegor mit Feuer spielten, setzen 1349 auf Mönchskutten. Die Norweger beziehen sich in ihrem Bandnamen auf jenes Jahr in der norwegischen Geschichte, in dem die Pest das Land heimsuchte. Norwegen ist das Heimatland des Black Metal. Kein Wunder also, dass die Band on Stage alle Register zieht. Ich weiß nicht, ob es am Songmaterial von 1349 liegt, aber nach ihrem Gig kehrt der Regen nach Schlotheim zurück. Pünktlich zu den Headlinern des Abends – Ensiferum und Morbid Angel.  Nach so viel Black und Death am heutigen Tage, ist es an der Zeit für ein bisschen Viking. Die schwerttragenden Finnen sind keine Party.San-Unbekannten, wie Watain, die am Samstag spielen, waren auch sie schon in der Hölle zu Gast (2004). Zu diesem Zeitpunkt bin ich nicht mehr auf dem Gelände und höre Ensiferum vom Backstage aus. Irgendwann ist man zu nass, um im Regen zu stehen. Was der Wind rüberträgt sind „Sauflieder“, die ein Heer von Fans mitsingen kann. Dabei entgehen mir auch die Grimassen von Bassist Sami Hinkka. Der Kerl agiert live, als sei der Teufel hinter ihm her.

Wenn man dem Geschnatter auf dem Platz gelauscht hat, dann merkte man eine leichte Tendenz für den Abend – Morbid Angel. Die Mitbegründer des Florida Death Metal standen bei vielen ganz oben auf der Wunschliste für diesen Tag. Die Zeiten hatten sich während des Tages ein wenig nach hinten verschoben, so dass die letzten Shows mit jeweils 30 Minuten Delay begannen. Und so verteilt sich die Besuchermasse vor der Bühne in den Umbau- und Soundcheckpausen auf die Stände und in die Zelte. Eine gute Entscheidung angesichts des Regens, der jetzt bei Nacht nicht mehr aufhören will. Dann gibt es ordentliches Gekreische und Geschrammel eben nass. Wobei die Herren wohl nicht allerbester Laune waren, denn die kleinen Ausraster auf der Bühne, weil die Technik nicht so wollte wie sie, verursachte hier und da Kopfschütteln.

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