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Das 22. Wave Gotik Treffen

Regen macht nass, Sonne macht albern…

20.05.2013 [sh] Alles in allem hat uns Pfingsten doch ein recht sonniges Wave Gotik Treffen beschert. Rund 21.000 nationale und internationale Anhänger der schwarzen Szene bevölkern an diesem Wochenende die Stadt Leipzig und bescheren den Händlern ein Umsatzhoch. Die Veranstalter haben wieder ein breit gefächertes Angebot an Kunst- und Kulturereignissen für die Besucher zusammengestellt. Nicht nur Konzerte von Newcomern und Szenegrößen locken, sondern auch Ausstellungen. Hier zu erwähnen unter anderem, das Grassimuseum mit seinen interessanten und extravaganten Schuhkompositionen. Kunsthistoriker führen über den Südfriedhof, für Wagners Inszenierungen “Das Rheingold”, “Die Meistersinger von Nürnberg” und “Parsifal” oder das Musical „The Rocky Horror Show“ stehen den WGT-Besuchern ein dreistelliges Platzkontingent zur Verfügung. Ein frühzeitiges Erscheinen natürlich notwendig. Die Obsession Bizarr lädt zum Spielen und Schauen ein und das viktorianische Picknick entführt in eine andere Welt. Erstmalig auf dem Gelände die Historische Buchwerkstatt, die den interessierten Gast in die Kunst des Papierspaltens einführt.

Donnerstag, 16.05.2013

Gegen Mittag sind wir und das Auto abreisefertig. Gut gepackt und jede noch so kleine Lücke ausgenutzt, treten wir den Weg gen Leipzig an. Bei strahlendem Sonnenschein erreichen wir am Nachmittag das AGRA Gelände und legitimieren uns durch die Eintrittskarten zur Auffahrt auf das Gelände. Ein Parkplatz ist schnell gefunden. Alle packen mit an, so dass bereits nach kurzer Zeit die Zelte stehen. Der Umtausch der Eintrittskarten in ein WGT-Bändchen geht auch verhältnismäßig fix. Nun ist endlich ein wenig Ruhe angesagt und es können die alten und neuen Zeltnachbarn begrüßt werden. Immer mehr Freunde finden sich im Laufe des Abends ein und so wird der Beginn eines hoffentlich wundervollen Wochenendes mit einem leckeren Met oder für die Antialkoholiker mit einem fruchtigen Mango-Lassi eingeleitet.

Freitag, 17.05.2013

Die ersten Sonnenstrahlen und die Hitze im Zelt lassen uns bereits früh in den Tag starten. Ein belebender Kaffee wirkt zudem Wunder und weckt auch die letzten unserer müden Geister. Nachdem der Vormittag gemütlich an uns vorüber zieht, drehen sich die Gedanken um das heutige Outfit. Bei der Wärme fällt dies dann auch relativ luftig aus. Der Zuber ist für die Mittagszeit gebucht und so geht es gemeinsam vorbei an der Schaulaufmeile über den Zeltplatz zum Einlass ins Heidnische Dorf. Aufgrund der mitgeführten Kamera, wird mir der Einlass verwehrt. Erstmalig heißt es, werden diese nicht zugelassen. Also Planänderung und auf zum Viktorianischen Picknick in den Clara-Zetkin-Park. Hier tummeln sich bereits tausende zeigefreudige in Gewändern des Rokoko, der viktorianischen Epoche, des Steampunk und nicht minder wenige Fotografen sowie Neugierige.  Die detaillierten Kostüme, die Mühe, welche teils aufgebracht wurde um ganze Tafeln stilecht herzurichten, versetzt einen immer wieder in Staunen.  In dieser wundervollen und gelassenen Atmosphäre vergesse ich die Zeit, so dass meine ersten favorisierten Konzerte auf der AGRA leider ausfallen. Erst zu The 69 Eyes stoße ich wieder zu unserer Truppe. Abney Park versprechen interessant zu werden. Im ausgefallenen Steampunk Outfit entern sie mit Ihrem Luftschiff die Bühne und können auch den geneigten Festivalbesucher sofort von sich überzeugen. Die Masse feiert und tanzt in die Nacht.

Samstag, 18.05.2013

Das morgendliche, plätschernde Geräusch verheißt nichts Gutes. Ein erster kurzer Blick aus dem Zelt und ich möchte mich am liebsten wieder verkriechen. Es ist grau, kalt und noch schlimmer, es regnet ohne Unterlass. Der Himmel verspricht keine Besserung, was unsere Laune auch nicht gerade bessert. Ein koffeinhaltiges, frisch gebrühtes Heißgetränk hilft uns dann doch auf die Füße. Da die ersten Verabredungen erst für den Mittag geplant sind, wird die verbleibende Zeit für Einkäufe des alltäglichen Bedarfs genutzt.  Im Zenit des Tages hat die Sonne die Regenwolken vertrieben und es hat eine angenehme Wärme Einzug gehalten. Sogleich nehmen auch die Gewandungen der Besucher eine gewisse Freizügigkeit an. Vor dem Tor des Heidnischen Dorfes hat sich bereits eine lange Schlange gebildet, aber der Einlass erfolgt schnell und unkompliziert und wie ich im Inneren feststellen musste, sogar mit Kameras jeglicher Größe. Es folgt ein Rundgang über das Gelände, der jedoch langsam vorangeht, da man versucht ist, den großen Schlammpfützen auf den Wegen zu umgehen. Auch die Jüngste unter uns findet immer wieder einen Haltepunkt, sei es das Zopfflechten, das Bogenschießen oder das Bemalen von Phantasiefiguren. Mit einem belebenden Mocca oder einem erfrischenden Rosen- oder Minzwasser gönnen auch wir uns eine Auszeit, um das allgemeine geschäftige Treiben an uns vorbeiziehen zu lassen. Gegen den knurrenden Magen hilft eine wohlschmeckende Hanftasche. Ein Dessert in Form von süßen Leckereien darf nicht fehlen, vor allem da der Dattelschlepper sein Lager gleich nebenan aufgeschlagen hat. Der Abend kommt mit großen Schritten. Es strömen immer mehr Massen auf das Gelände und die Schlange mit den Einlassbittenden reißt nicht ab. Dies hängt wohl mit dem abendlichen Konzert der Letzten Instanz zusammen. Zeitweise muss sogar ein Einlassstopp ausgesprochen werden. Die Jungs der Instanz spielen ein rockiges Set. Vor allem die alten Songs finden heut Abend Gehör. Bei verschiedenen Konzerten nun schon in Mode gekommen, bringt man auch hier mit dem The White Stripes Cover „Seven Nation Army“ die Massen auf Touren.

Sonntag, 19.05.2013

Die letzte Nacht war recht kurz, wohl auch weil unsere Nachbarn ein unglaubliches Durchhaltevermögen beweisen. Während dort noch immer kräftig gefeiert, diskutiert und gealbert wird, wähle ich den Gang zur Dusche, die sogleich auch belebend wirkt. Kaffee wird aufgesetzt und der Duft lockt auch unsere Schlafmützen aus dem Zelt. Für den heutigen Tag steht als erstes die Moritzbastei auf dem Plan. Mit der Straßenbahn geht es schließlich in die Stadt. Überall wo man hinschaut wird diese von eleganten, farbenfrohen schwarz dominiert. Die Gemäuer der Bastei sind gut besucht. Händler bieten ihre selbstgemachten Waren feil, Handwerker lassen sich bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Auch viele Leipziger haben sich eingefunden um dem dunklen Treiben beizuwohnen. Den Badezuber in Aussicht entfliehen wir dem Gedränge und begeben uns wieder auf den Heimweg. Dieses Mal mit Kamera bewaffnet, habe ich zudem die Möglichkeit noch einige Impressionen des Mittelaltermarktgeschehens einzufangen. Aber auch das entspannende Bad und die überaus effektive Massage sind nicht zu verachten und machen fit für den Abend. Den verbringe ich in der AGRA, deren Programm heut rockig angehaucht ist. Beginnend mit Lord of the Lost, über Unzucht und End of Green verschaffe ich mir Einlass zu The Birthday Massacre. Eine außergewöhnliche Möglichkeit, denn die Kanadier spielen hier ihr einziges Deutschlandkonzert.

Montag, 20.05.2013

Der Montag begrüßt uns arg windig und mit eisigen Temperaturen. Heut möchte ich mich auf die Spuren der Vergangenheit begeben, also auf zur Runden Ecke, dem ehemaligen Sitz der Stasi-Bezirksverwaltung. In den Ausstellungen „STASI – Macht und Banalität“ und „Kinder der Nacht – unangepasst und überwacht“ werden die Strukturen und die Arbeitsweise des Staatssicherheitsdienstes beleuchtet. Erschreckend und befremdlich, welche Informationen man einst sammelte und festhielt. Es wurde beobachtet, dokumentiert und ausspioniert was nicht staatskonform war. Ein weiterer Kurzstopp führt mich zur imposanten Peterskirche. Dieses neugotische Bauwerk hat den mit 88,5 m bis heute höchsten Kirchturm der Stadt. Ob Korsetts, ausgefallenes Spielzeug, CD´s oder Dekoartikel, ein Gang durch die noch geöffnete Verkaufshalle hält viele Schnäppchen bereit. Ein letzter Abend mit Freunden und neuen liebgewonnen Menschen kündigt sich an. Im Heidnischen Dorf lassen wir uns von Saltatio Mortis in Feierlaune versetzen und folgen nach den letzten verklungenen Tönen dem Strom in die AGRA Konzerthalle, wo bereits VNV Nation das Finale eingeleitet hat. Die Halle besitzt mittlerweile den Kuschelfaktor. Gefühlt haben sich Tausende WGTler für diesen grandiosen Abschluss hier versammelt.

Dienstag, 21.05.2013

Noch einmal zeigt sich Leipzig von seiner sonnigen Seite. Nachdem der Platz schon eine gewisse Übersicht erlangt hat, bauen auch wir unsere Zelte ab und werden mit dem Gros an Klamotten im Tetrisverfahren im Auto verstaut. Gegen Mittag ist es dann soweit. Ein letztes Gruppenfoto und schon verschlägt es uns wieder in die verschiedensten Richtungen in Deutschland. Aber wir wissen, wir sehen uns eventuell in drei Monaten zum M‘era Luna, aber ganz gewiss in einem Jahr, wenn Leipzig zum 23. Familientreffen der schwarzen Szene einlädt.

Galerie: Impressionen WGT 2013

Galerie: Viktorianisches Picknick


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