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Das Kryptonit des Prinzen

SpinDoctors (11)Spin Doctors live im Club Centrum, Erfurt

27.01.2012 [db] Jeder erinnert sich an einen Song, der geprägt hat. Ein Song, der den Blick für eine völlig neue Musikrichtung geöffnet hat. Für mich waren das Anfang der 1990er die Spin Doctors und ihr Song „Two Princes“. „Two Princes“ lief 1993 im Radio rauf und runter. Heute noch muss ich lächeln, wenn ich den Song irgendwo höre. Er war frisch damals und hat davon bis heute nichts eingebüßt. Er eröffnete mir die wunderbare Welt des Grunge, Alternative Rock und Indie. Dank der Spin Doctors entdeckte ich damals Nirvana, Pearl Jam und Rage Against the Machine für mich. Dann waren sie plötzlich weg. Sechs Jahre nach dem Märchen über die beiden Prinzen, dem Albtraum eines jeden Schwiegervaters, waren die Spin Doctors weg. 1999 wurde die Band auf Eis gelegt, nachdem Sänger Chris Barron von einer seltenen Stimmbanderkrankung heimgesucht wurde – sein Kryptonit. Ohne Stimme ging es nicht. Die Band war schachmatt.

Jetzt, ein Jahrzehnt später, macht die Band, was die meisten cleveren „Oldies“ irgendwann einmal in Erwägung ziehen – sie legen ihren größten Erfolg neu auf. Mit dem remasterten Album „Pocket Full of Kryptonite“ sind sie wieder auf Tour. In den Vereinigten Staaten um einiges erfolgreicher als diesseits des großen Teiches. In den Staaten waren sie nie wirklich weg – die Bandmitglieder hatten eigenen Projekte laufen und so schien es dort nur eine Frage der Zeit, bis sie sich wieder vereinen würde. Hier ist der Ruhm der Alternativeklassiker mehr verblasst. Leider. Das konnte man am 27.Januar 2012 im Erfurter Club Centrum sehen. Erschreckend wenige fanden den Weg dorthin.  Allesamt Fans der ersten Stunde und mit ihren damaligen Idolen in Würde gealtert. Denn die Wollmütze ist weg, dafür trägt Chris Barron heute einen Schal. Keine Schlabberklamotten mehr, die ihrem Image und ihrem State of Mind damals zuträglich waren. Heute tragen sie alle Jeans, T-Shirt und Hemd. Die Haare sind kurz und grau. Und die Enttäuschung über die mangelnde Nachfrage ist Barron anzusehen. Doch die wenigen Besucher feiern ihre Spin Doctors umso lauter und so lässt sich Barron auch wieder zu schlacksigen Sprüngen und Verrenkungen hinreißen. Zwischendurch wirkte er sehr abwesend, als ob er alten Zeiten nachhinge, in denen dieser Club mit Sicherheit bis zum Bersten gefüllt wäre. Doch diese Zeiten sind vorbei. Schade eigentlich. Denn ihr „Two Princes“ klingt heute zwar etwas melancholischer, doch nicht weniger schön.  Vielleicht war Erfurt auf dieser Tour nur eine Station, auf der die Spin Doctors vor fast leerem Haus spielten. Zu wünschen wäre es Ihnen.

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