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Der Graf hielt Audienz in Erfurt

Unheilig live

Unheilig auf GROSSE FREIHEIT TOUR 2010

20.03.2010 [db] Die Zeichen stehen auf Sturm. Die Zeichen stehen in diesem Jahr für Unheilig. Auf dem Weg zur großen Freiheit. Über die Jahre ist Unheilig gewachsen. Fernab vom Mainstream. Bekannt vor allem in der schwarzen Szene. Seit der Veröffentlichung des Songs “Geboren um zu leben” ist die Musik des Grafen, seines Zeichens Unheilig, mit einem Schlag massentauglich. So brechend voll habe ich die Thüringenhalle in Erfurt noch nie erlebt. Es war streckenweise absolut kein Durchkommen mehr. Ausverkauft schien mir untertrieben. Unglaublich. Es war für Unheilig-Fans ein Konzert der Superlative. Definitiv. Im Zuschauerraum standen die Menschen dicht an dicht und auf dem erweiterten Rang oben stand ein Heer schwarzgekleideter Unheiliger. Drei Topacts an einem Abend. Die Schlange der auf Einlass Wartenden schien kein Ende nehmen zu wollen. Als Zeromancer in der Halle die ersten Ohnmachtsanfälle verursachten, herrschte davor immer noch Gedränge. Vor Konzertbeginn hielt der Graf an einem Stand eine Autogrammstunde für seine Fans ab. Wer dort nicht zum Zug kam, stellte sich an den vollkommen überlaufenen Merchandiseständen an. über allem lag der Duft von Patschuli, Schweiß und Rauch. Und der Hauch von Pret-a-Porter. Korsagen, Reifröcke, samtene Umhänge, hochgetürmte Frisuren und weisse Kontaktlinsen. Grafen und Gräfinnen, Vampire, Wesen der Nacht. Sehen und Gesehen werden war das Motto. Wann hat man schon einmal Unheilig, Zeromancer und Diary of Dreams an einem Abend in Erfurt? Für solch einen Anlass muss man sich aufrüschen. Wer nur in Jeans und T-Shirt herkam, konnte sich bisweilen ein wenig unwohl fühlen.

Punkt 19.55 Uhr betraten die Norweger von Zeromancer die Bühne. In der Szene ist die Band keine unbekannte Größe. Das merkte man schon beim Intro. Enjoy the modern sound of industrial revolution. Charismatisch. Donnernd. Die musikalischen Lieblinge der Band hört man deutlich in jeder Note: Kraftwerk, Nine Inch Nails und Depeche Mode haben ihre Spuren hinterlassen. Alex Møklebusts Bühnenperformance ist der Wahnsinn. Der Mann springt herum, ringt mit seinem Mikrofonständer und singt sich die Seele aus dem Leib. Die stampfenden Beats des Industrialsounds und sein nackter Oberkörper ließen die Temperaturen enorm ansteigen. Schon der zweite Song des Sets “Clone your Lover” brachte das Publikum in – hm – Wallung. Doch nach Zeromancer wartete der nächste Leckerbissen auf die Menge: Diary of Dreams. Hier kamen schon sanftere Klänge zum Tragen. Vom explosiven Opener hin zu ruhigeren, dennoch rockenden Gefilden. Einblick in das Tagebuch der Träume des Adrian Hates. Es gab viele Traumtänzer an diesem Abend in Erfurt. Adrian Hates tiefe, dunkle Stimme verleiht seinen Texten die nötige Melancholie: “Hast du noch nie gesehen, wie meine Augen glitzern?”

“Für mich soll’s rote Rosen regnen” klang aus den Boxen, als die Kerzen auf den riesigen halbrunden Kerzenständern angezündet wurden. Applaus, als die letzte Kerze brannte vor einem gigantischen Bühnenbild mit dem rotbeleuchteten Bug des Schiffes, das den Graf und die Grafschaft bis zum Ende des Horizontes bringen sollte. Immer wieder wurde “Das Meer” angespielt und die Menge brach in Jubel aus, nur um dann festzustellen, dass es noch ein wenig dauern würde. Spannung aufbauen nennt man das. Und dann begann doch noch die Fahrt zur großen Freiheit. Nach einem mittleren Pfeifkonzert für die lange Wartezeit, das in tosendem Applaus mündete, erklang noch einmal  “Das Meer” und auch der letzte in der Halle löste sein Ticket. Seid ihr bereit auf große Fahrt zu gehen? “Glaubt ihr an Wunder? Wünscht ihr euch ein Wunder?” – „Ja!!!!” Der Graf lief zur Hochform auf. Tanzte und feuerte die Masse an. Von der Empore aus bot die ausverkaufte Thüringenhalle ein atemberaubendes Bild. Nach einigen rockigen Nummern, wurde es ruhiger. All die schönen Momente, die unvergesslichen Erinnerungen, trüge er immer bei sich. Seine Fans haben ihm in schweren Momenten immer Mut und Kraft gegeben. Und aus diesem Grund sei er sehr stolz, dass sie an seiner Seite seien und er an ihre Seite. Darauf folgte der wohl emotionalste Moment des Konzerts “An deiner Seite” – ich fang ein Bild von dir, und dieser eine Augenblick bleibt mein gedanklicher Besitz. Den kriegt der Himmel nicht zurück. Wundervoll. Immer wieder. Traurig und doch so schön.

Fans der ersten Stunde mischten sich mit jenen, die Unheilig erst in den letzten Wochen entdeckt haben. Sie alle beherrschten jede Zeile jedes Songs. Er spricht ihnen aus der Seele. „Wollt ihr leise sein?“ – „Nein!!!“ Die ganze Nacht lang.

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