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Die Beatsteaks in Erfurt

Beatsteaks (12)Von Lieblingsbands deiner Lieblingsbands, Pogo und amoklaufenden Dandys

10.03.2011 [db] Auf der Fahrt zur Thüringenhalle, während ich an der Ampel stehe, läuft ein junger Mann an meinem Auto vorbei mit einer Flasche Wein in der Hand und ein paar zerrupften Blumen. Er wirkt recht hektisch. Aus dem Autoradio dudelt mir Justin Bieber entgegen. Und die Ampel scheint ewig auf rot zu stehen. Das sind Momente, in denen ich mein Herstellerradio ohne CD-Player und ohne USB-Anschluss verfluche. Jetzt was auf die Ohren, das keinen Brechreiz auslöst. Das wär es. Die Beatsteaks. Ja. Aber die sind noch ungefähr fünf Kilometer entfernt und zwischen ihnen und mir stapeln sich eindeutig zu viele Autos.

Ach, noch mehr Autos auf dem Parkplatz der Thüringenhalle. Das Konzert heute Abend ist ausverkauft – wie sehr viele Termine auf der Boombox-Tour der Berliner, da ist der Kuschelfaktor enorm. Mal schauen. Als ich in der Halle ankomme, kann man noch das Parkett sehen. Kurz vor 20Uhr sieht man nichts mehr außer Menschen. Dichtgedrängt. Und kurze Zeit später eine Vorband, die sich gewaschen hat. Fünf Collegeboys aus “Karl-Marx-Stadt” mit lauernder musikalischer Amokbereitschaft. Die Jungs haben den Westen überlebt und sind glücklich, wieder im Osten zu sein. Und die machen Laune! Wahnsinn. Da scheint nich nur einer der Jungs drei, vier Koffeintabletten zu viel genommen zu haben, aber das steht ihnen ausgezeichnet. Da bilden Arme und Beine eine rotierende Scheibe und berühren nur zum Richtungswechsel den Boden. Das i-Tüpfelchen sind die Buddy Holly-Brillen, die drei der Kraftklub-Popper auf der Bühne tragen. Die Meute in der Venue haben sie von Anfang an im Griff. “Das wird sexy.” Die muss ich nochmal in voller Länge sehen, den Namen muss man sich echt merken. “Ich will nicht nach Berlin”, “Ich hau rein” und eine Hymne an ihre Heimatstadt – das alles klingt, auch wenn hier und da gecovert, sehr frisch, sehr frech und sehr jung. Nach fünfzehn Minuten zappelt die ganze Halle. Wie wäre es, Kraftklub in einem kleinen Club zu erleben? Da würde es den Saal zerlegen, aber alle wären hinterher glücklich. Ich bin am Dauergrinsen. Der erste Pogokreis hat sich auch schon gebildet. Kraftklub – Sex auf Deutsch. “Wir sind deine neue Lieblingsband, die Lieblingsband deiner Lieblingsband.”

Während der Umbaupause sehe ich, dass im Graben an den Wellenbrechern Eimer mit Wasser und Becher bereit stehen. Hier wird mit Pogo infernal gerechnet. Bevor die Lichter aus- und die Spots angehen und fünf hervorragend aufgelegte Beatsteaks auf die Bühne gehen, werden es im Graben noch einmal mehr Sicherheitsmänner. Kurze Zeit später weiß ich warum. Der erste Song ist noch nicht ganz verklungen, da werden die ersten geschwächten Fans aus dem Publikum herausgefischt. Der kleine Pogokreis wird schnell größer und die Temperaturen, die in der Thüringenhalle ohnehin immer sehr sommerlich sind, steigen enorm. Während vorne heftigst geschubst, getanzt und gesprungen wird, stehen ganz hinten, wirklich ganz hinten doch noch einige Konzertbesucher herum, die „nur“ sachte mit dem Fuß mit wippen. Die wird es aber auch bald erwischen, da bin ich mir ganz sicher. Die Beatsteaks liefern eine energiegeladene Show ab, Arnim springt von einer Ecke der Bühne zur anderen, rennt seine vorgebaute Rampe hin und her und ich bin mir am Ende nicht sicher, wer glücklicher ist. Die total verausgabten Fans oder eine Band, die durch einen Ärzte-Song musikalisch geadelt wurde und immer wieder zeigt, dass sie und die Meute vor ihnen definitiv rockbar sind. Mit ihrer aktuellen Scheibe Boombox (2011) sind sie noch lange nicht am Ende des Weges angekommen. Zu viel Spielfreude zeigen sie. Zu viel Begeisterung, als dass man denken könnte, die Combo, die sich 1995, gegründet hat, sei nun gesättigt. Es wird noch mehr leckere Beatsteaks geben. Noch mehr erschöpfte Fans, noch mehr Prellungen und Muskelkater und glückliche Gesichter. Es lebe der Rock

Das Justin Bieber-Trauma ist überwunden, danke Kraft Klub, danke Beatsteaks!

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