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Die Zeit der Heiden bricht an

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Black Trolls Over Europe 2011

18.11.2011 [sg] 2011 scheint das Jahr der Tourneen zu sein. Denn nicht nur die Neckbreakers Ball Tour ging dieses Jahr zweimal in die Vollen, sondern auch die BLACK TROLLS OVER EUROPE TOUR. So machten die schwarzen Trolle, unter dem Banner von Black Bards Entertainment, am 18. November 2011 in Bad Salzungen im KW70 halt. Auch diesmal waren wieder besondere Leckerbissen für Fans des heidnischen Metal dabei: CHAIN OF DOGS, CRUADALACH, WAYLANDER, ODROERIR, XIV DARK CENTURIES und SUIDAKRA.

Los ging es mit den Niederländern von CHAIN OF DOGS. Diese recht junge Truppe verstand es sofort, Stimmung in den noch eher spärlich besiedelten Club zu bringen. Mit Mandoline, Violine und Flöte beschreiten sie den Pfad des folkloristischen Metal. Das gepaart mit Thrash-und Punk Einflüssen ergab ein doch sehr interessantes Klangbild. Es machte wirklich Laune, den Jungs zu zuschauen, denn Spaß auf der Bühne hatten sie allemal, ob der Raum nun gefüllt war, oder nicht. Ein wenig witzig war es dann aber doch, wie wild, besonders Frontmann Olaf Nijssen, mit seiner Mandoline on Stage umher tänzelte. Mit seinem Nasenring und einer weißen Hand ins Gesicht gemalt, erinnerte er ein wenig an einen Ork aus Tolkiens „Herr der Ringe“. Sehr viel Ruhm konnten sie an diesem Abend leider nicht ernten, dennoch hatten sie ein paar Leute vor die Bühne locken können, die mit ihnen feierten. Auch mit CRUADALACH ging es exzentrisch weiter. Instrumental war es ein ähnliches Bild, wie bei der Vorgängerband. Der Gesang jedoch schubste die Musik in eine ganz andere Richtung. Klare Gesangspassagen deuteten in Richtung In Extremo, während die extremen Teile mehr in den Hardcore-Bereich tauchten. Die Bewegungen des Hauptsängers unterstützten das kräftig. Auch optisch schien sich der Sänger von der übrigen Band abzuheben. Stand der in Bandshirt und Kult, war der Rest in mittelalterlicher Gewandung zugegen. Die aus dem Hause Black Bards stammenden Tschechien hatten das ein oder andere Schmankerl zu bieten. Der Kontrabass-Spieler war ein ständiger Blickfang. Natürlich stellte man sofort eine Verbindung zu Apocalyptica her. Er machte seine Sache wirklich gut. Neben Geige, Flöte und Kontrabass, gab es noch ein weiteres folkloristisches Instrument zu bestaunen – die Schalmei. Ein sehr gewöhnungsbedürftiges Instrument, doch wurde es mit Bedacht eingesetzt und fügte sich gut in die Musik ein.

Nun war es Zeit für WAYLANDER. Für viele schon das erste Highlight des Abends, denn in 18 Jahren Bandgeschichte kam es nicht allzu oft vor, dass sich die Iren in unseren Landen präsentierten. Die sechs trinkfesten Freunde betraten die Bühne ebenfalls in mittelalterlicher Kleidung bzw. Oberkörper frei und blauen Zeichnungen auf ihren Leibern – ganz im Stil der Kelten. Besonders ins Auge fiel Dave Briggs, der sehr spielfreudig E-Banjo und Flöte bediente. Das Gekeife des Frontmanns ist zwar nicht besonders fassettenreich, dafür aber konstant druckvoll und brutal. Am Mikrofon unterstützt wurde er vom Gitarristen sowie Bassisten. Letzterer zog durch sein Äußeres ebenfalls einige Blicke auf sich. Eine sehr schmächtige Gestalt, die jedoch mit tiefen Growls und Screams beeindruckte. Eine Leistung, die man von ihm so nicht erwartet hätte. Waylander wirkten in ihrem Tun schon fast wie übermächtige Schrate, was den Zuschauer noch mehr in die Geschichten, die sie besingen, führte. Eindeutiger Höhepunkt des Gigs war der Song “Born To The Fight” vom Debütalbum “Reawakening Pride Once Lost”. Es war wirklich unübersehbar, dass der Großteil des Publikums ausschließlich wegen den Thüringer Horden da war. Deswegen füllte es sich vor der Bühne, als ODROERIR ihren Auftritt hatten. Nach einem kurzen Linecheck ging es auch schon los mit dem namensgebenden Stück “Odroerir”. Sofort ging es zur Sache. Trotz des Folk/Pagan Metals, den sie spielen, machte es optisch eher den Eindruck, als wäre es Death Metal der schlimmeren Sorte. Auf der Bühne sah man die Bandmitglieder headbangen, und das gleiche Bild bot sich vor der Bühne. Was für ein Gegensatz im Vergleich zu den vorherigen Bands. Diejenigen, die Odroerir bereits live sehen durften, wissen, dass es gerade im Bereich der mehrstimmigen Gesänge hin und wieder Probleme gab, doch heute sollte das anders sein. Sie scheinen einiges dazugelernt zu haben. Seit einiger Zeit reiht sich ein dritter Gitarrist in die 1998 gegründete Band, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn Gründer Fix zur Mandoline greift. Ansonsten singt er tatkräftig mit und dient, mit wildem Bangen, oft als gute Bühnen-Dekoration. In Sachen “Show” ist der eben erwähnte Fix nicht zu unterschätzen, er tänzelt gern umher und bewegt sein Huept herrlich unrhythmisch zur Musik, während Frontmann Stickel mit den richtigen Sprüchen das Publikum zu animieren bzw. amüsieren weiß. Dauerbrenner, wie “Iring”, “Zwergenschmiede” oder “Des Thors Hammer Heimholung” wurden von den Fans gebürtig gefeiert.

Nachdem Odroerir die Bühne räumten, hätte man damit gerechnet, dass sich viele erst mal zum Tresen zurückziehen – doch weit gefehlt. Das Publikum wollte keine Pause, denn jetzt standen XIV DARK CENTURIES auf dem Plan. Diese ebenfalls aus Thüringen stammenden Heiden konnten ihren Heimvorteil an diesem Abend voll nutzen. Mit zwei neuen Songs, des erst kürzlich veröffentlichten Albums “Gizit Dar Faida”, ging es zügig los. Doch Fans der älteren Alben wurden auch nicht vergessen. Mit Liedern wie “Falsche Propheten”, “Runibergun” und “Bragaful” zeigten sie den Zuschauern, wo der Hammer hängt. Auch Bassist Marley kannte keine Pause, denn der stand bereits das zweite Mal auf der Bühne. Bei Odroerir lieferte er bereits eine tolle Performance ab, und jetzt bei XIV Dark Centuries setzte er noch einen drauf. Gekonnt bringt er sich und seine Fingerakrobatik am Bass ins Bandbild ein und baut mit den extrem treibenden Drums eine druckvolle Wand auf. Sänger Michel sucht hin und wieder noch nach den richtigen Tönen, doch bei seiner authentischen Darstellung und Gestik, fällt das kaum ins Gewicht. Ohnehin liegt das Hauptaugenmerk bei ihm mehr bei den extremen Passagen, die er nach wie vor sehr brutal rüber bringt. Nach dem letzten Song “Brennen Soll Das Alte Leiden” gab es noch eine schnelle Zugabe “Auf Zur Schlacht”, womit sicher auch die letzten Fans zufrieden gestellt wurden. Nach dieser gehörigen Portion Pagan Metal schien die Meute nun doch etwas pausieren zu wollen. Beim eigentlichen Headliner der Black Trolls Over Europe Tour, SUIDAKRA, war der Saal deutlich leerer. Sehr schade, denn die Düsseldorfer haben nochmal alles aufgefahren. Sie hatten sichtlich etwas ganz anderes erwartet, aber wer könnte ihnen das verübeln, nach Auftritten bei Wacken und etlichen großen Tourneen. Aber wie bereits angemerkt, waren viele gekommen, um die eignen Horden zu feiern. Nichts desto trotz gaben Suidakra alles und die Professionalität, die über viele Jahre gesammelt wurde spiegelte sich in ihrer Show wider. Ein tolles Agieren zwischen Band und Publikum. Und wie die Gitarristen ihre Klampfen umher wirbelten und trotzdem noch exzellent darauf spielten – unglaublich. Frontmann Akki beeindruckte abermals, als er eine Mandoline inklusive Halter vor sich aufbaute und das Instrument spielte, während er noch die E-Gitarre am Leibe trug und zwischen diesen wechselte. Ein überaus sehenswerter Auftritt, wobei man die, die ihn noch mit erlebten, nur beglückwünschen kann.

Die BLACK TROLLS OVER EUROPE TOUR ging mit diesem Billing in die dritte Runde. Black Bards haben wieder mal eine gute Bandauswahl getroffen. Bleibt nur die Frage, warum die größeren Menschenmassen trotzdem weg blieben. Es ist schon beachtlich, wie viele Metaller heutzutage lieber zu Hause vor dem Fernseher versauern wollen, statt hinaus zu gehen und einen Wahnsinnsabend zu erleben. Dazu kann man nur aufrufen: “Leute, besucht die Konzerte und erlebt eure Bands live. Es ist ein gewaltiger Unterschied zur CD – das Feeling ist einfach unbezahlbar!”

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