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Schwarze Perlen, miserable Livestimmen und emotionale Abgründe

Diary of Dreams und In Strict Confidence im ehem. Gewerkschaftshaus

05.04.2014 [dg] Beginnen wir doch einfach damit, dass ich aus dem Auto stieg und mich fühlte wie ein Clown. Egal wie schwarz meine Kleidung für ein Konzert dieser Couleur ist, ich bin nie dunkel genug. Es ist ein Teufelskreis. Trage ich schwarz, tragen die übrigen Besucher dunkelschwarz. Wenn man das Schaulaufen bis zum Einlass überstanden hat (Könnt ihr auch mal anders und nicht abwertend gucken? Herrje, nicht jedem stehen Lackröcke und ich habe nicht vor, als Presswurst durch Erfurt zu laufen.) und den üblichen Flyerverteilern aus dem Weg gegangen ist, stellt man erst einmal fest, dass es eine halbe Stunde vor Beginn noch ziemlich leer ist. Doch das soll sich schnell ändern. Die Temperatur im HsD stieg schnell potentiell zur Menge der Besucher. Und kurz nach 20 Uhr gingen die Lichter aus und In Strict Confidence betraten die Bühne.

Die Formation um Dennis Ostermann ist eine Hausnummer in Sachen Dark Electro. Keine Frage. Die Musikvideos von In Strict Confidence sind immer wieder kleine Kunstwerke. Doch die Liveperformance enttäuscht. Nicht wegen Ostermann. Nein. Es gibt Sängerinnen, die sollten mit all den technischen Möglichkeiten und ihrer Stimme im Studio bleiben. Die Bühne, das Mikrofon und die Liveperfomance stehen ihnen nicht gut. Am Samstagabend hatte ich das Vergnügen eine solche Sängerin zu erleben. Es tut mir ehrlich leid, das sagen zu müssen, aber bei einzelnen Passagen haben mir die Ohren geblutet, weil Nina de Lianin so konsequent schief und kreischend sang. Auch ein sexy Latexkleid hilft da nicht weiter. Der Rest stimmte, die Stimme von Ostermann ist grandios, die Videos im Hintergrund taten ihr Übriges. Am Ende war ich froh, In Strict Confidence endlich erlebt und de Lianins Gesang überlebt zu haben. So schien es aber einigen zu gehen. Ich hörte sogar von Menschen, die sich des gesamten Konzertes verweigerten eben wegen dieser Dame. Dem Rest aber schien es durchaus zu gefallen. Die Liveversion von „Zauberschloss“ aber ist schauderhaft. Schade.

Die Faszination vieler schwarzer Künstler erschließt sich mir oft erst auf den zweiten Blick. So geht es mir auch mit Adrian Hates. Der Diary of Dreams-Frontmann scheint seine weiblichen Fans schon mit dem Betreten der Bühne abzuholen und jauchzend mit hinabzureißen in seine seelischen Abgründe. Seine Stimme ist angenehm tief und düster, seine Absichten sind melancholisch und abgründig. Und diese Kombination verfehlt bei der Hunderschaft weiblicher Fans im HsD seine Wirkung nicht.

Die letzte Stippvisite der Band in Erfurt ist schon eine Weile her. Damals spielten sie als Vorband von Unheilig in der Thüringenhalle und lösten einen ähnlich hohen Kreischpegel aus wie an diesem Abend im HsD. „Elegies in Darkness“ heißt der neue Longplayer, eine letzter Widerstand gegen aufkeimende Frühlingsgefühle. Dark Waves Finest könnte man sagen. Und so trug Hates seine Fans auf dunklen Schwingen durch die Nacht. Es wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Diary of Dreams in Erfurt einkehrten. Darauf hoffen hier sicherlich einige weibliche Herzen.

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