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Editors auf Violence Tour

Von klassischem Gitarrenrock, melodischen Synthesizerklänge und einer einzigartigen Baritonstimme

02.04.2018 [sr] Den Sound der Editors zu beschreiben ist nicht in einem Wort möglich. Die Band, die sich im Jahre 2003 aus vier Musikstudenten an der Staffordshire Universität formiert hat, besitzt eine unglaubliche Bandbreite an musikalischem Talent. In ihren Songs ist nichts dem Zufall überlassen, alle Lieder sind perfekt aufeinander abgestimmt. Das handwerkliche Wissen und Talent der Band findet sich vermutlich auch im Bandnamen wieder. Doch obwohl man auf der einen Seite spürt, wie viel Arbeit und Analyse in den Songs steckt, klingen Editors nicht künstlich, sondern ganz im Gegenteil sehr organisch. In fast allen Liedern ist ein dynamischer Rhythmus das Rückgrat, auf dem sich der Rest des Songs aufbaut, ergänzt um perfekt gespielte, abwechslungsreiche Instrumente und schließlich abgerundet durch die volle Baritonstimme und die sehr lyrischen Texte von Sänger Tom Smith.

In diesem Jahr erschien nun das inzwischen sechste Studioalbum der Editors – Violence. Hört man alle Alben in der Reihenfolge ihres Erscheinens an, kann man gut hören, wie sich der Sound der Band entwickelt und auch hier klingt es nicht nach Zufall, nach Experimenten. Nein, die Editors wissen genau, wohin sie mit ihrer Musik wollen. Nach meinem ersten Durchhören von Violence hatte ich zunächst das Gefühl, viele Elemente darin zu entdecken, die von anderen Bands stammen könnten, so als ob Violence eine Verbeugung der Band vor ihren eigenen Einflüssen darstellt. Aber spätestens nach dem Konzert war mir klar, dass ich dem Album damit nicht gerecht werde. Es ist einfach ein weiterer Schritt in der Entwicklung.

Dass die Editors längst kein Geheimtipp mehr sind, zeigte sich schon bei der Ankunft am Haus Auensee. Diese wunderschöne, in einem Park in Leipzig gelegene Location war zum Bersten voll und man spürte die Vorfreude all dieser vielen Besucher. Da der Abend des Ostermontags nach den zu kalten Tagen vom Wochenende endlich mildere Temperaturen und Sonnenschein brachte, hielten sich viele Besucher noch vor der Tür auf und genossen den Abend.

Den Anfang machte dann gegen 20 Uhr die Pariser Band Dead Sea, die ihren Sound selbst als „Turbo Chill Wave“ bezeichnen. Sehr sphärische und atmosphärische Klänge von Keyboard und Drumcomputer, Livebass und einer weiblichen Gesangsstimme, die teilweise an die Cranberries erinnerte. Dead Sea boten ein 30-minütiges Vorprogramm, welches die Zuhörer zwar mit höflichem Applaus honorierten, aber es gelang der Band nicht, das Publikum wirklich abzuholen, zu ruhig waren die Songs dafür. Vielleicht passte es nicht unbedingt perfekt zu dem, was dann kommen sollte, aber es war zumindest angenehm zu hören.

In der kurzen Umbaupause wurden dann Songs von REM über ABBA bis Dschingis Khan gespielt, was auf der einen Seite sehr amüsant war, es auf der anderen Seite aber sogar schaffte, die Besucher in der, wie schon erwähnt, sehr ausgefüllten Halle in Partystimmung zu bringen.

Und so war es um 21 Uhr endlich soweit, die Editors betraten die Bühne und eröffneten den Abend mit der Single „Hallelujah (so low)“. Die Energie, sowohl von der Band als auch aus dem Publikum, war sofort da und die Songs wurden frenetisch bejubelt und gefeiert. Und die Editors zeigten ein weiteres Mal, dass sie nicht nur begnadete Studiomusiker sind, sondern auch eine der vielleicht komplettesten Livebands, die es gibt. Obwohl natürlich viele Titel des neuen Albums vertreten waren, folgte dennoch eine Reise über die gesamte Schaffenszeit der Editors. Titel aus allen sechs Alben wurden gespielt und man hatte nicht das Gefühl, dass am Ende irgendetwas gefehlt hat. Es gab auch in der Liveumsetzung einige Überraschungen, wie etwa den genialen Wechsel zwischen dem Titelsong des neuen Albums “Violence“ zu „No Harm“ oder die mit Akustikintros versehenen Versionen von „Belong“ und „Ocean of „Night“. Nach besagtem „Ocean of Night“ wurde mit einem kurzen Drumsolo eine kurze Pause eingeläutet, bis Tom Smith allein, nur mit der Gitarre bewaffnet auf die Bühne zurückkehrte, und den sehr persönlichen Song „No Sound but the wind“ (auf dem Album ein Pianostück) darbot. Für die letzten vier Songs „Cold“, „Magazine“, „Papillon“ und „Marching Orders“ kehrte die Band zurück und drehte noch einmal richtig auf. Und auf diesem Höhepunkt der Stimmung verabschiedete sich die Band vom Leipziger Publikum auf die Art und Weise, wie sie eben sind: Großartig, aber bescheiden – Werte, die in der heutigen Welt viel zu oft fehlen. Ich kann persönlich nur noch sagen: Wenn mich jemand fragen würde, welche Band am besten den Begriff „Musik“ beschreiben könnte, ich würde demjenigen empfehlen, auf ein Konzert der Editors zu gehen.

Setlist Editors 02.04.2018 – Haus Auensee
Hallelujah (so low)
A Ton of love
Formaldehyde
Darkness at the door
Violence – fließender Übergang zu:
No harm
Lights
Blood
Munich
An End has a start
In this light and on this evening
Eat raw meat – blood drool
Nothingness
Belong
Sugar
The racing rats
Ocean of night
No sound but the wind (acoustic)
Cold
Magazine
Marching orders

Text: Swen Rodermund
Foto: Alexander Jung


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