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Ein windiger Abschluss

Crowbar MGG (2)Das Stoned From The Underground vor stürmischer Kulisse

14.07.2012 [db] Crowbar, Orange Goblin, Baby Woodrose, Weedeater, Rotor, Sigiriya, Fatso Jetson, Arenna, Wight, Orobourus – so sieht das Line Up des dritten und letzten Tages auf dem Stoned From The Underground aus. Wer dann noch nicht genug hat, kann im Zelt zur Aftershow bei Neume und Pyuss Abschied für dieses Jahr nehmen. Dunkle Wolken ziehen über dem Alperstedter See auf. Seit letzter Nacht ist das Gelände eine schlammige Rutschbahn. Die Gummistiefel hat nun auch der Letzte aus dem Zelt geholt – gut, ein paar Besucher trotzen dem Wetter mit Sandalen, der Rest jedoch geht mit blumigen, gesteiften – aber vor allem – bunten Gummistiefeln auf Nummer sicher. Heute ist das auch besser. Denn immer wieder regnet es. Die sei dem Mittag stetig vor der Bühne wachsende Masse, lässt sich davon allerdings nicht abhalten. Am Kassenhäuschen wird für den letzten Tag noch einmal Bares gegen Plastik getauscht. Das Festivalgeld hat sich durchgesetzt. Wer essen und trinken will, holt sich ein kleines Tütchen schwarzer Chips. An den drei Futterständen die üblichen Schlangen, ebenso an den verschiedenen Bierwagen. Es läuft.

Irgendwie haben es die ersten Bands dieses Jahr verdammt schwer mit mir. Gestern konnten mich King Kronos überhaupt nicht begeistern, Orobourus aus North Carolina am heutigen Tage auch nicht. Allzu viele Besucher können sie dann auch nicht anlocken, beginnt das Festival schon gegen 13.00 Uhr, wo die meisten sich im Zelt noch einmal umdrehen. Gestern war ein langer, rockiger, doomiger, psychedelischer Tag. Man braucht eine Weile, um die steifen Knochen wieder in Gang zu bringen. Die nächsten Bands auf dem Plan – Wight und Arenna – dümpeln leider auch an mir vorbei. Bei Sigiriya bin ich dann hellwach. Die Band aus Wales ist eine Empfehlung wert –  “heavy, face-ripping, trance including rock’n roll” – oder anders ausgedrückt: walisischer Speedrock, der die Mütze zum wackeln bringt. Das scheint eine Fotografin im Graben neben mir genauso zu sehen, denn ganz bei der Sache ist sie in den nächsten Minuten nicht. Sie zappelt so stark neben mir zum Takt, dass ich lieber ein klein wenig auf Abstand gehe. Dass Fotografen durchaus Fans sind, ist mir klar. Dass sie sich bei ihren Favoriten nicht immer professionell unter Kontrolle haben, ist ein hinlängliches Problem. Nach drei Songs ist im Graben aber eh Schluss und Madame muss den Rückzug hinter die Absperrung antreten. Sirigiya sind die erste Band am letzten SFTU-Tag, bei der das Publikum richtig mitgeht. Jetzt ist der Platz auch wieder richtig voll.

Zwischendurch setzt noch einmal starker Regen ein. Das soll die einzige Wetterkapriole bleiben, mal abgesehen vom relativ starken Wind. Im Wasser untergehen, wie andere Festivals an diesem Wochenende, wird das SFTU nicht. Zum Glück. Als die Sonne wieder rauskommt, verschlägt es im Backstage den Fahrer einer Band auf das Dach seines Kleinbusses: “Das ist total relaxed hier. Großartig. Ich bin nur zufällig hier. Aber das muss man erlebt haben.”

Absolutes Highlight an diesem Tag sind für mich Weedeater.  Da wird geschreddert, geklopft, geschrammelt, gehüpft, am Arsch gekratzt. Ohne Hemmungen. Immer einen Schritt am visuellen Abgrund entlang und absolut großartig. Bassist und Sänger “Dixie” Dave Collins ist eine audiovisuelle Bombe. Ich hab noch keinen so charmant-wahnsinnig hinterm Mikrofon agieren sehen. Den “Sludge” Metal des Trios aus North Carolina sollte man sich unbedingt mal zu Gemüte führen – am besten live. Auf CD kann sich der kompakte Wahnsinn nicht halb so schön entfalten. Mit Baby Woodrose aus Kopenhagen wird die Stimmung wieder etwas ruhiger. Psychedelisch bereiten sie auf Crowbar vor. Vor knapp zwei Jahren konnte man sie noch als Vorband von Sepultura im krachvollen Club Centrum in Erfurt erleben. Die Wegbereiter des Sludge Rock spielen heute eine längere Setlist. Und haben sichtlich Spaß dabei. Man mag kaum glauben, dass es nur noch eine Band sein soll, dann ist das Stoned From The Underground für 2012 schon wieder Geschichte. Festivaltage gehen so schrecklich schnell vorbei, weil man so viel Spaß hat, so viele gute Bands sieht, neue Bands für sich entdeckt, kulinarische Hoch- und Tiefpunkte erlebt und herrlich durch den Matsch schlittert. Mit Orange Goblin gibt das SFTU kurz vor der Geisterstunde noch einmal richtig Gas. Die Briten lassen sich ordentlich feiern, bevor auf der Bühne loslegen. Der Schlussknall soll sitzen. Und das wird er: “Are you motherfuckers ready for heavy metal?! – einmal noch, dann erlischen die Lichter auf der großen Bühne für dieses Jahr. Einmal noch Headbangen. Dann wird es wieder ruhig am See. Dann stehen die Maisfelder ganz allein. Aber nächstes Jahr im Juli wird dieser kleine, unscheinbare Flecken Erde wieder zum Mekka für Stoner. Dann hoffentlich wieder bei wüstenähnlichen Temperaturen. Schlamm hat was. Bei den meisten Bands will man aber auch einfach nur im Gras liegen und genießen. Das hat dieses Jahr ein bisschen gefehlt. Aber für das Wetter kann keiner was. Das Line Up hat funktioniert. Eine runde Sache. Immer wieder, gerne wieder!

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