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Eine Stadt erwacht aus dem Winterschlaf

Saltatio Mortis, Wolfgang Niedecken, Luxuslärm und Solar Fake bescherten der Landeshauptstadt ein musikalisch aufregendes Wochenende

21./22./23.03.2014 [dg] Es scheint immer noch Menschen zu geben, die über das Nachtleben in Erfurt jammern. Es soll ja immer noch Menschen geben, die nicht wissen, dass Stadtgarten, Centrum, ehem. Gewerkschaftshaus, Museumskeller, Thüringen- und Messehalle reichlich Buntes, Lautes, Melodisches und vor allem Unterhaltsames bieten. Dazwischen gibt Flanier- und Erlebnismeilen wie die Krämerbrücke. Pubs und Bars an allen Ecken, sowie  einmalige Aus- und Ansichten. Ihnen allen sei gesagt: „Wenn man den Fuß vor die Tür setzt, kann es durchaus passieren, dass man Spaß hat.“

Am diesem Märzwochenende hatte die Landeshauptstadt musikalisch viel zu bieten. Es schien, als wache sie pünktlich zum Frühlingsanfang aus dem trägen Winterschlaf auf. Unterschiedlicher konnten die Bands dann aber auch nicht sein, die seit Freitag Erfurt heimsuchten. Wir erlebten kunterbunte Vielfalt wie in einem Strauß Frühblüher. Den Anfang machten am Freitagabend Luxuslärm, die mit ihrem aktuellen Album „Alles was du willst“ und der gleichnamigen Tour im Stadtgarten auftraten. Die Band aus Nordrhein-Westfalen um Frontfrau Janine Meyer, die live vor Grimassen und Rockattitüde nur so strotzt, wusste ihr durchweg gemischtes Publikum zu unterhalten und mitzureißen. Selten gab es so viele laufende „Muttizettel“ auf einem Haufen. Denn die Fans von Luxuslärm sind mitunter recht jung und so fanden auch Eltern und Großeltern den Weg in den Stadtgarten. Für mich persönlich ging die Combo immer mehr in Richtung Deutschpop. Wenn man die Liveshow und die Energie von Janine „Jini“ Meyer erlebt, dann schiebt man Luxuslärm doch ein klein wenig näher in Richtung Deutschrock, ein wenig härter als Glasperlenspiel, aber doch sehr viel weicher als Jennifer Rostock. Irgendwo dazwischen hat die Band ihren Platz gefunden. Und ihr Publikum.

Ein paar hundert Meter weiter ging es am Freitag wesentlich düsterer zu. Im Centrum spielten Solar Fake im Rahmen ihrer ersten eigenen Clubtour vor tanzwilligen Fans auf. Frontmann Sven Friedrich hat sich in der Szene bereits mit seinen anderen Projekten Dreadful Shadows und Zeraphine einen Namen gemacht. Und so verwunderte es auch nicht, dass der Club in zartes Dunkelschwarz gehüllt zu den Electronic Beats von Solar Fake in den Morgen tanzte. Noch fast interessanter als der Hauptact war Janosch Moldau. Einen von diesem Planeten weiter entfernten Künstler habe ich bislang nicht gesehen. Zwischen langgezogenen „Aaaaaahaaaaahaaaa“-Sequenzen, wirrem Geschrammel auf seiner Gitarre und eklektischem Klatschen bot Moldau auch glitzerndes Bühnen-Make Up, das die spezielle Art seines psychedelischen Auftrittes gekonnt untermauerte.

Handgemachter und bodenständiger ging es dann am Samstag wieder im Stadtgarten zu. Saltatio Mortis hielten Hof. Auf der B-Tour zum neuen Album „Das Schwarze 1X1“ hatten die Mittelalterrocker leider einen Spielmann weniger dabei – Jean Méchant, der Tambour, erlitt wenige Tage zuvor eine Hirnblutung. Die Spielleute traten dennoch auf, sehr zur Freude ihrer Fans, die an diesem Abend zahlreicher erschienen waren als noch beim letzten Konzert 2013 in Erfurt. Wenn der Saal im Stadtgarten voll ist, merkt man rasant die steigenden Temperaturen, die die Fans aber nicht abhielten lauthals mitzusingen und die Band anzufeuern. Saltatio Mortis gehören zu dem Phänomen Mittelalterbands, die live unfassbar schnell mitreißen und von denen man gerne mehr sehen möchte. Über die Jahre haben sie sich eine treue Fangemeinde erarbeitet, die in den letzten Jahren stark gewachsen ist. Zu gönnen ist es ihnen in jedem Fall. Mit Metusa hatten sie zudem einen Support Act dabei, der ordentlich einzuheizen vermochte.

Deutlich ruhiger, aber nicht weniger intensiv, klang das Wochenende dann am Sonntag im Theater mit Wolfgang Niedecken aus, der kurzerhand den Stecker zog und Stücke aus insgesamt 17 BAP-Alben und vier Soloalben präsentierte.

Wenn mir jetzt noch jemand sagt, dass in Erfurts Nachtleben nichts los sei, der hat sich noch nie die Veranstaltungskalender der hiesigen Clubs und Hallen angesehen, der war noch nie Nachts zwischen Anger und Domplatz unterwegs und hat noch nie Kleingeld am Theater Mundi auf der Krämerbrücke springen lassen. Der hat noch nie Erfurter Luft geatmet.

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