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Eisregen auf „Rostrot“-Tour in Bad Salzungen

Milking (11)Ziegen und Wölfe vervollständigten den makabren Wahnsinn

07.04.2012 [sg] Am 07.04.12 luden Rock The Nation und das KW70 in Bad Salzungen zur Release-Tour der aus Thüringen stammenden Metal Band EISREGEN. Laut Flyern und Plakaten, war ab 20.00 Uhr Einlass. Wir kamen 20.15 Uhr an – eigentlich hätte da noch genügend Zeit sein müssen, bevor die erste Band beginnt. Doch was war das: die erste Band spielte bereits. Es waren aber nicht MILKING THE GOATMACHINE, sondern SINTECH. Die aus Coburg stammende Industrial Black Metal Combo machte den Lokalen Support, der in keinster Weise vorangekündigt wurde. Nun gut, sei’s drum.

Auffällig hierbei war natürlich, dass Sänger Sproc und Gitarrist Zasch aus der dort ebenfalls vertretenen Band VARG kommen. Deshalb standen wohl auch viele Varg-Fans vor der Bühne und jubelten ihren eigentlichen Viking Metal-Helden zu. Doch eben dieser Jubel hielt sich auch in Grenzen, da zu dieser Uhrzeit noch nicht ganz so viel los war. Optisch ist nicht viel bei SINTECH passiert, obwohl sie sich auf musikalischer Ebene Mühe geben. Mit einigen Sample-Einlagen werten sie die Songs ordentlich auf. Auch wenn nicht sonderbar viele Leadgitarrenparts vorhanden sind, kam die Musik der im Jahre 2004 gegründeten Band ganz gut an. Mit blutverschmierter Kleidung gaben sie sehr viele Songs des aktuellen Albums „Schlampenfeuer“, welches unter Eigenregie veröffentlicht wurde, zum Besten.

Nach einer recht kurzen Umbauphase ging es weiter mit der ersten offiziellen Band der Rostrot-Tour – MILKING THE GOATMACHINE. Im Hintergrund ein riesiges Banner, darauf thronend das wild kreierte Logo der mit Ziegenköpfen maskierten Hard-Grindcorer. Und schon ging es los mit dem doch sehr abwechslungsreichen Programm, was zumindest die Optik angeht. Es ist immer wieder die pure Freude mit anzusehen, wie vier Ziegenköpfe auf der Bühne rumalbern, springen, headbangen und ordentlich animieren. Eine weitere Besonderheit ist, dass der Drummer auch als Leadsänger fungiert. Mit heftigem Gegrunze und Geschreie ging auch er in die Vollen. Die gute Laune der Band ging sofort auch auf das Publikum über. Schon bald gab es kein Halten mehr für die Fans – Pogoalarm! Wer dabei nicht mitmachen wollte, musste sich ranhalten an die Bar zu verschwinden, denn jetzt war der Saal extrem voll. MTGM lieferten bis zum Schluss eine einwandfreie Show ab. Wer sie noch nicht gesehen hat, sollte sie sich unbedingt zu Gemüte führen. Selbst diejenigen, die sich nicht für diese Musikrichtung begeistern können – Spaß pur. Nebenbei bemerkt, war dies gerade die dritte Show des neuen Bassisten, der seinen Job souverän abgeliefert hat.

Nun stürmte die Viking-Front nach vorne. Es war Zeit für VARG. Wie schon seit eh und je schritten die Coburger in den Farben Rot uns Schwarz zur Tat. Vier Fackeln sorgten neben der Nebelmaschine noch zusätzlich für eine trübe Sicht, was dem Bühnenbild der Band einen mystischen Hauch verlieh. Seit dem Album „Blutaar“ treten Frontmann Freki und Bassist Managarm in schwarzen Brustpanzern auf, doch seit kurzem scheinen sie diesen abgelegt zu haben. Nun werden alle Bandmitglieder von den gleichen schwarzen T-Shirts mit rotem Aufdruck geziert. Zuerst stand das Publikum nur da und schaute aufmerksam zu, doch in jeder Refrainpassage wurde dann doch ordentlich mitgegrölt und die Fäuste in die Luft geschlagen. Bei dem Song „Blutaar“ kam es auch zu Pogoattacken. Doch für eine Wall of Death, die Fronter Freki anfechten wollte, war das Publikum dann wohl etwas zu faul. Höhepunkt des Auftritts stellte wie schon so oft der Titeltrack des Debüts „Wolfszeit“ dar. Erwähnenswert sei noch der sehr gut abgestimmte und passende Anfang des Songs „Nagelfar“, der dem Zuhörer wahrlich einen Schauder über den Rücken jagen kann. Als Abschluss wurde noch mal kräftig mit „Skal“ angestoßen.

Nachdem sich die Rauchschwaden der Vorband so langsam verzogen, konnten man endlich auch die Gesichter des Hauptakts EISREGEN auf der Bühne erkennen. Während des Umbaus wurden bekannte Schlagerhits aus der Konserve gespielt. Zuerst war es etwas seltsam, doch dann kam das doch ganz gut an. Metaller machen sich aus so was eben immer einen Spaß. Und da das Tourbilling ohnehin schon bunt gemischt war, konnte man nun sagen, dass wahrlich für jeden was dabei gewesen ist. EISREGEN begannen ihren Auftritt mit dem Intro des neuen Albums „Rostrot“, darauf folgte „N8verzehr“, der Opener  des Vorgängeralbums „Schlangensonne“. Doch später mehr zur Songauswahl. Vorerst stellte sich die Frage, wer der neue Mann am Bass ist. Später wurde er als „Herr West“ vorgestellt. Er macht sich gut im Eisregenbild. Aber welcher Fakt dabei viel tragender ist, ist die Tatsache, dass EISREGEN schon seit vielen Jahren nicht mehr live mit Bass spielten. Endlich sind diese Zeiten vorbei und der Zuhörer hat fortan auch live fette Bässe zu erwarten. Mit einem Bassisten an den Reihen, können nun endlich auch alte Songs gespielt werden, die kompositorisch auf den Bass aufbauen. Lieder wie z.B. „Nur dein Fleisch“ vom Album „Leichenlager“, welcher seit zwölf Jahren nicht mehr live dargeboten wurde. Eine weitere Überraschung war das Stück „Scharlachrotes Kleid“. So war die ganze Setlist aufgebaut – facettenreich und vielfältig an bekannten Klassikern. Doch irgendwie haben die neuen Songs gefehlt, denn schließlich trägt die Tour den Namen „Rostrot“. Etwas weiter hinten kamen dann doch noch der Titelsong und die Singleauskopplung „Madenreich“. Schade eigentlich. Tracks wie „Blutvater“ oder „Schakal“ kommen live sicher bombig rüber. Bleibt nur zu hoffen, dass der Tod aus Thüringen in Zukunft mehr neues Material ins Liveprogramm einbindet.

Wie schon erwähnt, war das Tourbilling bunt gemischt. Bands mit hohem Erfolgsstatus fanden darin Platz, doch in einer solchen Zusammenstellung stellte man den Erfolg der Tour etwas in Frage – zu Unrecht! Das KW70 war an dem Abend so voll wie schon lange nicht mehr. Rock The Nation haben mit Ziegen, Wölfen und den Königen der makaberen Musik das wohl ungewöhnlichste Erfolgs-Line up aufgestellt, das man sich vorstellen kann. Da haben Leute mal Mut bewiesen, was von dem Publikum hoch geschätzt wurde und mit Sicherheit auch weiterhin geschätzt wird.

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