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Ist die Magie des Kleinen Festes in Gefahr?

Ein Kommentar…

15.06.2022 [sh] Nach einem langen Arbeitsleben ist es jedem vergönnt, sich in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden. Gern möchte man sich an dem erfreuen, was man erschaffen hat und hofft auf die Fortführung des Lebenswerkes, wenn auch mit neuen Impulsen. Die Absichten der Stadt allerdings, die der avisierte Abschied vom Macher des Kleinen Festes, Herrn Böhlmann, hervorrief, lassen allerdings nichts Gutes erahnen.

Die Ausführungen aus dem hiesigen Kultur- und Sportdezernat in Bezug auf den weiteren Fortbestand des Kleinen Festes im Großen Garten (Quellenangabe: HAZ vom 15.06.2022, Seite 16) haben wohl bei Initiatoren und Fans desselbigen gleichermaßen Stirnrunzeln und vor allem Sprachlosigkeit hervorgerufen. Es ist die Rede von Weiterentwicklung, Digitalisierung und dass man das Kleine Fest „attraktiver“ machen müsse. Ehrlich? Waren die Verantwortlichen aus dem Fachbereich überhaupt einmal Gast des Kleinen Festes, hat man sich mit den Machern, Fans, Besuchern und Mitwirkenden ausgetauscht und wenn ja, hat sich ihnen die Magie, der Zauber hinter dem Kleinen Fest überhaupt erschlossen?

Man wolle das Kleine Fest attraktiver machen?
Die Zahlen der Kartenbestellungen gegenüber dem möglichen Kartenkontingent sollten hierbei die Beliebtheit des Kleinkunstfestivals auch für emotionsbefreite Zahlenmenschen greifbar machen.

Man wolle den Kartenverkauf digitalisieren?

Auch aktuell erfolgt die Kartenbestellung online und somit digital. Das Losverfahren garantiert zudem jedem potentiellen Interessenten die Chance des Kartenerhalts und ist mittlerweile Ritual und spannend-prickelnder Bestandteil des Events. Eine anderweitige Digitalisierung oder gar Umstellung auf allgemein in der Branche übliche Ticketbestellungsmodalitäten allerdings spielen eher digital Bewanderten, aber allen voran gierigen Haien und einem explodierenden Ticketschwarzmarkt in die Hände und das kann nicht im Interesse der Veranstaltung sein.

Man wolle den heutigen Ansprüchen gerecht werden?
Wie bitte sehen denn heutige Ansprüche aus? Mehr Handy, TikTok, Instagram und Facebook? Unsere Welt hat sich mit der Digitalisierung und den Social Media mehr und mehr in Schein statt Sein entwickelt. Man versteckt sich hinter dem x-ten Filter und postet extra arrangierte Fotos, um sich der Masse attraktiver oder überlegener zu präsentieren und hierfür von einer anonymen Menge beklatscht und gehypt zu werden. So mag ich mir den zukünftigen Kleine Fest Besucher nicht vorstellen. Denn das Kleine Fest ist alles andere als eine manipulierte Maske. Es ist Fantasie, Zauber und Magie, Neugier und Entdeckungsreise, Gänsehaut, Staunen, mitmachen und sich auf unbekanntes Terrain wagen. Es sind die strahlenden Augen, ein herzliches Lachen, das Kribbeln im Bauch, das Herzbeben. Es ist der pure Moment an Emotionen, die Entschleunigung vom Alltagsstress und noch so vieles mehr, aber auch nur dann, wenn man sich darauf einlässt.

Man wolle Weiterentwicklung?
Es ist korrekt, dass neue Ideen auch neuen Schwung mit sich bringen, dies aber bitte wohldosiert und überlegt. Schlussendlich eilt der Ruf des Kleinen Festes voraus und profitiert bei Neulingen von einen gewissen Vertrauensvorschuss, wie es auch bei langjährigen Fans hoffnungsvolle Erwartungen birgt. Eine Umgestaltung im Rahmen dessen, wie es aus dem entsprechenden Verwaltungstrakt dringt, hat nichts mehr mit dem Kleinen Fest und dessen Individualität und Zauber, sondern eher mit Geld, Einfluss und Schablonierung in ein mainstreamtaugliches Musterevent zu tun.

Das Kleine Fest im Großen Garten hat sich seit Beginn seines Bestehens zu einer „Institution“ in Hannover entwickelt, deren Fans aller Altersklassen weit über die Landesgrenzen hinaus auch lange Wege auf sich nehmen, um für einen, wenn auch kurzen, Augenblick das Tor in eine magische Welt zu durchschreiten, in welcher die Uhren anders ticken. Sich ein wenig wie Alice im Wunderland fühlen. Erwachsen sein und doch seinem inneren Kind Raum geben, mit dem Herzen sehen, magischen Wesen begegnen, fantastische Abenteuer und allerlei Erstaunliches erleben und sich einfach nur verzaubern lassen. Dieses Wunder hat Herr Böhlmann, der Mann mit dem Zylinder, und sein Team Jahr für Jahr greifbar gemacht.

Die Besucher zog es nicht zum Kleinen Fest, weil eine große Marketingstrategie dieses Event auf Teufel komm raus anpries, sondern weil das Event mit Enthusiasmus, Liebe und jeder Menge Herzblut organisiert wurde und dies in jedem einzelnen Moment der Veranstaltung spürbar blieb. Hierzu standen und stehen Herrn Böhlmann ein ebenso engagiertes Team beiseite, welches seine Leidenschaft teilt und dass vor allem nun prädestiniert wäre, das Event im Besten Sinne des Erfinders und seiner unzähligen Fans in eine neue Ära zu führen.


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