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Oh, Johnny!

Jan Delay (29)Jan Delay und Disko No.1 in der Arena Erfurt

13.03.2010 [db] Die Kinder vom Bahnhof Soul sind in Erfurt angekommen. Nachdem Jan Delay vor wenigen Wochen schon einen Quickstop bei “Wetten, dass…?” in der Messehalle eingelegt hatte, kam er nun für einen ganzen Abend zurück. Dem „Großwesir der pophistorischen Echokammer“ und seiner Band, geht es um das große Entertainment, um eine Show ohne show off, um echt ohne authentisch. Bei Jan Delay und seiner Liveband Disko No.1 wird angeknüpft an die guten Zeiten und Seiten deutschsprachiger Popmusik, die ihre angloamerikanischen Referenzen durchaus ernst nimmt, aber so weit verinnerlicht hat, dass sie sich mit Leichtigkeit davon lösen kann. Mit den Delaydies und den Johnny Blazers schickte er sich an, die Arena Erfurt in einen Mercedes Dancefloor zu verwandeln.

Doch bis dahin sollte noch eine Weile vergehen. Gegen 20.30 Uhr ging ohne viel Aufhebens DJ Mad an die Turntables und spulte sein Programm runter – wenn man nicht wusste, dass man hier auf einem Konzert war, hätte man annehmen können in eine Clubnacht wie tausend andere geplatzt zu sein. Das Stimmengewirr in der Arena war teilweise lauter als die Musik aus den Boxen. DJ Mad wäre als Downer am Ende des Abends wirklich sinnvoller eingesetzt gewesen. Als er dann noch die Titelmusik aus der TV-Serie “Eine schrecklich nette Familie” aus den Boxen dröhnen ließ, war bei mir der Ofen aus. Wo war das Bo? Da! Aus dem Schatten tauchte er auf und endlich war hier Action. Stürmte gleich die vor der Bühne aufgestellten Kisten und ließ seine Songs vom Stapel. Danke. “Ich sehe schon, wir werden einen wunderbaren Abend heute hier haben. Habt ihr Bock zu feiern oder was?”, sprachs und rappte ohne Umschweife weiter. Keine Pause. Lass den Dancefloor beben. Endlich war Bewegung in der Masse, eine Besucherin pustete fleißig Seifenblasen Richtung Bühne. Köpfe und Kehrseiten wackelten, ansteigender Applaus. Jetzt, jetzt war dieses Konzert auf dem richtigen Weg. Der Beat stimmte. Nach der echt kürzesten Umbaupause, die ich jemals erlebt habe, nahmen die Musiker von Disko No.1 ihre Plätze ein und der Kreischpegel stieg. Links von der Bühne tanzten die Delaydies in glitzernden silbernen Kleidern ein, im Schlepptau in frischem hellblau einen gut gelaunten Jan Delay mit Mikro und Zepter. Ab diesem Moment herrschte der Tanzausnahmezustand in der Arena. Gleich zu Beginn eine kleine Einweisung in die richtigen Tanzschritte, damit der Saal im Einklang swingt. Und als das Bo dann noch in feinen Zwirn geschmissen nochmals auf die Bühne kam, um Jan Delay zu stimmlich zu unterstützen, dann wusste und spürte man, dass Erfurt an diesem Samstagabend den Kindern vom Bahnhof Soul gehörte. Inklusiver einer kleinen Covershow: Der Song “Everybody” von den Backstreet Boys wurde kurzerhand zu “Disko’s back alright” umfunktioniert und funktionierte. Usher’s “Yeah” und Montell Jordans „This how we do it“ rundeten das Medley ab.

Der Delay Lama hielt Audienz vor einer begeisterten Masse. Ich stehe nicht unbedingt auf deutschen Rap, aber die Entwicklung, die Jan Delay von den Absoluten Beginnern bis hierher hingelegt hat, ist beachtlich. Und die Show ist durchchoreographiert bis ins kleinste Detail. Da stimmt die Position jedes einzelnen Spots. Die farblich knallenden Anzüge der Band, sein weißer Hut und die glitzernden Delaydies geben ein sagenhaft gutes Bild. Dazu Bass ohne Ende und der richtige Flow. Chapeau.

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