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Kultursommer in Jena

Die Rückkehr des verlorenen Sohnes Rainald Grebe mit ausverkauftem Gastspiel bei der Kulturarena Jena

25.07.2014 [sw] Er hat Narrenfreiheit in Jena. Wer, wenn nicht er. Rainald Grebe darf scheinbar alles: Thüringen verhöhnen, Heike Drechsler, unsere Klöße. Und vor allem: Er darf als Einziger im langen Programm der Kulturarena eine Pause einlegen und länger als 22 Uhr spielen. Nicht mal die ganz großen Namen trauen sich das. Grebe aber macht es; er, der vier Jahre lang die Geschicke des Theaterhauses leitete und die Jenaer Kultur prägte, er darf sich auflehnen gegen klagewütige Anwohner, die sich durch die hochkarätige Veranstaltungsreihe in ihrer Nachtruhe gestört sehen.

Und Rainald Grebe ist generell ein Auflehner. Nicht so plakativ, so vordergründig wie manch anderer Kabarettist. Grebe ist einer, der das Messer im Blumenstrauß versteckt. Und er ist ein Bühnentier, ein Theatralik, verkleidungswütig und schalkbesessen. Nach Sprechnummern und Soloprogrammen hat er nun aufgestockt und aus der “Kapelle” ein ganzes “Orchester der Versöhnung” geschaffen. Und dieses begleitet den Meister mit knackig-weiblicher Bläsersektion, Live-DJ und Orgel. Buddy Casino, der Tastenmann, der auch Helge Schneider beklimpert, feiert an diesem Abend seinen 59. Geburtstag und bekommt natürlich ein Ständchen vom Publikum. Mitsingen ist auch sonst gern gesehen, beim neuen Stück “Multitask” zum Beispiel, bei dem unter den hoch erhoben geschüttelten Händen der dreitausend Besucher jene “Vieltätigen” durch den Kakao gezogen werden. Überhaupt ist dies des Grebes Lieblingsgetränk (neben dem verkleckerten Rotwein in den Gesangspausen): Jeder, der sich zu wichtig nimmt im täglichen Haudrauf des Lebens wird vom knödelsingenden Kabarettisten gnadenlos durch eben jenen gezogen. Der Mitteberliner, der Kunstjetsetter, der Manager: Alle haben Fehlstellen, die es höhnisch zu betrachten gilt. Das Publikum und auch Grebe haben einen Mordsspaß daran.

Zum dritten Zugabeblock dann gibt’s endlich auch noch die heimliche Nationalhymne des Freistaats: “Thüringen” in Ü-Dur. Und es gibt tatsächlich immer noch Leute, die jeden Scherz im Lied belachen, als ob sie ihn zum ersten Mal hörten. Aber das kann ja auch ein Zeichen von Zeitlosigkeit sein.

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