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NGT – Glamrock never dies

NGT (12)NEGATIVE mit positivem Ergebnis

10.10.2010 [db] Wenn der Herbst vor der Tür steht und die Tage allmählich dunkler werden, dann ist es Zeit für Glam! Die beginnende Winterstarre wegrocken. Fünf Finnen können dabei recht nützlich sein. Doch dabei nicht gleich an H.I.M., The Rasmus oder Nightwish denken. Da schwimmen noch andere dicke Fische im Musikteich – unter anderem Negative (kurz: NGT). Ihren Glamrock bezeichnen sie selbst als Emotional Rock. Doch Emotional Rock heißt nicht gleich ruhig und melancholisch. Diese glitzernde Schublade beherbergt mehr: Melodisch und langsam, schnell und rockig – die Finnen beherrschen die Nuancen. Schweben zwischen H.I.M., Guns’n Roses und Aerosmith hin und her und schicken sich an – neben Japan – auch auf dem europäischen Markt abzuräumen. Mit Goldstatus im Rücken und ihrem aktuellen Album in der Tasche – „Neon“ (VÖ: 2010) – faellt das nicht schwer. Gerockt haben NGT schon eine Menge – so waren sie on Tour mit ihren finnischen Kollegen von The Rasmus und H.I.M. Sie spielten auf diversen Festivals und tourten durch die Welt – unter anderem in Russland, China und Japan. 2007 sackten sie dann auch noch den MTV Music Award für den besten finnischen Act ein. Und mit ihrem Album „War of Love“ lieferten sie 2003 ein Debüt ab, dass sich so manche Band wünschen wuerde. Negative können vor 40.000 Zuschauern rocken und in kleinen Clubs alles geben.

Wir stehen am Sonntagabend vor den Türen des HsD und haben spontan erst einmal Fremdscham. Liebe NGT-Fans, eure Begeisterung für die Band und das Ausharren vor dem Konzertsaal in allen Ehren – aber müsst ihr euch wie die Schweine benehmen? Da steht ein signalroter Abfallbehälter vor der Tür und ihr schmeisst eure Flaschen, Pizzaboxen, Taschentücher und Wärmedecken überall hin, nur nicht in den Mülleimer. Benehmt ihr euch zu Hause auch so? So etwas haben wir schon lange nicht mehr gesehen, sehr traurig.

Das HsD ist trotz der vielen Vorschusslorbeeren für NGT nur mäßig gefüllt. Liegt wahrscheinlich auch an dem Sonntagstermin, die neue Arbeitswoche steht bevor und da überlegt mancher zweimal, ob er abends noch mal weggeht. Doch die, die da sind, versprühen Vorfreude pur. Als Support haben NGT die Band „Sylic“ in einigen Städten mit an Bord, so auch in Erfurt. Sie spielen soliden Rock, nicht mehr und nicht weniger. Aus dem bald erscheinenden Album „high times for a low life“ stellen sie einige Stücke vor. Da ich die Band vorher nicht kannte, hab ich mich schlau gemacht. Als Vorband von Zeraphine, End of Green und Lacrimas Profundere müsste man eigentlich wissen, wie man die Menge anheizt. Bei mir kam nichts an. Kein Funke. Kein Bedürfnis, mit den Hüften zu wackeln, wie die Band selbst auf ihrem mySpace-Profil verkündet. Der Sound ist auch nicht düster – nein, gar nicht. Sylic sind eine waschechte Rockband, die an Performance und Präsenz on Stage noch immer zulegen kann. Denn bislang kann sie nicht mit anderen Bands ihrer Klasse konkurrieren. Da muss noch was kommen.

Der Nebel wabert über die auf Neonröhren gesteckten Skelette und die Federn der Bühnendeko. Und plötzlich steigt der Kreischpegel enorm. Und das bei vielleicht 200 Anwesenden. Aber wenn das zu 95 Prozent Frauen sind, muss man sich echt nicht wundern. Männer können einfach nicht so ausrasten, Männer können nicht so laut werden. Dass es an diesem Abend nicht so voll ist, merkt man ab dem ersten Song wirklich nicht mehr. Was zählt ist die Begeisterung. Und davon bekommen NGT eine Menge geschenkt. Die passende Rockstar-Attitüde haben die Jungs auf jeden Fall. Die Outfits sind bis ins Detail durchdacht, die großen Gesten sind perfektioniert. Die technischen Probleme beim ersten Song werden übersungen und man merkt es nur am leicht hektischen Blick von Frontmann Jonne Aaron. Als auch das im Hauch eines Wimpernschlages behoben ist, kann die epische Breite des glamourösen Leidens vollends ihren Lauf nehmen. Es muss wirklich Spass machen, wenn man auch so eine kleine Menge sofort für sich einnehmen kann. Was NGT performen hat mehr Leichtigkeit als mancher Song von H.I.M. – aus der Schublade würde ich sie wieder herausnehmen. Mit The Rasmus kann man sie auch nicht vergleichen. Sie stammen zwar alle aus der gleichen musikalischen Wiege, aber haben doch ihren eigenen Weg gefunden. Negative beeindrucken an diesem Abend durch Energie und Präsenz – genau das, was der Support Act vermissen ließ. Aber man soll sich ja auch erst beim Headliner verausgaben. Und kreischen. Und wie hier gekreischt wird. Tokio Hotel wären neidisch!

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