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Party.San Metal Open Air 2012

Zum 18ten Mal wusste jeder „Hell is Here“: Bolt Thrower, Behemoth, Nile, Solstafir, Naglfar und Sodom heizten auf dem P:S:O:A höllisch ein

11.08.2012 [db] Wenn die beiden Jungs aus Bayern ihren Marsch Richtung Thüringen beginnen, dann weiß man – das Party.San ist nicht mehr weit. Das Wandern zum Party.San Open Air zelebrieren sie seit Jahren und teilen ihre Erlebnisse mit der Netzgemeinde. Andere bauen einfach ihre Zelte in Wacken ab und in Schlotheim wieder auf. Und für einige ist das P:S:O:A das einzig wahre Metalfestival. Wenn man die Enthusiasten und die vielen schrägen Vögel sieht, die sich alljährlich am Donnerstagnachmittag ihren Weg vom Einlass zur Bühne bahnen, dann weiß man auch, dass dieses Open Air, das vor Jahren mit einer Bühne auf einem Lkw-Anhänger begann, ein fester Termin im Leben vieler Metalheads ist. Damit das so bleibt, lassen sich die Veranstalter auch 2012, wenn das P:S:O:A volljährig wird, nicht lumpen und fahren ein Line Up auf, bei dem so mancher im Vorfeld mit der Zunge geschnalzt haben mag: Behemoth, Immortal, Bolt Thrower, Nile, Sodom, Naglfar, Solstafir – o(h)rgiastische Leckerbissen für Metalheads von Donnerstag bis Samstag.

Donnerstag – 09. August 2011: Das Wetter spielte in diesem Jahr auch mit. Charmant herb mit einem Spritzer Sonnenschein. Seit Mittwoch machten sich die ersten Camper auf dem Flugplatz Obermehler breit – allen voran die französische Delegation, die mülltechnisch schon am ersten Tag ihres Aufenthalts neue Maßstäbe setzte. Andere vertrieben sich ihre Zeit bis zur Öffnung der Höllenschleusen mit leichter Unterhaltung wie Straßenmalerei, Telefonexplosionen, Gruppensaufen oder Schaulaufen. Ja, Schaulaufen gibt es nicht nur in der Schwarzen Szene – auch auf Metalveranstaltungen möchte man(n) durchaus in Samtanzug, Kittelschürze, Morgenrock oder pornös goldener Hose gefallen. Wer keine Oma hat, deren Kleiderschrank er vor dem Party.San plündern kann, rennt auf’s Gelände und schreit erst einmal freudig „Shoppen!“, um sich dann einen absurd großen Hut, eine kreischfarbene Sonnenbrille oder ähnliches zuzulegen. Kuscheltiere gehören auch zur Ausrüstung. Möglichst groß, möglichst knallig. Wessen Laune beim Anblick dieser wildgewordenen Horde sich nicht sofort bessert, der macht was falsch – oder war noch nicht bei Brutz & Brakel. Das ist ein Party.San-Phänomen. Wenn am Eröffnungstag die Tore öffnen, führt viele der Weg erst einmal zum Brutz & Brakel-Stand, der sich bis Festivalende nicht über mangelnde Nachfrage beschweren kann. Ich habe es noch nie bis zum Tresen geschafft. Das Ding ist einfach immer übervoll. Auf der anderen Seite des Geländes, links neben der Bühne steht der festivaleigene Merchandise Stand, an dem sich auch – sofort – eine Riesentraube bildet. Wie ein Bienenschwarm verteilt sich die Masse der Besucher zuerst auf diese beiden Stände und dann auf den Rest des Geländes – Fressbuden, Plattenstände, Bandmerch. Die halbe Stunde vor dem Opener gestaltet sich sehr kurzweilig, wenn man seinen Blick über das Gelände schweifen lässt. Herrlich. Bunt. Laut. Entspannt. Alles auf einmal. Den akustischen Rahmen für dieses Spektakel bieten – jedes Jahr – die Bands, die es auf das P:S:O:A-Billing schaffen.

In diesem Jahr ist ein besonderer Leckerbissen dabei, Behemoth. Ursprünglich nicht für dieses Jahr geplant, sind die Polen kurzfristig für Deicide eingesprungen und headlinen nun den Samstag. Am Donnerstag stehen mit Bolt Thrower, Sodom und Solstafir drei erstklassige Vertreter ihrer Genres auf dem Line Up. Am Nachmittag schon konnte man In Solitude richtig abgehen. Bei Nifelheim twitterten und instagramten die ersten aufgeregt „Nifelheim!“. Die Schweden sind Vertreter des reinsten Black Metal, visuelle Rückblende in die 1980er inklusive. Leder, Spandex, Nieten und Nägel, großzügig verteilter Kajal und theatralische Gesten – den Rest besorgte das Publikum und ließ die Köpfe kreisen. Meine heimlichen Favoriten hatten schon an diesem Abend ihren Auftritt – Solstafir. Die Isländer paaren Black Metal, Doom und Psychedelic Rock zu einer einzigartigen Mischung. Die Band würde auch perfekt auf das Stoned From The Underground passen. Man kann sich beim Hörgenuss nicht entscheiden, ob der harsche, ruppige Black Metal-Teil ihres Sets mehr begeistert oder ob es die langen doomigen Passagen sind, die den Reiz dieser Band ausmachen. Es ist die Mischung. Die ist schon auf dem Party.San 2009, als Solstafir unter sengender Sonne am Nachmittag ihre Songs zockten. Manch einer schimpfte, dass Bolt Thrower bereits am ersten Tag verheizt wurden. Jeder Tag hatte seinen Headliner und der Donnerstag eben Bolt Thrower. Verheizen sieht anders aus.  Die Könige des Death Metal heizten zum Abschluss des ersten Tages noch einmal richtig ein. Die Briten ließen die Bühne wackeln und die Fans frohlocken. Was will man mehr für am ersten Tag des P:S:O:A?

Freitag – 10.08.212: Der zweite Tag in der Hölle brachte Bands wie Immortal, Nile und Ghost Brigade zu Tage. Eröffnet wurde der Freitag durch eine Band, die mit einem Bassisten außer Rand und Band bestach – Malignant Tumour. Robert Šimek wirkt ein wenig wie der verlorene Bruder von Atze Schröder. Nach dem tschechischen Grinder sollten alle auf dem Platz Anwesenden munter gewesen sein. Danach ging es brutal-fröhlich weiter mit Assaulter, Iron Lamb, Gospel of the Horns, Entrails und Skalmöld. Immer wenn Soile Siirtola, eine begnadete Fotografin aus Schweden, am Graben stand, wusste ich, die nächste Band wird interessant – optisch und musikalisch. Bei General Surgery war genau das wieder der Fall. Die frisch eingesauten Leichenfledderer sparten nicht am Kunstblut – eine dreckige Augenweide! Gleich danach spülten Dark Fortress ihren Black Metal in die Menge. Ordentliche Bretter können auch aus Deutschland kommen, wie man da zweifelsohne sehen und hören konnte. Nile – auf deren Booking man zu Recht stolz war – brachten Ägypten nach Schlotheim. Die Mythologen unter den Death Metalern beschäftigen sich seit Anbeginn mit ägyptischer Geschichte und verpacken ganze Geschichtstexte mit technisch ausgefeiltem Death Metal. Sie waren an diesem Abend aber „nur“ die Vorstufe für die Unsterblichen von Immortal. Die Pandabären waren los! Das Warpaint der Band ist so böse wie köstlich. Aus einigen Ecken des Festivalgeländes riefen die Fans deshalb: „Panda!“ Immortal – die Black Metal-Helden ganzer Generationen – tauchten aus dem Nebel in blaues Licht und spielten bis weit nach Mitternacht. Für die einen sind es die bösen Nordmänner, für die anderen sind  sie nicht mehr das, was sie mal waren. An Immortal schieden sich die Geister – doch was am Ende bleibt, ist ihre Show auf dem Party.San und die Begeisterung, die sie bei ihren eingefleischten Fans auslösten.

Samstag – 11.08.2012: Der Samstag war ein Tag voller Kracher. Allen voran Behemoth, Ragnarok und Tankard. Bevor die erste Band des Tages – Rectal Smegma, die für Rompeprop einsprangen – die Bühne enterten, tobte ein Hello Kitty-Ball über’s Gelände. Das schien so ansteckend zu sein, dass am Ende auch die Securities im Graben mitmachten. Optisch interessant wurde es das erste Mal mit Archgoat, die sich mit ihrem Warpaint und Kunstblut-Gekleister richtig Mühe gaben. Eine Show, die man sich guten Gewissens zu Gemüte führen konnte. Danach herrschte ein wenig Durcheinander im Line up, denn Ragnarok waren noch nicht eingetroffen und wurden vermisst. Um den Zeitplan nicht nach hinten zu schieben, übernahmen Warbringer den Slot von Ragnarok und später rückten Toxic Holocaust nach. Was bei den Jungs, die eher wie Posterboys aus der Bravo anmuten, rauskommt, ist erstaunlich. Astreiner Thrash Metal. Als Ragnarok dann endlich auf dem Flughafen Obermehler eintrafen, hatten die Norweger gerade mal 45 Minuten Zeit, sich auf ihren Auftritt vorzubereiten, der dann ohne Wenn und Aber durchgezogen wurde. Keine fünf Minuten nach ihrem Gig standen sie bereits abgeschminkt hinter der Bühne und verluden ihr Equipment. Wenn man Acts wie Ragnarok auf der Bühne performen sieht, kommt man nicht umhin zu denken: „So muss Party.San sein.“ Krachend, düster, böse, satanisch, blutig, laut. Tankard wirkten – nachdem sie schon gut vorgeheizt hatten am Powermetal-Stand – wie Gummibälle auf Speed. Dass sie nicht so recht ins Line Up passen, stellte Frontmann Gerre gleich nach dem Opener fest. Trinkfester Thrash Metal ist auf einem Festival aber nie verkehrt. Die Combo machte Laune und spielten visuelles „Hasch mich“ mit Fotografen, Kameramännern und Fans. Deutlich düsterer wurde es mit Naglfar. Kristoffer Olivius ist ein Frontmann mit Charisma. Wenn der Mann mit stechendem Blick ins Publikum sieht, ist man bereit die Reise weg von den hellen Seiten des Lebens anzutreten. Und die Meute auf dem Flugplatz Obermehler waren nur allzu bereit mit den Schweden mitzugehen. Als Naglfar die Bühne verließen, war es nur noch eine Band, die auf dem P:SO:A rocken sollte. Nur noch eine Band, dann würden sich für dieses Jahr die Höllenpforten wieder schließen. Und Behemoth sollten als finaler Kracher noch einmal richtig einheizen. Kurzfristig ins Booking gehüpft, als Ersatz für Deicide, wussten die Polen, die sich in kurzer Zeit an die Spitze des Death Metal gespielt haben, zu überzeugen. Von Nebelschwaden durchzogen, konnte man einen Blick auf die gigantische Mikrofonkonstruktion von Frontmann Nergal erhaschen. Umrahmt wurde der letzte Kracher mit Flammen. Eine Band, die kurz davor stand, alles zu verlieren, als Nergal 2010 die Diagnose Leukämie bekam, zeigte, wie man Metalheads rocken kann, wenn man dem Tod von der Schippe gesprungen ist.

Das Festivalwochenende ist immer wieder viel zu schnell vorbei. Kaum haben sich die Schleusen zur Hölle geöffnet und die erste Band eröffnet das Spektakel, steht auch schon der finale Headliner auf der Bühne und alles ist zu Ende. Ich habe es in diesem Jahr nicht einmal zur sagenumwobenen Underground Stage geschafft. Ärgerlich. Die Stage wird es hoffentlich ins nächste Party.San-Jahr  schaffen, denn was der Wind akustisch vom Set der P:S:O:A-Exoten Cashley rüberwehte, machte mehr als nur Appetit da mal reinzuschauen. Drei Tage der kompletten Selbstzerstörung liegen hinter rund 10.000 Metalheads. Drei Tage mit über 40 Bands, bei denen wohl jeder Metalgeschmack fündig geworden sein dürfte. Drei Tage, die wie jedes Jahr, nach Wiederholung schreien. Ein wehmütiger Blick noch zurück beim Verlassen des Geländes – die Bühne dampft unter der Last des Nebels, den ein vollkommen losgelöster Bühnentechniker unter Dauerbeschuss in die Menge bläst. Der laute Knall der Pyrotechnik am Ende ist der finale Akt auf dem Party.San 2012. Wer noch nicht genug hatte, konnte auf der Metaldisko im Zelt noch einmal die letzten Kraftreserven mobilisieren. Im Morgengrauen gingen dort dann auch die Lichter aus. Auf ein Neues, kommenden August.

Was auffällt sind die Schlotheimer. Der Ort hat sich zum zweiten Metal Open Air noch nicht ganz auf das Spektakel eingerichtet. Die Bewohner von Bad Berka waren da pfiffiger. Auf dem Weg zum ehemaligen Gelände hatte beinahe jedes Haus einen eigenen kleinen Biergarten eingerichtet. In Schlotheim sieht man nur vereinzelt Rentnerinnen mit ihrem Rollator zwischen Metalern auf dem Weg zum Supermarkt. Sieht zwar putzig aus. Bei der Symbiose von Ort und Festival geht aber sicher noch was.

Das P:S:O:A-Line Up 2012:

Donnerstag – 09.08.2012
Bolt Thrower • Sodom • Solstafir
Vallenfyre • Nifelheim • Necros Christos
In Solitude • Dead Congregation

Freitag – 10.08.2012
Immortal • Nile •Ghost Brigade
Immolation • Dark Fortress • General Surgery
Skalmöld • Entrails • Gospel of the Horns
Iron Lamb • Assaulter • Malignant Tumour

Samstag – 11.08.2012
Behemoth • Naglfar • Tankard
Insomnium • Incantation • Toxic Holocaust
Warbringer • Ragnarok • Archgoat
Nocte Obducta • Cattle Decapitation • Trash Amigos
Rectal Smegma

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