[a]live: promotion » » Rock in Concert Open Air 2011

Rock in Concert Open Air 2011

Alice Cooper DB (1)Lemmy, Alice, Sonne und Regen – eine gelungene Open Air Premiere

17.06.2011 [db] Auf dem Weg nach Weismain fahren wir durch Orte, die auf keiner Landkarte verzeichnet sind.  Aber für Alice Cooper, Motörhead, In Extremo, Subway to Sally und die Misfits nimmt man weiße Flecken auf dem Navi gerne in Kauf. Der Weg zum Stadion ist gesperrt, also Umleitung. Der Parkplatz ist ein Stück weit weg vom Campingplatz, also marschieren. Zelt aufbauen, am Pressezelt einchecken und erst mal warten. Die Sonne beginnt schon in den Epithelien zu arbeiten und die Festivalbräune erreicht die erste Stufe. Oh, das wird schön. Das wird ein Fest. Während auf dem Zeltplatz die ersten an der obligatorischen Bierdosen-Kette arbeiten, bin ich auf der Suche nach dem Motörhead-Tigger mit Nasenpiercing. Den hab ich auf  dem Sucher, seitdem ich ihn zwischen ein paar Zelten gesichtet hab. Da! Am Einlass. Da steht er, mit angenähter Lockenmähne, Kinnbärtchen und Jeansweste. Der rockt! Und nicht nur der. Haufenweise gut gelaunte Besucher, herrliches Wetter und ein Stadion mitten im Wald, das nur darauf wartet musikhungrige Massen aufzunehmen. Nach dem Soundcheck von Andi Brings werden die Schleusen endlich geöffnet und es kann losgehen. Ein Wochenende mit Leckerlis! Es ist das erste Open Air der Christmas Metal Festival-Macher. Und für diese Premiere haben sie ordentlich was aufgefahren. Ich bin seit Wochen schon hibbelig.

Der Motörhead-Freitag beginnt ja schon mal gut. Guns of Moropolis, der geplante Opener, treten nicht auf, dafür rocken Andi Brings & Band, der ein wenig wie der kleine Bruder von Bela B anmutet, ordentlich und locken die ersten Besucher an die Bühne. Der Timetable des Rock in Concert ist gigantisch und lässt keine langen Pausen zwischen den Acts zu. Am Freitag wollen neun Bands die Bühne rocken. 9mm legen fein vor: „Ich bin für euch extra früh aufgestanden und habe meinen Zeitplan fürs Festival angepasst. Statt um 10 Uhr hab ich schon um 9 Uhr mit Bier saufen angefangen.“ – und: „Wer hier denkt, es geht nur um Tussis, Titten und Rock’n’Roll, der liegt falsch.“ Ah, ja. Die Jungs machen Laune. Wie von der Tarantel gestochen jagen sie über die Bühne, lassen die Zungen raus hängen und haben derbe Spaß. Am Wellenbrecher steht eine Besucherin, futtert ein Stück Pizza und lässt probehalber die Haare kreisen. Der Tag ist noch lang. Und einige Top Acts warten noch auf ihre Showtime.

Eines nehm ich dem dritten Act am Freitag gleich vorweg – ich bin offiziell verliebt in Disneyland After Dark – kurz D-A-D. Eine Show, ein Bassist, einfach herrlich. The Bones, The Bones, The Bones. Da steht man im Graben und hat echte Urgesteine vor der Linse. An diesem Tag scheint es keine Nieten zu geben, nur Gewinnlose. Vollgas vom ersten Takt an. Die ersten Alkoholleichen liegen bereits auf dem Gras und bekommen von der Show gar nichts mit, während andere mit reichlich Promille im Blut über die Absperrung klettern und die Schnelligkeit der Security testen. Währenddessen rocken The Bones ohne Unterlass und das Stadion füllt sich immer weiter. Die Misfits stehen als Nächste auf dem Timetable und der Masse an Misfits-T-Shirts nach zu urteilen, wird das ein wahres Inferno.

Veranstalter Bertram Klee zeigte sich auf der Pressekonferenz am Freitag glücklich darüber, dass trotz Wetterkapriolen der Aufbau Freitagmorgen zwischen 3.00Uhr und 4.00Uhr abgeschlossen werden konnte. Es sind weitere Open Airs in Planung. Durchaus. In diesem Jahr werden Erfahrungen gesammelt. Es ist ein Abenteuer. Am Freitag sind es rund 6,500 Besucher. Nicht schlecht für die Premiere. Nicht nur für die Veranstalter ist es Neuland, auch für die Location. War das Waldstadion bislang immer Sportevents vorbehalten, zieht jetzt auch die Musik hier ein. Erfolgreich. Die Verzögerung beim Einlass am Morgen ist dann auch schnell geklärt – die erste Band hatte schlichtweg die Backlines vergessen und so musste schnell umorganisiert werden. Mit Bekanntgabe der Headliner stiegen dann auch die Vorverkaufszahlen. Bei Bekanntgabe von Sabaton ging es rund im Ticketshop. Dass man die nicht vorhanden Dixies – stattdessen gibt es auf dem Rock in Concert betreute Toilettencontainer – zum Hauptthema machen kann, zeigen einige Pressevertreter. Meine Güte. Scheiß auf Dixies! Seid froh, dass es hier Toiletten gibt, die nicht nach dem ersten Tag unbenutzbar sind. Pluspunkt!

Der Aufwand bei den Auftritten von In Extremo und Subway to Sally wird enorm. Soviel steht fest. Neben reichlich Bühnenbild, wird es eigene Licht- und Pyroshows geben – und die Vorbereitung muss in jeweils einer halben Stunde geschultert werden. Mehr Zeit hat keine Band für Change Over und Line Check. Eine logistische Meisterleistung, um die beiden namhaften Folkmetal-Bands Deutschlands zusammen auf eine Bühne bringen zu können. Komplettiert durch die Apokalyptischen Reiter. Bertram gibt da durchaus zu, dass das Line Up beider Tage seinen persönlichen Vorlieben entspricht. Und noch während Bertram Fragen beantwortet, legt Danko Jones mit seiner Band bereits los. Eine Horde Fotografen sprintet Richtung Bühne, um die ersten drei Lieder nicht zu verpassen. Der Spurt übers Grün soll sich lohnen, die Grimassen und das Set von Danko Jones lassen keine Wünsche offen. Mit jedem Act scheint das Bühnenbanner größer zu werden. Die Broilers präsentieren ihr neues Album und das muss auch würdig beworben werden. Getoppt wird das schließlich von Alice Cooper, der gleich ein ganzes Gruselkabinett im Gepäck hat.

Als Alice Cooper, der große alte Mann des Heavy Metal, seinen Gig mit viel Tamtam, Schminke und Show beginnt, setzt der Regen ein. Egal, auf „Poison“ wartet man auch im Regen. Alice Cooper spielt 90 Minuten lang und fackelt ein hübsches Effektfeuerwerk ab. Das ist noch Heavy Metal der alten Schule. Nietenjacken inklusive. Chapeau. Der Mann ist wie eine gute Flasche Wein. Genießen! Du weißt nie, ob es den einen solchen Wein im nächsten Jahr noch einmal geben wird. Es hat was Heimkommen, wenn Alice Cooper mit einem gigantischen Zylinder vor der Menge steht, „School’s out for summer“ singt und das Publikum singt mit. Wunderkerzen und Feuerzeuge gehen an und dann werden von der Bühne aus riesige Luftballons in die Nacht geworfen. Dann geht das Licht aus und Alice ist weg. Es war die vermutlich einzige Chance ihn in diesem Jahr live in Deutschland zu erleben. Der letzte Act des Abends verspricht noch einmal, alle Brüll-, Pfeif- und Tanzreserven des Publikums zu motivieren – Motörhead werden den überhaupt ersten Rock in Concert Open Air-Tag abrunden. Der Regen hat inzwischen auch aufgehört. Aber auch nur, um gleich wieder einzusetzen, dieses Mal sintflutartig. Auch schön. Lemmy und seine Band stört das weniger. Motörhead spielen auf einer überdachten Bühne, schön weit weg vom Bühnenrand. Die Fans im Stadion stört der Regen allerdings auch weniger, angesichts des zweiten Headliners. Was bei strahlendem Sonnenschein begonnen hat, geht am ersten Tag in einer riesigen Pfütze und mit Rock’n Roll der Sonderklasse unter. Trocken werden können wir später. Matschen muss es. Erst dann hat das Event gerockt. Wenn man in die Zuschauermenge blickt, die um Mitternacht, nass bis auf die Haut, mit Motörhead rocken, dann weiß man – hier stimmt alles.

zur Galerie


Setze doch einen Trackback auf deine Seite.


Benutzerdefinierte Suche