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Schafe, Monster und Mäuse

 Element of Crime in der Thüringenhalle Erfurt

09.05.2019 [dg] Egal, wie schief das Leben liegt. Egal, wie düster die Stimmung sein mag. Element of Crime sind die wohl einzige Band im Lande, die ihre Geschichten so wunderbar schnodderig und raunzig erzählen kann. Der eigenwillige Mix aus Folk, Blues, Rock, Kinderlied, Schnulze und Krachorgie macht die Formation um Sven Regener so einzigartig, dass man nicht an ihnen vorbeikann. Das denken sich auch ein paar tausend Fans an diesem in leisen Niesel getauchten 09. Mai und strömen hin zur Thüringenhalle. Seit nunmehr 33 Jahren – oder sind es 34? – mischen die Musiker mit und haben der Musiklandschaft ihren ganz eigenen Stempel aufgesetzt. Einen Querschnitt ihres Schaffens geben sie an diesem Abend zu Gehör, allem voran die Stücke aus dem aktuellen Album “Schafe, Monster und Mäuse”.

Die Vorband “Isolation Berlin” wird von Regener selbst angekündigt mit den Worten: “Sie sind jung. Sie sind schön. Sie können übers Wasser laufen.” Ein Rockalbum hätten sie vorgelegt, das die Musikwelt erschüttern sollte. Was dann kommt ist frischer, in Unglück schwelgender Rock mit viel Ironie. Das Glück finden Isolation Berlin im Unglück und ziehen daraus die Inspriation für ihre Musik. Das alles wirkt ein bisschen durchgeknallt, mit einer Prise Improvisation und einem Schuss “Scheiß drauf”. Die Großstadt habe sie geformt und gebrochen, sagte Sänger Tobias Bamborschke einmal. Der von ihnen sogenannten “Berliner Schule” entstammt ihr Sound, der Lust darauf macht, sich das ganze Album (aktuell: “Vergifte dich”, VÖ: 2018) anzuhören. Sie schwanken zwischen Melancholie und Wut. Erholsam im Pop Einerlei. Und überhaupt finden sie es ganz toll, dass sie von Element of Crime auf ihrer Europatour begleitet werden. Könnte man irgendwann vielleicht so stehen lassen.

Nach einer kurzen Umbaupause wird es Zeit für Schafe, Monster und Mäuse. Element of Crime kommen ohne großes Bühnenbild aus. Bei ihnen wirkt die Musik, nicht das drumherum. Sie holen ihre Besucher beim ersten Song ab und geben sie erst nach der letzten verklungenen Note wieder her. Regener packt wundervolle Melancholie in einzigartige Geschichten. Mein Favorit an diesem Abend bleibt aber “Ein Brot und eine Tüte” – eine herrlich schnodderig und kauzig erzählte Geschichte vom nicht ganz so anonymen Großstadtleben und seinen Tücken:

“Ein Glas Honig, etwas mittelalter Gouda, ein Brot und eine Tüte
Der Typ im Hinterhaus nervt, ein Stück Butter und ein Bier
Kein Wunder, dass einer das Wort Arschloch in sein Treppenhaus sprühte
Und jetzt denkt er, das war ich
Möglich wärs, doch leider war ich‘s nicht
Ein Brot und eine Tüte”

Man kann die Faszination von Element of Crime, die sich die Trompete und die ungeschönte und doch faszinierende Beschreibung menschlicher Gefühle zu Markenzeichen gemacht haben, schwer erklären. Man muss sie erleben. Und erlebt wird. Es gibt wenige Konzerte, auf denen die Fans statt ihre Smartphones in die Luft zu halten, doch lieber mitsingen und sich zum Takt der Musik wiegen. Wem Element of Crime tatsächlich noch unbekannt sind, kann sich hier einen kleinen Eindruck verschaffen:

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