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Zitadelle unter Wasser

Zita Rock FestivalDas Zita Rock 2011 mit Eisbrecher, Qntal, Blutengel uvm.

19.06.2011 [sh/db] Zum Highlight im jährlichen Festivalkalender hat sich das zum mittlerweile fünften Mal veranstaltete Zita Rock Festival in der Zitadelle zu Spandau gemausert. Der einzigartige Spirit und die historische Renaissance Szenerie prägen das Zita Rock. Eine tolle Kulisse, angenehme Atmosphäre, donnernde Rocksalven und beschauliche Klänge – was will man mehr, wenn man ein schwarz-musikalisch abwechslungsreiches Wochenende verbringen möchte.  Vom 18. Bis 19. Juni 2011 teilten sich die Fledermäuse ihr Domizil wieder mit tausenden von Gothics. Pünktlich zur Öffnung der Kassen Samstagmittag zeigte der Wettergott seine Krallen: Regen, Wind und Kälte. Aber auch einige wenige sonnige Abschnitte würden dem Festival zuteilwerden. Festes Schuhwerk war in jedem Fall eine gute Wahl. Wenn die Pforten zum Zita Rock einmal  geöffnet sind, kann man immer wieder eines beobachten: der Strom der Besucher spaltet sich in jene, die gleich an vorderster Front stehen wollen und jede Band live erleben möchten und jene, die erst einmal entspannt die Händlermeile entlang schlendern. Accessoires, CDs, Röcke, Kleider – das alles will bestaunt, probiert und vielleicht gekauft werden. Und dann gibt es Besucher, die sich den lukullischen Genüssen hingeben oder sich gleich einen Platz unter einem Baum suchen und das Treiben in der Venue aus der Ferne beobachten.

Opener des ersten Festivaltages war die Leipziger Band ZIN. Die Gewinner des „Amphi Festival“-Talentwettbewerbs aus dem vergangenen Jahr lösten jedoch nur verhaltene Reaktionen beim Publikum aus. Als erste Band hat man es nun mal schwer. Die nachfolgenden Mono Inc. hatten es hier schon einfacher. Nicht nur, dass Checker Alexx von Eisbrecher das Mikrofon in die Hand nahm und das Publikum aufforderte, den Regen und die Wolken lauthals wegzuschreien. Die vier Gothic Rocker hatten mit ihrem festivaltauglichen Best-of Repertoire die Gäste sofort im Griff und zogen immer mehr Zuhörer in Ihren Bann und auf den Platz. „Be my rain“ – getreu diesem Motto öffnete der Himmel seine Pforten und warf den Schlüssel auch gleich weg. Zeraphine ließen sich davon jedoch nicht beirren und präsentierten eine souveräne und kraftvolle, wenn auch überaus nasse Show. Leider waren jedoch nicht alle Fans so wetterfest, so dass nach kurzer Zeit nur noch eine sehr übersichtliche Menge vor der Bühne mit Sven und seinen Kollegen feierte. Der Rest flüchtete an halbwegs trockene Orte. Man konnte es ihnen nicht verdenken. Das Zita  Rock zum Beben und den Regen zum Nachlassen brachte dann aber Peter Spilles mit seinem energischen Auftritt. Projekt Pitchfork gelang es, die nun wieder eintrudelnde Masse zum Toben und Tanzen zu animieren.

Sonne überflutete mittlerweile die Zitadelle und Blutengel luden zu ihrer dunkel-melancholischen Show ein. Mit Tanz, Pyroeffekten und Feuershow untermalte Chris Pohl den elektronischen Sound seines Projektes –  nicht immer rhythmussicher, aber am Ende eine nette Show, welche selbst ein in die Jahre gekommenes Ehepaar ausgelassen tanzen ließ. Zudem durfte bei „Vampire Romance“ natürlich die obligatorische Blutdusche nicht fehlen. Last but not least stürmten Eisbrecher aus der hinter uns gelassenen Eiszeit in einen wundervollen Sonnenuntergang. Charmant, spritzig und auch ein wenig spitz gab sich Frontmann Alexx – man kennt ihn auch nicht anders. Ein paar „liebevolle“ Andeutungen in Richtung Musikerkollegen nahm ihm keiner übel. Er stellte fest, dass man ja mit Schlager bekanntlich am meisten Kohle verdienen kann und präsentierte passend dazu seinen Riesenschlager „Miststück“. Wobei ja auch „Vergiss mein nicht“ und „Ohne Dich“ klar nach Schlager klingen. Nach einigen Blicken in die ersten Reihen und Nachfragen, stellte Alexx fest, dass sich sein Zielpublikum einer Verjüngungskur unterzogen hat. Kiddis die „Miststück“ lauthals mitsangen, gab es im Publikum jede Menge. Die musikalische Sperrstunde deutete den Abschied an und so folgten noch ein herzlicher Dank an die Fans sowie einige Plüscheisbären für die Menge.

Das Sonntagsprogramm eröffneten Qntal. Gegründet von Deine Lakaien-Mitglied Ernst Horn  Anfang der 1990er, stehen Qntal für mittelalterlich gefärbte Lyrik untermalt von elektronischen Klängen. Das Projekt steht von jeher für hochklassigen Sound und lädt mit seinen Stücken zum Träumen ein. Beinahe ideal für den Einstieg in einen langen Konzerttag. Der zweite Act des Tages wurde dann schon etwas lauter: Nach einem ausdrucksstarken Intro bat der Teufel zu einem Glas Absinth und stellte sein gleichnamiges Album vor. Tatkräftige Unterstützung erhielt er von seinen Musikerkollegen von Corvus Corax. Songs wie „Der dürre König“ oder „Todesengel“ entführten in eine Welt aus Fantasie, Träumen und dunklen Abgründen. Treibende Beats, Dudelsäcke, Gitarren und Maschinensounds ließen die Zuschauer in den Tartarus eintauchen und die Nähe ließ die eisigen Temperaturen und den Wind nebensächlich werden. End of Green rockten danach: dynamisch und energiegeladen pfefferten sie ihre Mischung aus Metal und Rock in die Menge und zeigten wahre Spielfreude auf der Bühne. Zum Kochen brachte Samsas Traum dann seine Fans. Freiwillig wurden die Regenschirme beiseite gelegt und die Hände in die Höhe gerissen, um Frontmann Alexander Kaschte zu huldigen. Dieser war besonders gut drauf und vor allem in Geberlaune. So wechselten T-Shirts und CDs den Besitzer.

Uns zog die Nässe langsam in die Knochen uns so nutzten wir, wie viele andere, die Möglichkeit den Fledermauskeller zu besuchen. Zum Einen um die nachtaktiven Tiere zu beobachten und zum anderen, um uns ein wenig Trockenheit und Wärme zu gönnen, um für den nächsten Gig gewappnet zu sein. Das waren die Spielleute von Schandmaul. Frontmann Thomas war leicht gehandicapt, da er wohl nicht der beste Fußballspieler ist.  Mit ruhiggestelltem Arm ging es auf der Bühne für ihn etwas gemächlicher zu. Niemand ließ sich dadurch die gute Laune verderben und Schandmaul  schafften es mit Songs des letzten Albums „Traumtänzer“ sowie geliebten alten Stücken wie „Walpurgisnacht“, „Trinklied“ oder „Kein Weg zu weit“, die Zitadelle in einen Hexenkessel zu verwandeln.  Als Headliner des zweiten Abends sollten Apocalyptica das Festival zum Abschluss bringen. Wir jedoch mussten uns an die Zeiten der Deutschen Bahn halten und konnten die finnischen Metal-Cellisten leider nicht mehr erleben. Alles in allem war es wieder ein tolles Festival, deren Akteure und Besucher auch das Wetter nicht abschrecken konnte. Die ein oder andere Möglichkeit, sich durch einen heißen Tee aufzuwärmen, hätte die Erkältungsgefahr wohl ein wenig eingedämmt. Aber fürs kommende Jahr hoffen wir ja – wie immer – auf wundervolles sonniges Wetter.

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