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360 Grad – der Plattenteller der Republik in Gera

Jennifer Rostock, Madsen und Jan Josef Liefers beherrschten die Gehörgänge der Geraer für einen Tag

19.07.2014 [al] 360 Grad Heimat: lässt man die Null weg, entsprach das schon so ziemlich genau den Temperaturen, die da am 19.07.2014 in Gera im Hofwiesenpark herrschten. Es war wirklich unglaublich warm, kaum eine Wolke am Himmel und Schattenplätze waren heiß begehrt. Aber: Open Air und Regen hätte jetzt auch keinen Spaß gemacht. Also, drauf die Sonnencreme, Sonnenbrille eingepackt, genügend Geld für Getränke dabei und schon hat man das Päckchen für einen perfekten Festivaltag geschnürt. Das 360 Grad Heimatfestival fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Das Festival bietet einen Einblick in die deutsche Musikwelt. Und das klappt ganz gut. Auf zwei Bühnen haben sich insgesamt zehn Acts abgewechselt. Eröffnet wurde das Ganze von Martin Ebert, der sich in Gera, wo er beheimatet ist, gerade einen Namen macht. Der nächste auf der Bühne war DCVDNS. Oder anders herum? Herrje, wer denkt sich das aus? Man fühlt sich – rein vom Namen her – an so wilde Kreationen wie TAFKAP (ja, die “älteren” werden es noch kennen) erinnert.

Das war es dann aber schon an Gemeinsamkeiten mit Prince, Symbol, oder wie auch immer er sich nun nennt. Also, auf der Bühne stand nun ein jüngerer Mann, der den deutschen Hip Hop repräsentieren sollte an diesem Tag. Gleich mit seinen ersten Worten hatte er schon volle Sympathiepunkte – zumindest bei mir – gesammelt: die Veranstaltung dissen, auf der man gerade spielt. Super Einstieg, dachte ich mir. Immerhin kann man dann mal zur Toilette oder sich ein Getränk holen. Es war ja eh heiß. Hat alles seine Vorteile. Es folgten Acts wie “Leo hört Rauschen” aus Dresden mit einem guten Mix aus Rock, Pop und auch elektronisch / experimentellen Einflüssen, “Elif” mit viel Gefühl und persönlichen Texten und die Nordlichter von “Jeden Tag Silvester”. Bei dem Namen hätte man eher wilde Bühnenparty-Bilder und eine ausgefallene Show im Kopf. Nein, die vier Herren besinnen sich auf ihre Musik.

Erstes persönliches Highlight des Tages war Jan Josef Liefers mit “Radio Doria”. Früher hießen sie “Oblivion”, aber das sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. In gewohnt sympathischer Art boten er und seine Band ihre Lieder dar. Und das Schöne an Festivals oder auch Konzerten allgemein ist: man sieht fremde Leute aus sich herauskommen. Das muss nicht mal unbedingt dem Alkohol geschuldet sein, aber Musik ist doch live und in echt und bunt einer der besten Endorphinfreisetzer. Es ist den Leuten schlichtweg in diesen Momenten egal, wie sie tanzen, die Musik genießen und was andere dabei denken.

Mit einem kleinen musikalischen Kontrast ging es mit den drei Herren von Liedfett weiter: akustisch, rotzig, chaotisch und sich selber nicht ernst nehmend. “Spaß haben” ist das Motto. Das gefällt besonders dem jüngeren Publikum. Dann spielten Jennifer Rostock. Man mag sagen, was man will, aber die sind gut. Ja, auch ich war im Vorfeld etwas skeptisch, da ich sie das letzte Mal 2009 gesehen habe und mich die Show damals nicht wirklich begeistert hat. Aber: es ist unglaublich, wie sehr sie an sich gearbeitet haben: musikalisch, stimmlich, am Gesamtpaket. Das war eine runde Sache und eine wirklich sehr gelungene Show. Frontfrau Jennifer Weiß scheint ihre Duracell-Akkus vor dem Konzert frisch aufgeladen gehabt zu haben; anders kann man sich ihre Energie fast nicht erklären. Bei einem Lied wurden ein junges Mädchen und ein junger Herr auf die Bühne geholt und sie durften das Lied dann gemeinsam mit der Band performen. Da werden Mädchenträume wahr. Eine sehr charmante Art, seine Fans bei Laune zu halten und ein sympathischer Zug ist es obendrein. Nach dem dritten Konfettiregen verabschiedeten sie sich dann.

Während dann die große Bühne umgebaut wurde, spielte Cäthe auf der kleinen und hatte mit Jan Josef Liefers wohl den bekanntestes Zuhörer an diesem Abend. Ohne viele Schnörkel und Show spielte sie ihre Lieder und verzauberte die Festivalbesucher. Den Abschluss dieses gelungenen Tages bildeten Madsen, die in den letzten Jahren vermutlich schon fast jedes, musikalisch passende Festival, bespielt haben. Die wissen, was sie tun. Nach über anderthalb Stunden und mehreren Zugabe verabschiedeten sie sich vom verschwitzten, glücklichen, tanzenden Geraer Publikum. Ich bin gespannt, welche Acts nächstes Jahr nach Gera geholt werden. Falls sich die Möglichkeit ergibt, fahre ich sicher wieder hin.

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