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BeFit Festival 2009

Barfuß im Regen

Chapeau Claque (5)24./25.07.2009 [db] Das frisch aus der Taufe gehobene Be(ne)Fit-Festival hat ein hohes Ziel: Lebensfreude und Toleranz in Musik zum Klingen zu bringen. Unter dem Motto “Mehr Toleranz durch Sport” kamen am 24. und 25. Juli Musiker, Musik- und Sportbegeisterte im Industriegebiet Ludwigsstein (Erfurt) zusammen, um gemeinsam Zeichen zu setzen: gegen Anfeindungen, gegen Ausgrenzung und vor allem für mehr Toleranz.

Das BeFit Festival fuhr gleich im ersten Jahr große Namen auf: Donots, Sugarplum Fairy, Götz Widmann, P:lot, K.I.Z. und andere. Musik satt an zwei Tagen auf zwei Bühnen. Bei Wind. Bei Regen. Bewegung auf dem ganzen Platz. Und das nicht nur im Publikum, während die Bands rockten, sondern auch in der Activity-Area. Solange das Wetter mitspielte.

Die Regionalbischöfin von Erfurt, Elfriede Begrich, schrieb in einem offenen Brief an die Initiatoren des Events: “Nur wer sich selbst bewegt, kann andere bewegen und wer sich zu mehr Toleranz bewegen lässt, wird andere mitnehmen in dieses weite und offene Verstehen untereinander.” Besser kann man ein solches Vorhaben nicht umschreiben. Geht raus! Seid aktiv! Lebt! Genießt! Seid offen für anderes und andere und seid tolerant.

Sie wünschte dem Festival Sonnenschein, doch: Wenn es nicht regnet, ist es kein Open Air, oder? Wenn man nicht im Schlamm versinkt, wenn das Wasser nicht in jede Pore eingedrungen scheint, dann war es einfach nur ein Konzert. Wenn man aber schon am Einlass in einer Pfütze baden kann, dann, genau dann ist es ein Festival. Das frisch geschlüpfte Festival befolgte diese eiserne Regel. Mit Sicherheit hatten die Veranstalter für dieses Wochenende mit besserem Wetter gerechnet. Auch wenn die Sonne ab und an durch durchkam, blieb es doch immer nass. Der Activity-Bereich, dem Motto des BeFit entsprechend, wurde kaum genutzt. Es lag aber auch genug sportliche Anstrengung darin, über den Platz zu rudern. Herrlich zu sehen: überall staksende und rutschende Festivalbesucher. Wem die Schuhe den Dienst versagten, der tanzte barfuß weiter. Zur niemals endenden Musik. Wenn auf der Hauptbühne kein Act stand, spielte im Zelt gerade eine Band. Ein unablässiges hin und her – um nichts und niemanden zu verpassen. Und es gab einiges zu sehen. Die Mischung war perfekt. Für wirklich jeden Musikgeschmack war etwas dabei: Rock, Hip Hop, Liedermaching, Synthesizer-Pop, Independent und Electropunk.

Die Bands am Freitag hatten Pech mit dem Wetter. Doch mit den hartgesottenen Fans ließ sich auch bei strömendem Regen richtig abrocken. Wenn man triefend nass vom Auftritt der wirklich sympathischen Münsteraner von Ghost of Tom Joad auf der Centerstage kam, wartete im Festzelt schon die Rocksteady Crew von Freakatronic, die mit einer Show begeisterten, die einer anderen Galaxie entstammte. Gefolgt von einer krachenden und scheppernden Näd Mika. Ihr Electropunk ist europaweit bekannt, ihr schrilles Outfit ließ jedem Zuschauer ein Lächeln übers Gesicht huschen. Überhaupt hatte man auf dem BeFit den Eindruck einige musikalische Juwelen zu entdecken. Näd Mika schloss gemeinsam mit K.I.Z. den ersten Abend, die zeitgleich auf der Centerstage das Publikum anheizten. Knallige Beats bei Blitz und Donner.

Der Samstag versprach das, was der Freitag schon geboten hatte. Bands mit Spaß am spielen und ein tanzendes und über das nach wie vor schlammige Gelände watende Publikum. Die Zuschauerzahlen hielten sich auch am zweiten Tag in Grenzen. Doch junge Bands, kleine Rohdiamanten wie Johann van der Smut, stört das nicht. Hauptsache spielen, abgehen und die Leute mitreißen. Wie P:LOT auf der Bühne dann auch sagten: “Festivals brauchen Zeit zum wachsen. Zeit zum Leben.” Das BeFit hat das Potential zu wachsen. Im nächsten Jahr hoffentlich wieder: bei mehr Sonne und mehr Besuchern. “Eine kleine Menge schützt vor Torheit nicht”, meinten sie dann mit dem Schalk in den Augen. Auch eine Handvoll Zuschauer im Strohfeld konnte gemeinsam mit P:LOT richtig Spaß haben. Darauf kommt es an.Als Olli Schulz nach Hilfe rief, weil er allein mit seiner ungezügelten Erotik auf der Bühne stand, verzogen sich die Gewitterwolken und die Sonne brach durch. “Ratet mal wer wir sind, wir sind auch eine Band.”Sie freuten sich endlich mal vor überschaubarem Publikum zu spielen. Die Arenen hätten sie satt. Wunderbar. Ihr Publikum an diesem Nachmittag hatten sie so schon gewonnen. Als dann der Moshpart kam, war alles vorbei. Überall lachende Gesichter. Sie hatten “Magic” mitgebracht. Wenn die Musik nicht so laut wär, wär sie nur halb so schön. Und Olli Schulz präsentierte sich als zärtlicher Poet – schreib das auf! Klare Anweisung, also mach ich es. Sein Auftritt machte richtig Laune.

Später folgte ein lautstarkes Warm Up hinter der Bühne und dann gingen die Erfinder des Indieelectrorocks an den Start. Dúné hatten erst mit ihrem Synthesizer zu kämpfen, doch sie überspielten die ungewollte kurze Pause mit dänisch-deutschen-englischen Humor. Danach ging es los und der Platz vor der Buehne verwandelte sich in eine Tanzfläche. Passend zum süßen Namen der Schweden von Sugarplum Fairy waren am zweiten Tag auch alle Besucher irgendwie süß. Denn herzhaft war aus. Keine Bratwürste, keine Rostbrätel mehr. Der Grillstand baute nach der dritten Band ab, bevor überhaupt eine Kohle aufgelegt wurde. Dafür gab es Crepes und Poffertjes satt. Süß. Wirklich. Und lecker.

Gegen 23 Uhr war die Zeit reif für Emo-Pop-Punk-Post-Core im Westentaschenformat: die Donots. Vorher hatten die Jungs von Captain Capa reichlich Spass mit nicht funktionierender Technik, sie glaubten Dúné hätten den Laptop verzaubert und Juri Gagarin hätten sie sabotiert: “Das Lied ist kaputt.” Je länger die Technik aussetzte, desto voller wurde das Zelt. Sie zogen es durch, sehr zum Spaß der Fans. Der Ruf nach Zugabe inklusive. Götz Widmanns Auftritt nach Mitternacht gab dem Ganzen einen schönen Abschluss. Seine Fans hatten es sich mit Strandliegen und Bierbänken vor der Bühne gemütlich gemacht. Nur ein Mann und seine Gitarre, Geschichten so brutal und ehrlich wie das Leben. Aber beinahe immer mit einem lachenden Auge. Auf ein nächstes Jahr mit dem BeFit – bei Sonnenschein, bitte.

 Die Bands des BeFit 2009 (in zeitlicher Abfolge):

Freitag, 24.Juli

Chocolate Box

Uncle Frankle

Delta Rangers

Beats of Loner

Chapeau Claque

Werner Krauss

Ghost of Tom Joad

Freakatronic

K.I.Z.

Näd Mika

 

Samstag, 25.Juli

Mary Jane

Black Tequila

P:LOT

Gammalapagos

Click Click Decker

Teilzeitdenker

Olli Schulz

Johann van der Smut

Beachyhead

Sugarplum Fairy

Captain Capa

DONOTS

Juri Gagarin

Götz Widmann


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