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Der W – Autournomie 2011

Stefan Weidner (11)Stephan Weidner live. Was am Ende übrig bleibt.

16.03.2011 [db] Für jemanden, der mit seiner musikalischen Vergangenheit abgeschlossen hat, zieht Stephan Weidner verdammt viele Fans aus alten Tagen an. Böhse Onkelz T-Shirts und Autoaufkleber so weit das Auge reicht. Schon auf dem Parkplatz vor der Venue wird lauthals gefeiert und gesungen, trotz der niedrigen Temperaturen und des Nieselregens. Der W ist auf Tour – auf „Autournomie“, in Anlehnung an sein aktuelles Album „Autonomie“ (VÖ: 2010), mit dem er es bis auf Platz 3 der Deutschen Albumcharts geschafft hat. Und in seinem Blog kann man verfolgen, wie sich das Tourleben 2011 gestaltet. Noch nicht optimal sei der Tourauftakt in Kreuth bühnenseitig verlaufen. Aber wie auf jeder Tour gilt auch hier die Faustregel, dass ab dem dritten oder vierten Konzert die Harmonie bei Technik und Musikern stimmt und die Tour beginnt, ihren Charme zu entfalten. So auch beim W. Doch erst einmal zur Vorband: Motorjesus. Da ich die Band in diesem Jahr noch einmal sehen werde auf dem Dragensdorf Rockt! im Juni (www.dragensdorfrockt.de) unter freiem Himmel, denke ich mir in der Mitte ihres Sets: „Das kann ja heiter werden“.

Mitten im Song bricht Motorjesus-Sänger Chris “Howling” Birx erst einmal ab, um den wohl peinlichsten Rock’n Roll Moment seines Lebens  verkünden: „Ich glaube, mir ist gerade meine Hose flöten gegangen.“ Fein, meine Aufmerksamkeit hat er jetzt schon mal. Die Rheinländer spielen soliden Rock. Die Vocals von Birx gehen aber leider ab und an im Gitarren- und Schlagzeugsound unter, da muss besser abgemischt werden. Während der Umbaupause erklingen die ersten Weidner-Sprechchöre und die Spannung bei einigen im Publikum scheint derart zu steigen, dass sie in Handgreiflichkeiten münden. Rock’n Roll! Solange sie sich hinterher wieder bierselig in den Armen liegen, scheint die Welt in Ordnung zu sein. Kurz nach 21Uhr wird ein riesiger weißer Vorhang in helles, goldenes Licht getaucht, dahinter kann man schemenhaft die Musiker erkennen. Und den W hören. Vom Oi!-Punk über Hardcore und Heavy Metal hin zum handfesten wutschnaubenden Rock’n Roll. Den musikalischen Weg, den Weidner mit seiner ehemaligen Formation Böhse Onkelz, beschritten hat, mündet schlussendlich und hier und jetzt in einem experimentellen Mischmasch aus Elektrorock, brachialem Metal, Synthesizern und Janzzanleihen. Im Grunde aber in ordentlichen Rockstücken schwereren Kalibers. Mit dem Fuß am Abgrund und dem Finger auf der Wunde. Nach den Weidner-Rufen kommen nach den ersten beiden Songs Stephan-Sprechchöre und daraufhin der Aufruf: „Tanz Erfurt, tanz!“ Der Vorhang ist gefallen und gibt den Blick auf eine Videoshow und ein großes, beleuchtetes „W“ frei, die den Künstler und die Band umranden.

“Wir sind. Wir sind? Sind wir alle fremdbestimmt?”, singen tausend Fans mit. Der Publikumschor übertönt bisweilen die Protagonisten auf der Bühne. Songs mit Wut im Bauch. Songs, die den Menschen offenbar aus dem Herzen sprechen. Der W ist gut drauf an diesem Abend in Erfurt: “Schön wieder auf Tour zu sein und ein paar Stunden mit euch zu verbringen. Es geht nichts dagegen an, ab und zu auf der Bühne zu stehen und euch in die Augen zu schauen.” Applaus und Zurufe. Danach geht das Spiel zwischen Weidner und seinen Fans weiter. Wer kann lauter singen? Bühnentechnisch hat es in Erfurt gepasst. Die Tour rollt. Keine Frage.

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