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Maximum Evocation

Von Schweizerdütsch, extravaganten Outfits und einem Gipsbein

10.11.2017 [fs] 3 Bands, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Bereits im Vorfeld sorgte dies für etwas Verwirrung, lässt sich aber einfach damit begründen, dass eine Co-Headliner Show gespielt wurde.

Nun ja, wer spielte denn nun überhaupt? Im Hellraiser Leipzig trafen The Charm The Fury, Amaranthe und Eluveitie aufeinander. Der Headliner des Abends waren die Folk Metaller Eluveitie. Ihnen zur Seite und eben CoHeadliner die Schweden Amaranthe, die stilistisch mit ihrem sehr poppigen Metal einen krassen Kontrast lieferten – und um die Musikauswahl noch weiter zu streuen, spielen The Charm The Fury noch MetalCore.

Aufmerksamen Gästen wird aufgefallen sein, dass sich der Tourname aus den aktuellen Alben von Eluveitie und Amaranthe zusammensetzt. Aus Maximalism (Amaranthe) und Evocation II – Pantheon entstand der Name – Maximum Evocation Tour 2017.

Aber von vorn. The Charm The Fury füllten das Hellraiser in Leipzig zwar schon recht gut, jedoch für die Headliner Eliveitie schien der Andrang doch noch recht übersichtlich zu sein. Aber ok, der Musikstil hat eben auch sehr wenig mit FolkMetal zu tun. Nichtsdestotrotz lieferten die Holländer lupenreinen Metalcore. Auch wenn das Publikum gut mitging, wirkte es noch etwas zurückhaltend. Mit jeder Menge Spaß auf der Bühne, war nach gut einer halben Stunde das Ende des Sets erreicht. Recht kurz, aber intensiv.

Die Bühne wurde mit lediglich einem großen Schlagzeug luftiger. Dies ist der Bandkonstellation von Amaranthe geschuldet. Die Schweden setzen neben Bass, Gitarre und Schlagzeug, vor allem auf die Kombination aus Elize und Nils Melodic Klargesang und den deftigen Growls von Henrik.

Die Band spielte ein vollständiges Set, deswegen kann man von der Coheadlinershow sprechen. Die Musik von Amaranthe gefiel nicht jedem, ist sie doch sehr poppig. Der Beat simpel und monoton – aber eingängig, sehr schnell und extrem treibend. Zusammen mit dem schnellen Gesang ist es Musik, die einfach irgendwie in den Körper geht und zum Zappeln motiviert. Sängerin Elize Ryd überzeugte neben ihrer Stimme auch noch mit ihren extravaganten und dekorativen Outfits. Den Anfang machte ein Spitzenoberteil, dessen Farbe sie auf das Klebeband auf den Nippeln angepasste. Ihr zur Seite für den Clean Gesang stand Nils Molin. Beide übernahmen den Großteil der Texte. Etwas abseits stand Henrik. Wenn er nicht am Screamen war, ließ er die Haare fliegen, wirkte aber teilweise wie ein verwirrter Statist am Set.

Es wurde noch einmal kräftig an der Stimmungsspirale gedreht. Die Masse bewegte sich mehr, wobei bewegen hier natürlich eher Köpfeschütteln bedeutete, statt zu pogen. Wer sich jedoch nahezu gar nicht bewegte, war Bassist Johan. Er brach sich erst vor Kurzem das Bein und musste daher sitzenderweise das Konzert bewältigen. Der Musik tat dies natürlich keinen Abriss, die Hände haben schließlich noch super funktioniert.

Ein super Konzert mit einem Highlight – ja ok – mein persönliches absolutes Highlight, als Elize und die neue Eluveitie Sängerin Fabienne ein Duett dahin schmetterten. Was soll man noch mehr sagen? Eine kalte Dusche hätte geholfen, gab es aber leider nicht.

Die Headliner Eluveitie hatten zuletzt einen recht gravierenden Mitgliederwechsel durchgemacht. Stand jahrelang Anna Murphy am Mikro und der Drehleier, so übernehmen inzwischen diesen Job eben Fabienne Erni und Michalina Malisz. Auch sonst sind 2016 viele neue Musiker dazu gekommen. Daraus entstand das nun aktuelle Album Evocation II . An das erste Album Evocation I aus 2007 anlehnend, ist dieses auch wieder ein stark akustisches Album. Mehr folkig, weniger metalisch, kommt jedoch Fabiennes Stimme einfach super zum Tragen.

Die Setlist bot eine abwechslungsreiche Kombination aus alten und neuen Liedern, eine perfekte Mischung aus folk und metal. Mir kam es zwar nicht so vor, aber Sänger Christian stufte das Publikum eher metallisch, als folkisch ein. Wie er darauf kam, weiß ich allerdings nicht. Die Menge war zu jeder Zeit voll bei der Sache und hier sah man dann eben auch, dass die meisten Leute eben wirklich wegen Eluveitie am Start waren. Es wurde sich deutlich mehr bewegt und nun endlich auch gepogt. Das Hellraiser war rammeldickevoll. Sehr interessant zu sehen, dass in einer Linie zum FOH der Bewegungsdrang abrupt abebbte und sich in eine Chillarea verwandelte. Musikgenuss pur.

Dennoch, ein genialer Abend, ein hammer Album, ein mitreißendes Konzert, super Sound, klasse Stimmung – so muss ein Konzert sein. Nur an eine Sache muss man sich wohl nun gewöhnen: Die schwizerdütsch Version „De Ruef vo de Bärge“, gesungen von Anna Murphy, wird nun wohl „The Call Of The Mountain“ bleiben. Fabienne ersetzt Anna allerdings super. Zwar wirkt sie auf der Bühne etwas schüchtern, aber gesangstechnisch Bombe.

Wer nun wirklich auf die härteren Klänge von Eliveitie steht, der muss sich noch etwas gedulden. 2018 bringen die Schweizer ein neues metallastigeres Album heraus. Einen Vorgeschmack bietet die neuen Single „Rebirth“. Wir sind gespannt.

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