M´era Luna 2024
Ein emotionaler Ritt durch Dunkelheit, Licht und pure Leidenschaft
11.08.2024 [sh] Wenn die Tage vor dem M’era Luna Festival wie ein aufregendes Countdown-Gefühl vergehen, dann ist es an der Zeit, die Vorfreude in vollen Zügen zu genießen. Der Wetterbericht wird zum täglichen Ritual, während wir uns fragen, ob die Sonne uns hold sein wird oder ob wir uns auf die unberechenbaren Launen des Himmels einstellen müssen. Die Koffer, überdimensioniert für nur zwei Tage, füllen sich mit sorgfältig ausgewählten Outfits, die den eigenen Stil unterstreichen und gleichzeitig den ungeschriebenen Dresscode der schwarzen Szene respektieren.
Der Samstag begann mit einem Lächeln im Gesicht und einem Hauch von Aufregung in der Luft. Während die ersten schwarzen Seelen sich vor der Mainstage einfanden, oblag es Re.Mind die Festivilaner in den Bewegungsmodus zu versetzen. Mittlerweile brannte die Sonne auf die Hauptbühne und die ersten Töne von Schwarzer Engel erfüllten die Menge. Frontmann Dave Jason präsentierte stolz sein neues Album „Höhere Gewalt“ und die Single „Krähenbruder“. Seine Interpretation von Dark Metal, beeinflusst von ASP und Rammstein, traf mitten ins Herz der Fans. Es war, als würde die Musik die Seele berühren und die Stimmung auf ein neues Level heben.
Im Anschluss brachten Hell Boulevard die Hölle auf die Erde. Mit melodischem Piano und infernalischen Gitarrenriffs sorgten sie für die ersten Tanzmomente des Tages. Die Bühne bebte, die Menge schrie vor Freude – hier wurde klar: Das Mera Luna ist ein Ort, an dem man sich frei fühlen darf, um zu feiern, zu tanzen und einfach man selbst zu sein.
Lacrimas Profundere setzten noch einen drauf. Die Band, eine der innovativsten deutschen Dark-Goth-Gruppen, lud das Publikum ein, Teil ihres Videoclips zu werden. Das Bewegungslevel des Fronters ist immens. Julian fühlt sich in der Menge sichtlich wohl und so dauerte es nicht lange, bis er im Bühnengraben stand und sich mithilfe eines starken Fans an der Sicherheitsabsperrung hochzog.
Dann kam die deutsche Härte in Form von Die Herren Wesselsky, alias Alexx Wesselsky, der mit seiner coolen Art und einer Prise Humor die Bühne rockte. Es wurde gelacht, mitgegrölt und die Energie war kaum zu bremsen. Auch die Braunschweiger Legende Oomph! versetzten im Anschluss mit neuem Fronter Daniel Schulz das Publikum in Ekstase. Das neue Album „Richter und Henker“ wurde frenetisch gefeiert.
Hämatom sorgten mit ihrer emotionalen Hommage an WEST für Gänsehaut, während Flammen und Einhörner die Bühne in eine magische Welt verwandelten. Das Publikum sang, weinte und feierte diesen Moment voller Tiefe und Verbundenheit.
Saltatio Mortis brachten das Infield auch ohne Pyro zum Beben. Sänger Alea zeigte echten Einsatz, trotz einer Kopfverletzung. Die Stimmung vor der Bühne war ausgelassen, bewegungsfreudig und sangeslustig. Für einen musikalischen Tapetenwechsel sorgten London After Midnight auf der Club Stage. Die dunkle, mystische Atmosphäre passte perfekt zum Sonnenuntergang, welcher die Bühne in ein sanftes Licht tauchte.
Der krönende Abschluss des Tages war ASP. Mit einer beeindruckenden Feuershow und einem Chor aus Stimmen, die den Himmel erfüllten, wurde das Konzert zu einem epischen Finale. Das Festival tanzte noch bis in die Nacht, erfüllt von Glück, Energie und dem Wissen, dass man hier genau richtig ist.
Sonntag pünktlich 11.00 Uhr betrat der Gewinner des M´era Luna Newcomer Wettbewerbs JanRevolution die Bühne und fegte jegliche Müdigkeitserscheinung vom Acker. Erdling griffen anschließend beherzt und energisch in die Saiten. Während die meisten noch ihre Sonnenbrillen zurechtrückten, zückten andere Fans ihre Schirme um sich vor der Sonnenstrahlen zu schützen. Die Essener präsentierten ihre dunkle Seite, sorgten für mitreißende Beats und ließen das Publikum in Ekstase tanzen. Ein überaus kraftvoller Start in den Tag, der zeigte: Hier wird nicht nur Musik gemacht, hier wird gelebt!
Nebenan auf der Clubstage herrschte eine ganz andere Atmosphäre. Eden weint im Grab sorgte mit ihren dunkel-mystischen Cello- und Geigeklängen für Gänsehaut. Trotz Corpsepaint und Black-Metal-Elementen war die Stimmung alles andere als düster, im Gegenteil, sie war voller Leidenschaft und Hingabe. Die Musiker beeindruckten mit ihrer Intensität und bewiesen, dass dunkle Klänge auch zart und emotional sein können. Ein Eintauchen in eine Welt voller Geheimnisse und tiefer Gefühle.
Nach diesem emotionalen Zwischenstopp auf der Clubstage war es Zeit für eine gehörige Portion Neue Deutsche Härte und Stahlmann. Sie präsentierten ihr neues Album „Phosphor“, welches mit seinen dunklen Melodien und sehnsuchtsvollen Industrial-Metal-Klängen sofort ins Herz ging und zudem zeigte, dass die Band auch nach all den Jahren nichts von ihrer Kraft eingebüßt hat. Es wurde laut, es wurde energiegeladen, und die Sehnsucht nach dunkler Musik wurde mehr als nur gestillt.
Doch das Festival ist bekannt für seine Vielfalt, und so ging es direkt weiter mit einem Feuerwerk an Pyrotechnik und Folk-Rock. dArtagnan brachten mit ihrem Musketier-Rock die Menge zum Toben. Trotz der sengenden Hitze von oben wurde ausgelassen gefeiert, getanzt und gesungen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie Musik Grenzen sprengen und Menschen verbinden kann, egal ob bei dunklen Klängen oder fröhlichem Mitsingen.
Der Nachmittag wurde mit den schwedischen Deathstars gekrönt. Mit ihrem neuen Album „Everything Destroys You“ brachten sie die Bühne zum Beben. Kraftvolle Gitarrenriffs, industrielle Synthesizer und eine Show, die keine Wünsche offen ließ, sorgten für einen perfekten Abschluss des musikalischen Programms.
Um das Mittelalter wieder aufleben zu lassen, schickten Schandmaul die Festivalbesucher auf eine musikalische Reise in vergangene Zeiten. Mit ihrem typischen Mix aus Folk, Mittelalter und Rock zeigten sie, dass die Walpurgisnacht auch tagsüber gefeiert werden kann. Sänger Thomas Lindner, der sich noch immer im Genesungsprozess befindet, holte sich mit Georgij Alexandrowitsch Makazaria von Russkaja stimmliche Unterstützung auf die Bühne. Gemeinsam sorgten sie für eine ausgelassene Stimmung, bei der das Publikum fröhlich mitsang und die Seele baumeln ließ.
Nach diesem fulminanten Einstieg war es Zeit für Andy LaPlegua und Combichrist. Mit einem Old-School-Set, das die alten Hits zum Leben erweckte, sorgte er dafür, dass wir alle ordentlich durchgeschüttelt wurden. Die pulsierenden Beats und kraftvollen Klänge ließen keinen Fuß stillstehen. Die ESC Teilnehmer Lord of the Lost unterlegten ihr Songsetting mit einer beeindruckenden Pyroshow. Die Flammen zischten und tanzten im Takt der Musik, während das Infield beinahe zum Bersten mit Menschen gefüllt war. Songs wie „Loreley“, „Six Feet Underground“ und „Drag Me To Hell“ wurden ekstatisch gefeiert und natürlich durfte der ESC-Beitrag „Blood & Glitter“ nicht fehlen.
Als Epica die Bühne betrat, war die Vorfreude im Publikum fast greifbar. Sängerin Simone Simons und der ehemalige After-Forever-Sänger Mark Jansen führten durch eine musikalische Reise, die sowohl opernhafte Elemente als auch ordentliches Headbanging bot. Last but not least betraten die Iren von VNV Nation die Bühne. Mit dreißig Jahren Erfahrung im Gepäck brachten sie uns Elektromelodien und Schlagzeugklänge aus den Achtzigern, die für viele Veteranen eine nostalgische Reise darstellten. Auch die jüngere Generation war neugierig und tanzten begeistert zu den Klängen, die die Nacht zum Leuchten brachten.
Der perfekte Abschluss eines fantastischen Festivals, das weit über die Musik hinausgeht. Es ist ein Ort, an dem liebe Freunde und neue Bekanntschaften zusammenkommen, ein Urlaub vom Alltag, der uns zur Ruhe kommen lässt. Hier finden wir Familie, Heimat und die tief verwurzelte Verbundenheit zur schwarzen Szene – und noch so vieles mehr.
Ein überaus herzlicher Dank gebührt dem Veranstalter und den unzähligen Helfern im Vorder- und Hintergrund, die mit ihrer logistischen und organisatorischen Meisterleistung dieses Festival möglich machen. Ein großes Lob auch an die zuvorkommende Pressebetreuung, die Meister ihres Faches an Licht, Ton und Technik, die Security, die Bands und die Fans, sowie einer tollen Fototruppe.
Die ersten Bands für das kommende Jahr stehen bereits fest, und wir können es kaum erwarten, welche weiteren Überraschungen uns erwarten. Sichert euch rechtzeitig die Tickets, denn auch wir werden hoffentlich wieder vor Ort sein. Wir freuen uns schon jetzt auf das kommende Jahr, wenn es wieder heißt „Guten Morgen Hildesheim, guten Morgen M’era Luna.“