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M’era Luna 2015

Von heißen Tatsachen, Gänsehautmomenten und großen Gefühlen

09.08.2015 [sh] Bereits im vergangenen Jahr konnte der vorzeitige Ausverkauf der Festivaltickets vermeldet werden. Der Siegeszug hielt weiterhin an, denn auch in diesem Jahr konnten alle Tickets vor Festivalbeginn an den Mann bzw. die Frau gebracht werden. Seit 16 Jahren zieht das M´era Luna nun schon die schwarze Anhängerschar am zweiten Augustwochenende zum Hildesheimer Flugplatz in Drispenstedt. Nicht nur ein absolut friedliches Miteinander prägt diese Veranstaltung, sondern auch der gemeinsame Drang, Alltagszwängen zu entfliehen und sich unter tausenden Gleichgesinnten frei zu bewegen. Detailreiche Outfits, opulente Roben, eng geschnürte Korsetts und düstere Make Up-Kreationen werden hier zur Schau gestellt. Statt schickem Anzug und feinem Zwirn finden Materialien wie Lack, Leder, Latex oder ein Hauch von Nichts in der Garderobenauswahl Anwendung. Während die Bühnen von Szenegrößen wie Mono Inc., Lord of the Lost, ASP und Nightwish bespielt werden, lädt ein riesiges Händlerareal zum Shoppen ein. Auch der Mittelaltermarkt, die Fetisch-Modenschau sowie die veranstalteten Lesungen erfreuen sich großer Beliebtheit.

Bereits am Freitagmittag rollte bei brütender Hitze ein nicht enden wollender Autokorso in Richtung Hildesheim und verursachte einen beträchtlichen Rückstau. Mit Hilfe der Polizei und ihren Umleitungshinweisen bekam man diesen jedoch recht bald wieder in den Griff. Die Parkplätze füllten sich rasch und auch das Zeltplatzareal ward innerhalb von wenigen Stunden in Beschlag genommen. Mehr und mehr Freunde trafen ein und gemeinsam zelebrierte man den Festivalauftakt. Statt ausgelassener Feierstimmung hatten die Sanitäter alle Hände voll zu tun. Kreislauf- und hitzebedingte Probleme häuften sich und bedurften rascher und kompetenter Hilfe. Hierfür auch unser herzlichster Dank. Während auf dem Mittelaltermarkt die Schmaus- und Saufstände Hochkonjunktur hatten, lauschte man im Hangar den Geschichten und Erzählungen von Markus Heitz, Christian von Aster und David Grashoff. Die dann noch immer Schlafunwilligen unter den Besuchern frönten im Anschluss ihrer Tanzwut und ausgesprochenen Bewegungsfreude.

Ein wundervoller Sonnenaufgang eroberte Samstag in aller Frühe das Gelände, jedoch zogen aus der Ferne dunkle Wolken auf, die den vorausgesagten Regen mit sich brachten, der zumindest am Vormittag das Wetter beherrschte. Die ersten Frühaufsteher bzw. die letzten Nachtschwärmer streiften über den Platz und ein mehrstimmiges Schnarchkonzert ertönte aus den Zelten. Während der Duft von frisch gekochtem Kaffee auch so langsam die letzten Langschläfer aus den Schlafsäcken kriechen ließ, eröffneten die Gewinner des Newcomer Contests, Elvellon mit melodischen Metalklängen a’ la Nightwish offiziell das Festivalwochenende. Die Hangarstage wurde größtenteils von rockigen und elektronischen Beats bespielt. So schleuderten unter anderem Frozen Plazma, Melotron, Aesthetic Perfection oder [x]-Rx den Fans die Bässe um die Ohren und ließen die Massen ausrasten. Mit eigenem Butler reisten die Herren von Coppelius an und hatten ihr aktuelles Album „Herzmaschine“ im Gepäck. Ost+Front bestachen durch ihren Neue Deutsche Härte Sound, zeigten sich nicht nur Fannah, sondern beglückten auch die Masse mit ihrem Kunstblutregen. Eine vielseitige Show legten die Jungs um Sänger Chris „The Lord“ Harms aufs Parkett. Während der aktuelle Song „Full Metal Whore“ mit harten Metalklängen über den Platz hallte, verwandelte sich selbiger wenig später mit „La Bomba“ in eine riesige Partyarea. Auch die nachfolgenden Deathstars und Blutengel konnten das Feierlevel auf hohem Niveau halten. Tanzbar, aber deswegen mit nicht minder kritischen Worten prangerten die Spielmänner von Saltatio Mortis mit „Wo sind die Clowns?“ und „Wachstum über alles“ die politischen Zustände und gesellschaftlichen Zwänge an. Rock Ikone Rob Zombie begeisterte mit kratziger Reibeisenstimme und energiegeladener Rockshow. Den krönenden Abschluss des ersten Festivaltages allerdings lieferten ASP mit alten Klassikern und neuer Haarpracht. Mit „Krabat“ folgte man dem Ruf des Meisters, besang den wahren Satan und taumelte freudentrunken vorwärts und abwärts. Gänsehaut pur, als ASP das schönste Lied statt auf Papier auf die Haut zeichnete und die Massen gemeinsam im Schnee tanzten, um sich letztendlich, da unsichtbar und nicht mehr wesentlich, wie selbiger aufzulösen. Aber nein, das war weiß Gott nicht das Ende, denn als sich zehntausende Hände gen Himmel streckten, sich hingaben, das Ich nicht mehr zählte, aber dafür das WIR lebte, war sie da, die magische Verbindung. Perfekt und auf ewig besiegelt. Genauso, wie so manch überraschender Heiratsantrag des Wochenendes. Mit einer fulminanten und ausgeklügelten Pyroshow ging man dem Wunsch des gemeinsamen Brennens nach und verabschiedete die Fans würdig und absolut geflasht in die eisige Nacht.

Sonnenstrahlen vertrieben die nächtliche Kälte und trockneten den Tau. Mit einer angenehmen Dusche wurden die Lebensgeister aktiviert und eine gesunde Portion Koffein sorgte für die nötige Energie. Während Herr Spreng am Vorabend noch die Mainstage energetisch abfackelte, verzauberte er nun gemeinsam mit Kai Meyer die Zuhörer mit Auszügen aus der neuesten Geschichte „Das Fleisch von Vielen“. Schwarzer Engel hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die „Geister und Dämonen“ heraufzubeschwören. Jedoch zeugten der „Engel der Vernichtung“ und die „Kleine geile Nonne“ von Unzucht auf der Bühne, welche das Infield in einen brodelnden Hexenkessel verwandelten. Auch vor der Hangar Stage blieb Abkühlung ein Fremdwort, denn mit Tyske Ludder, Absolut Body Control, Tying Tiffany und Rotersand wurde tanzbarer Elektro Sound zum Besten gegeben und ließ die Fans das Tanzbein schwingen. Tanzwut regten selbiges auch unter den Main Stage Besuchern an. Während Legende Joachim Witt einst mit dem NDW-Hit „Der Goldene Reiter“ seinen Siegeszug antrat, eroberte er mit „Die Flut“ auch den Independent Bereich und begeisterte die Fans nicht nur mit seinen einmaligen Tanzeinlagen sondern auch mit seiner Neumond Tour. So rockig wie Apoptygma Berzerk das geneigte Publikum begeisterten, so extatisch und experimentell hingegen klangen die Einstürzenden Neubauten. Die Berliner machen seit den frühen 80er von sich reden und beeinflussten den Sound von Depeche Mode nachhaltig. „Heile, heile Segen, drei Tage Regen, drei Tage Schnee, dann tut es nicht mehr weh“, welch tröstende Worte die Mono Inc. dem Publikum entgegenschmettern. Dass es wichtig ist aufzustehen, weiterzugehen und nicht an Erinnerungen zu zerbrechen, machte Frontmann Martin Engler im aktuellen Song „Tag X“ zum Thema. „Hast du verstanden zu verstehen? Hast du geliebt, hast Du gelebt, wenn´s heut zu Ende geht?“ Große Worte, wahre Worte! So liebe, lebe, rede, verzeihe jetzt, denn ob man morgen noch die Gelegenheit dazu bekommt, kann keiner voraussagen. Trotz teils düster melancholischem Rock feierten die Fans und gaben ihren Idolen so viel Energie und Dank zurück. Gefeiert wurde auch im Hangar. Obwohl im Vorfeld die Antifa zum Boykott des Nachtmahr Auftritts aufrief, gab es letztendlich keine Aktionen oder gar Ausschreitungen. Schlussendlich war es an den Finnen Nightwish, dem Festival einen krönenden Abschluss zu bescheren und das taten sie fürwahr. Sie fackelten nicht nur ein imposantes Feuerwerk ab, sondern performten auch ein wundervolles, energiegeladenes Konzert mit neuen Hits und alten Klassikern. Einst trat Floor Jansen in große Fußstapfen und konnte nun einmal mehr beweisen, dass sie auch dem unverkennbaren Nightwish Sound stimmlich gewachsen ist. Eindrucksvoll die ausgelassene Spielfreude auf der Bühne, aber ebenso episch auch die feiernde Masse vor der Bühne. Ein wahrer Hörgenuss und Augenschmaus.

Was für ein Wochenende, was für ein unvergessliches M´era Luna. Es war unbeschreiblich, es war einmalig. Gemeinsame Zeit mit Freunden zu verbringen, interessanten Menschen begegnet zu sein und den Alltag für einige Zeit vergessen machen zu können. Mehr als 25.000 Besucher feierten bei bestem Wetter ihre Bands, ihren Lebensstil und zelebrierten ihre Lebenseinstellung. Melancholie greift lediglich nach dem Verklingen der letzten Töne um sich, denn nun heißt es wieder ein ganzes Jahr warten, ehe sich die große Familie zu einem der schönsten und friedlichsten Festivals einfindet. Ein ganz großer Dank an die Veranstalter, die Crew, die Security und die vielen helfenden Hände, die diesem Festival Jahr für Jahr Leben einhauchen.

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