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“Alles Rot”-Tour

Silly (8)Silly und Anna Loos zünden ein Feuerwerk aus alten und neuen Songs im ausverkauften Erfurter Stadtgarten

19.11.2010 [nm] Wenn unzählige Hände im Takt klatschen, die Köpfe mitwippen und sich die Körper immer enger zusammenschieben, um irgendwie einen Blick auf die mit einem weißen Tuch verhangende Bühne des Erfurter Stadtgartens zu erhaschen, an dem sich dunkle Schatten abzeichnen… dazu rote Lichtpunkte durch den Raum schwirren, die E-Gitarre aufheult, der Bass brummt, das Schlagzeug donnert, die Keyboardmelodie den roten Faden webt und sich darunter eine rauch-zarte Stimme mischt… wenn das Geheimnis nach diesem mystischen Intro und haltlosen Rufen wie „macht den Vorhang auf“ und „los“ endlich gelüftet wird. Wenn das Band-Logo in voller Größe über den Köpfen schwebt, ist klar: die DDR-Rockband Silly ist auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zurück. Mit dabei eine Frau, die sich als Sängerin und Schauspielerin schon längst einen Namen gemacht hat – Anna Loos.

Und wie sie zurück sind. Sie sind rockig, sie sind krachig, sie sind laut. Sie verschmelzen mit ihren Instrumenten und haben eine Bühnenpräsenz, dass so manche jünger Band locker einpacken könnte. Kurzum „Alles Rot“ ist ein Debüt. Aber kein Debüt von Anfängern. Denn es ist das erste Album von Silly gemeinsam mit Anna Loos. Auf der Elektro-Acoustic-Tour vor fast vier Jahren war Anna Loos erstmals mit Uwe Hassbecker (Gitarre, Violine), Ritchie Barton (Keyboards) und Jäcki Reznicek (Bass) als weibliche Verstärkung durch die Lande gezogen. Und Anna ruft in den Stadtgarten: „Da haben wir (die Band und Anna) uns verlobt, dann verliebt und jetzt sind wir verheiratet“. Denn bis zum Jahre 1996 hatte die unverwechselbare Tamara Danz der „Familie Silly“ eine Stimme gegeben. Ihr Krebstod war nicht nur für die Band selbst, sondern auch für zahlreiche Fans ein schwerer Schicksalsschlag. Sodass es um die Band nach dem Album „Paradies“ erst einmal ruhiger wurde. Doch Anna hat sich getraut. Sie hat die Rolle der Frontfrau übernommen. Natürlich kann sie die großartige Tamara Danz nicht ersetzen. Aber das ist wohl auch nicht das Ziel. Mit ihrer unverwechselbaren kräftigen Stimme, ihrer Leichtigkeit mit der sie über die Bühne wirbelt und alte und neue Silly-Songs singt, hat sie schon längst einen Platz in den Herzen der Fans sicher. Das wird hier und heute Abend schnell klar, denn schon bevor Silly und Anna Loos die Bühne stürmen singen einige, die wohl schon lange mit der Band verbunden sind, lautstark „Happy Birthday“ und als Anna endlich samt passend rotem Mikro das Konzert der „Alles Rot“-Tour eröffnet stimmt der halbe Saal mit ein. Da ist es fast egal, dass Anna schon einen Tag zuvor ihren 40. Ehrentag feierte. Die Sängerin ist sichtlich berührt und sagt „Das bei der ersten Ansage und nach dem ersten Song – ihr wollt mich wohl fertig machen.“ Nur um gleich hinterher zu schieben: „Meine Güte wir sind ja total auf Herbst eingestellt. Hier ist es so heiß, ich muss mich erstmal ausziehen.“ Sprachs und entledigte sich prompt ihrer Jacke. Da wäre die Vorband Bosse als Stimmungs-Anheizer zwar nicht nötig gewesen, aber deren kraftvoll-rockige Titel haben die minutenlange Wartezeit vergessen lassen. Der Jubelsturm war auch diesen Jungs sicher.

Wie befreit feuern Silly und Anna Loos im rappelvollen Erfurter Stadtgarten einen Song nach dem anderen ab. Ob bei neuen Titeln, wie „Nackter als du“ „Ich sag nicht Ja“ und „Erinnert“ oder bei älteren Silly-Songs wie „Asyl im Paradies“, „Bataillon d’amour“ oder „ So ne kleine Frau“ – das Publikum kontert erstaunlich textsicher und bejubelt jeden Titel nach Leibeskräften. Als Anna ins Publikum ruft „Auweia jetzt ist es aber echt warm – könnt ihr noch?“ bejaht die Meute dies mit einem deutlich „Jaaa“. Klar, das Silly und Anna heute nicht ohne Zugaben davon kommen. So ist die Stimmung beim aktuellen Charthit „Alles Rot“ untermauert von lautstarkem Klatschen, Jubelrufen und den immer noch schwirrenden roten Lichtpunkten, endgültig auf dem kochenden Höhepunkt angekommen. Aber wer jetzt traurig ist, dass sich auch der zweite Auftritt der Rocker mit den sehnsuchtsvollen, traurigen, kämpferischen – ja manchmal leicht melancholischen Texten von Liebe, Freiheit und Glück schon zu Ende ist, dem sei gesagt: Silly und Anna spielen am 7. Mai 2011 in der Erfurter Messehalle. Dann wird es wohl noch größer, noch rockiger – und wohl auch noch voller werden. Silly und Anna kommen aber nicht nur wegen der treuen Anhänger und Mega-Stimmung gerne wieder. „Die Thüringer Rostbratwürste schmecken einfach nicht so gut in Berlin“, wie Anna zum Abschluss in die Menge ruft und sich mit einem „Danke Erfurt“ und einem breiten Lächeln im Gesicht verabschiedet.

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